ADHS mit Samantha Eiding (@sammagehtsnochjunge)

Shownotes

ADHS erlebt auf Social Media einen echten Hype. Immer mehr Betroffene teilen ihre Erfahrungen und machen deutlich, dass die alten Vorurteile vom Zappelphilipp längst überholt sind. ADHS zeigt sich nicht nur in Hyperaktivität, sondern auch in Unaufmerksamkeit, Reizüberflutung und Schwierigkeiten in der Emotionsregulation, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Trotzdem sorgen stereotype Vorstellungen bis heute dafür, dass vor allem Frauen und Mädchen seltener eine Diagnose erhalten.

In dieser Podcastfolge spricht Samantha Eiding offen über ihr Leben mit ADHS. Sie erzählt von ihrem Weg zur späten Diagnose, beschreibt, wie sich die Symptome in verschiedenen Lebensbereichen zeigen, und gibt Einblicke in die Strategien, die ihr im Alltag helfen.

Instagram: sammagehtsnochjunge

Podcast: Samma gehts noch Junge?! - Der Podcast

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Transkript anzeigen

00:00:01: Das Wunder

00:00:02: Frau.

00:00:03: Frauengesundheit,

00:00:04: neue Gedacht.

00:00:08: Linda, ich freue mich auf diese Folge, weil es ist kein Heimspiel.

00:00:12: Ich glaube, die letzten Folgen immer so ein kleines Heimspiel.

00:00:14: Ich wusste immer so ungefähr, worum es geht.

00:00:16: Und diesmal ist das ganz schön fremd für mich.

00:00:18: Und ich glaube, ich bin heute auch ein bisschen zu Gast bei euch.

00:00:21: Ihr seid die beiden Expertinnen.

00:00:23: Und lasst uns aber mal nochmal gucken auf die letzten Folgen.

00:00:27: Hast du da wieder Nachrichten bekommen?

00:00:28: Ich habe einige bekommen.

00:00:29: Und ich glaube, bei dir ist auch der Posteingang ein bisschen gesprengt worden, oder?

00:00:33: Ja, aber mir war krasserweise super viel zum Thema Kinderwunsch los.

00:00:38: Wir hatten ja eine Folge genau zum Thema unerfüllter Kinderwunsch bzw.

00:00:42: wenn diese Reise einfach sehr lange dauert.

00:00:44: und da kamen ein paar Nachrichten, die würde ich gerne mal mit euch teilen.

00:00:48: Und zwar hat eine Frau geschrieben, wenn man in den Dreißigern ist, nicht den Partner gefunden hat, noch in der Ausbildung ist und man ganz klar nicht die finanziellen Mittel hat ein Kind zu bekommen, aber der Wunsch da ist.

00:01:01: könntest du dazu mal eine Podcastfolge machen.

00:01:03: Gerne auch aus gynäkologischer Sicht.

00:01:06: Wenn man so ein bisschen die Sorge hat, schreibt sie auch noch, dass mit fünf und dreißig alles vorbei ist.

00:01:12: Vielleicht magst du da direkt mal einhaken, Konstantin.

00:01:14: Nein, also Gott, ich bin auch ein Mann, das muss man jetzt auch dazu sagen.

00:01:19: Das ist halt in Internet steht natürlich immer ab, ab, ab, ab, ab.

00:01:22: Das stimmt ja auch statistisch, aber es ist ja nicht so, dass die von einen Tag auf dem nächsten bei Null liegt, sondern da sind einfach die Zeitintervalle, dass es dann funktioniert, ein bisschen länger, da muss man ein bisschen mehr Zeit einplanen.

00:01:32: Und klar, muss man da aber auch gut betreut sein, aber sonst funktioniert das super, also mit fünf, dreißig, go for it.

00:01:39: Wenn du dafür bereit bist auf allen Ebenen, dann... spricht er nicht dagegen erst mal.

00:01:43: Es hängt ja wahrscheinlich auch krass vom eigenen Lebensstil ab, oder?

00:01:45: Also, ich meine, ich habe meine erste Tochter auch mit, thirty-fünf bekommen.

00:01:50: Es ging ganz gut.

00:01:52: Ich bin jetzt ein Fall bei Spiel, aber man kann ja nicht alle Frauen über einen Kamm scheren, oder?

00:01:57: Ja, ich muss gerade überlegen, in der Praxis muss ich lange nachdenken, ob ich jetzt eine rauspicke, die unter thirty ist gerade.

00:02:03: Wir haben ja, es gibt immer so Saisons, wo viele Schwangere sind da sind, gerade ist wieder so eine heiße Saison irgendwie, wo viele Schwangere kommen.

00:02:10: Und so viele Jüngere sind da gar nicht dabei.

00:02:13: Also von daher, die Durchschnittsdeutsche ist ein dreißig Komma beim ersten Kind.

00:02:17: Und das wird sich auch noch ein bisschen weiter nach hinten ziehen, denke ich mal.

00:02:19: Also, so weit über dem Schnitt ist mal mit thirty wirklich nicht.

00:02:23: Also, wir haben Zeit.

00:02:25: Ja.

00:02:26: Dann kam noch eine Nachricht, mit welchen Fragen sollte ich mich dann auseinandersetzen, wenn ich mir ein Kind wünsche?

00:02:32: Fand ich auch spannend?

00:02:34: Könnte man vielleicht auch mal drüber quatschen?

00:02:36: Welche Fragen sollte man sich da wirklich stellen?

00:02:38: Mit welchen Gegebenheiten kann man sich überhaupt schon vorher mental auseinandersetzen?

00:02:43: Und was rollt dann vielleicht trotzdem dann überein hinüber?

00:02:48: Es gibt ja immer so ein Spruch, das hätte ich vorher gerne gewusst oder das hat mir keiner erzählt.

00:02:52: Ich glaube, da kann man noch so viele Fragen stellen.

00:02:54: An dem Punkt kommt man immer.

00:02:56: Ja,

00:02:57: also vielleicht geht es euch ja auch so und ihr sagt ja das Thema Kinderwunsch, das würde mich auch interessieren, da würde ich gerne nochmal in die Tiefe gehen, dann schreibt es doch gerne mal direkt unter dem Podcast oder schickt uns auf Instagram eine Nachricht entweder an Konstantin, an Güneco Logisch oder an mich lindappunkt, psychologin.dindalineweber, jetzt kenne ich schon meinen eigenen Instagram-Kanal nicht mehr, dann wissen wir auf jeden Fall, dass ihr bei dem Thema auch ein Feier seid.

00:03:22: Okay, apropos Thema.

00:03:23: Wir haben heute ein Thema, ich habe schon angeteasert und das ist ADHS und ich freue mich da extrem drauf.

00:03:28: Ich werde jetzt die Definition einfach mal runter rasseln und mal gucken, ob sich die ein oder der andere da wiederfindet.

00:03:35: Also wir alle kennen ja irgendwie ADHS im Umgangssprachlichen, dass man so sehr hyperaktiv ist und dafür steht auch die Abkürzung, dass es Aufmerksamkeit, Defizit, Hyperaktivitätssyndrom oder auch Störung.

00:03:46: Das ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, also hat auch was mit dem Neurodevo... Vorgängenten vorm Kreis zu tun.

00:03:53: Und ja, diese Menschen sind oft unaufmerksam oder hyperaktivität oder impulsiv und haben da Probleme an mehreren Orten in ihrem Leben, zum Beispiel in der Schule oder an der Arbeit und auch zu Hause.

00:04:05: Das ist auch eines der Definitionen.

00:04:08: Die Symptome müssen quasi vor dem zwölften Lebensjahr aufgetreten sein, fand ich super spannend, als ich es gelesen habe und in mindestens zwei Lebensbereichen vorhanden sein.

00:04:16: und ein weiteres Kriterium.

00:04:18: Die sozialen, schulischen, beruflichen Funktionsfähigkeiten müssen deutlich beeinträchtigt sein, wo ich mich gefragt habe, was bedeutet das, wenn ich jetzt schlecht in der Schule bin, weil ich unaufmerksamer Schüler bin.

00:04:29: Ist das schon deutlich beeinträchtigt, weil ich schlechte Noten damit nach Hause bringe?

00:04:32: Oder wie definiert sich das eigentlich?

00:04:34: Ja, und diese Beeinträchtigungen dürfen halt nicht durch irgendwelche anderen psychischen Störungen erklärbar sein.

00:04:39: Und jetzt kommt es, warum ich hier vielleicht als Gynäkologer auch meinen Platz finde.

00:04:43: Denn bei Mädchen und Frauen wird ADAS lange übersehen.

00:04:47: Denn dieser klassische Zappelfillip oder Zappelfillipine, wie man so im Kopf hat als Stereotyp, das ist bei vielen Mädchen und Frauen nämlich gar nicht so.

00:04:55: Das sind eher die unaufmerksamen Typen mit Tagträumen, Versinken in einer Fantasiewelt.

00:05:02: Die sind oft still, ruhig, ganz zurückgezogen und haben dann auch so ein Overthinking, also so ein Gedankenkarussell, in dem sie ständig festhängen.

00:05:10: Und dazu kommt, dass sie sich emotional instabil fühlen können, mit Ängsten, Traurigkeit oder auch ein intensives Schmerz erleben.

00:05:18: Und dafür sind Frauen mit ADS oft sehr kreativ und können, wenn sie was interessiert, in so einem Art Hyperfokus sein, wo man wirklich in kürzester Zeit unglaubliches schafft und da freuen wir uns gleich auf unsere Gäste, die da wahrscheinlich auch ein bisschen was erzählen kann.

00:05:32: Also wer eine Bachelorarbeit in zwei Wochen schreibt und in so einem Hyperfokus steckt, das kann schon sein, dass da vielleicht was Neurodivergentes hintersteckt.

00:05:39: Ja, aber diese Reizoffenheit, das gehört uns, diese fehlenden Filter, die einen leicht ablenken lassen und da hat man natürlich auch Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen.

00:05:48: Also im Alltag, in unserem gesellschaftlichen System, das ist enorm schwer.

00:05:53: Und was noch extrem schwer ist, wenn ADS eben nicht erkannt wird, vor allem bei Mädchen und Frauen, wie wir gerade gehört haben, nicht dieses Hyperaktivitätssymptom vielleicht mitbringen, sondern eher zurückgezogen, vielleicht auch traurig sind und dann ganz schnell mal gesagt wird, das ist eher eine Depression oder eine depressive Episode.

00:06:11: Ja, das passiert immer noch leider viel zu oft, denn ja, die offiziellen Diagnosekriterien auch hier richten sich noch immer sehr an das männliche Bild und die Mädchen rutschen mal wieder durch.

00:06:20: Ganz genau.

00:06:21: Und Mädchen rutschen vielleicht auch deswegen durch, weil sie bei diesem stillen, ruhigen, zurückgezogenen Bild oft dem Schema entsprechen, was sich viele von den Mädchen wünschen.

00:06:33: Also das will ich einfach an der Stelle noch mal ergänzen.

00:06:35: Diese Art mit, ah, der ist umzugehen, ist etwas, was von der Gesellschaft von Mädchen oft auch so ein bisschen erwartet wird.

00:06:45: Und das macht es natürlich noch schwerer.

00:06:47: Was gibt es denn?

00:06:50: an Wissen, wie ADS überhaupt entsteht.

00:06:52: Momentan geht man davon aus, dass es eine starke genetische Komponente gibt.

00:06:57: Und zwar siebzig bis achtzig Prozent.

00:06:59: Und außerdem kann man strukturelle und funktionelle Hirnveränderungen vor allem im präfrontalen Cortex und den Basalganglien feststellen.

00:07:07: Und der präfrontale Cortex, das kann man sich so vorstellen, der ist ein bisschen die Exekutive von unserem Gehirn.

00:07:11: Das heißt, den brauchen wir Fünf Fokus, um Entscheidungen zu treffen, um auch zu priorisieren.

00:07:17: Und das ist ja was, für Menschen mit ADHS, was gar nicht so einfach ist zu entscheiden.

00:07:23: Womit möchte ich anfangen?

00:07:24: Was ist jetzt gerade wichtig und was möchte ich vielleicht auch zu Ende stellen?

00:07:29: Die andere große Funktionen vom präfrontalen Cortex zusammen mit dem Hypocampus ist, Emotionen zu regulieren, Impulse zu regulieren und die, wenn es gewünscht ist, auch zu unterdrücken.

00:07:40: Und wenn wir wissen, okay, da ist jetzt... eine Entwicklungsstörung, der funktioniert einfach anders bei Menschen mit ADHS, dann ist es auch total nachvollziehbar, dass das alles ein bisschen anders läuft und das Impulse vielleicht eher rauskommt, dass da Coping-Strategien entwickelt werden, sei es mit Essen, was auch in Zusammenhang ist mit ADHS, dass man sich das Dopamin, also die Glücksgefühle über das Essen holt, einfach total nachvollziehbar ist.

00:08:06: So, jetzt aber genug zum Hintergrund.

00:08:09: Ich glaube, da kann uns Sammy heute noch Viel, viel mehr dazu erzählen.

00:08:13: Sie ist nämlich heute bei uns zu Gast.

00:08:15: Das ist Samantha Eiding.

00:08:17: Und ich freue mich sehr, dass du da bist.

00:08:19: Hallo.

00:08:19: Hallo.

00:08:20: Guten Morgen.

00:08:23: Guten Morgen, Sammy.

00:08:24: Du bist Soziologin, Pädagogen, Podcasterin, Content Creatorin und hast, wie du so schön sagst, das kritische Denken studiert.

00:08:33: Ja.

00:08:34: Du teilst es auch alles mit deiner Community, sprichst da über diverse Themen.

00:08:38: Was ist dir dann bei deiner Arbeit wichtig?

00:08:41: Was möchtest du eigentlich, was man gegenüber ankommt?

00:08:43: Ich glaube, dass... Also erst mal bin ich, glaube ich, mit der Intention reingegangen, dass ich mich einfach ausdrücke und irgendwie auslebe und mir natürlich auch an Erkennung vielleicht hole, so unterbewusst.

00:08:54: Aber ich wollte vor allem Menschen mit auf meinen Weg nehmen, wie ich mich selber irgendwie erlebe und was dabei so rumkommt, weil ich aber das Gefühl hatte so, oh Mann, ich kann doch nicht alleine damit sein, irgendwie mit Anfang dreißig immer noch so mit meinem Körper zu struggling oder jetzt auch mit der ADHS Diagnostik oder mit dem Weltgeschehen oder... egal was es ist, dass ich so das Gefühl habe, ich würde gerne teilen, was ich denke, weil ich glaube, das könnte auf Resonanz treffen.

00:09:20: und so ist es tatsächlich.

00:09:21: Ich bekomme jeden Tag ganz, ganz, ganz viele Nachrichten, gerade über alle Sachen.

00:09:26: die was mit dem Körper-Körper-Bild zu tun haben, wo einfach vom... Also eigentlich fast ausschließlich Frauen mir schreiben, die sagen, Boah, dass du hast verändert, wie ich mich selber im Spiegel sehe oder du hast verändert.

00:09:40: Weil ich nicht... Einmal habe ich so einfach mitten im Rehbe angefangen zu heulen, hat mir jemand geschrieben, Boah, ich war jetzt wegen dir und deinen Videos zum ersten Mal mit meiner dreijährigen Tochter im Schwimmbad, weil ich dich im Badanzug immer und immer und immer wieder gesehen habe.

00:09:52: Und ich glaube, dass... Ja, ich will die Leute einfach mit auf den Weg.

00:09:55: Und das ist irgendwie so das, was dabei rumkommt.

00:09:57: Ich hatte gar nicht so eine Intention, was ich damit machen will.

00:10:00: Das ist eher so was geworden, was es jetzt ist.

00:10:03: So würde ich es, glaube ich, beschreiben.

00:10:05: Das wirkt von außen total Selbstbewusst.

00:10:07: Fühlst du das auch?

00:10:08: Oder ist das manchmal so, ich erzwinge mir jetzt mein Selbstbewusstsein, um den Leuten was zu geben?

00:10:13: oder fühlst du das wirklich?

00:10:14: Oder hast du auch mal so wirklich zweifelnde Momente?

00:10:17: Also es kommt drauf an.

00:10:17: Also ich glaube, es ist sehr... Also jetzt, wo ich weiß, dass ich ADHS habe, habe ich natürlich sehr viel darüber gelernt, dass das auch sehr viel sich mit so was wie Imposter, also das Imposter-Syndrom, also dass man so denkt, man hat sich das alles ausgedacht und man ist vielleicht gar nicht so klug oder man ist vielleicht gar nicht so fanny oder was auch immer.

00:10:35: Ich finde, das kann man ganz gut an meinem Soziologiestudium ablesen.

00:10:39: Ich habe meine Maßarbeit übrigens in zwei Wochen geschrieben.

00:10:42: Und ich habe erst dieses Jahr tatsächlich, als ich wirklich angefangen habe, ADHS-Medis zu nehmen, angefangen auch öffentlich über Soziologie und sowas zu reden, weil ich mich gar nicht getraut habe, weil ich immer dachte, boah, alle wissen es viel besser als ich, weil ich da sehr klein gehalten wurde irgendwie auch im akademischen Bereich.

00:11:00: Also von meiner Familie teilweise, die gesagt haben, du hast dir nichts richtiges studiert und so.

00:11:04: Und erst so mit diesem immer mehr erlangtem Selbstbild, bin ich da überhaupt hingekommen zu sagen, okay, ja, ich kann da selbstbewusst sein, aber generell ist das Ganze im Internet existieren für mich auch eine Praxis, um selbstbewusst sein zu erlangen und jetzt auch zu behalten.

00:11:23: Das ist so schwierig zu erklären, glaube ich, für Menschen, die vielleicht nicht nur eine Divergenz sind.

00:11:27: Jetzt bricht das als Erklärung ab, weil ich weiß, theoretisch weiß, ich war, was du machst, ist ganz gut.

00:11:32: Aber ich habe das lange, lange nicht gefühlt.

00:11:34: Also ich habe es trotzdem gemacht.

00:11:35: Ich meine, alles, was bei Instagram jetzt ist, ich habe vor zwei Jahren knapp angefangen, habe ich mir in zwei Jahren aufgebaut.

00:11:40: Und das erkannte man ja eigentlich schon sagen, Respekt.

00:11:44: Aber ich konnte mir das ganz lange nicht sagen.

00:11:47: Jetzt wird es langsam so ein bisschen besser.

00:11:48: Ich mache jetzt auch Ergotherapie und so.

00:11:50: Also ich bin jetzt an.

00:11:51: richtigen Stellen irgendwie angesetzt, habe ich das Gefühl und so langsam kann ich ein bisschen ernten, dass ich bin so, ach ja, ich bin eigentlich ganz lustig und ich sage auch eigentlich manchmal ganz schlaue Sachen.

00:12:02: Du hast ja auch schon eine kleine Journey hinter dir.

00:12:04: Du bist ja nicht von Anfang an ins Internet eingestiegen, wenn wir das mal als Beruf nehmen, das Internet.

00:12:10: Was hast du denn davor gemacht und wie ging's dir da?

00:12:12: Erzähl doch mal.

00:12:13: Also ich hab alles Mögliche gemacht.

00:12:15: Ich hab sehr lange studiert, wie sich natürlich gehört für jemand der Gesellschaft zum Geisteswissenschaften studiert.

00:12:20: Ich hatte irgendwie, ich weiß gar nicht, fast zwanzig Semester, auch inklusive Corona natürlich.

00:12:24: Und ich hab als Nennige gearbeitet, ich hab als Sozialarbeiterin sehr lange gearbeitet, über zehn Jahre in ganz verschiedenen Settings in, ja, weiß ich nicht, Gruppensettings mit Jugendlichen, auch in der direkten Familienarbeit und so.

00:12:38: Sozialpädagogische.

00:12:39: Familienhilfe, Schulassistenz, etc.

00:12:44: Und hab dann auch, dann hab ich eine Kurve gemacht, während Corona hab im Testzentrum gearbeitet.

00:12:49: Dann hab ich beim ZDF gearbeitet als Redakteurin und dann hab ich mich selbstständig gemacht.

00:12:54: Also so ein bisschen, dass ich mir schon alles Mögliche gemacht.

00:12:56: Und es ging mir auf jeden Fall, was Arbeit an ging, nie besser als jetzt.

00:13:00: Wobei ich jetzt auch mit meinen Therapeuten oder auch meine Ergotherapeutin rausgearbeitet hab, dass ich auch ohne, dass ich wusste, dass ich ADHS hab, was ich ja tatsächlich erst seit diesem Jahr weiß.

00:13:08: Mir quasi schon Leben und auch Jobs oft gesucht habe, die dem so entsprochen haben, die sehr abwechslungsreich waren, wie zum Beispiel jetzt Nanny sein, war sehr abwechslungsreich mit den Kids.

00:13:17: Ich konnte da immer alles mit denen machen, zwar immer mega funny und auch die anderen Jobs, auch dass da viele Wechsel drin waren.

00:13:23: Und ich habe immer mehr daran, so, ich hatte immer unregelmäßige Arbeitszeiten und ich habe es geliebt.

00:13:28: Und ja, jetzt mit dem ADHS ist da natürlich so ein Stempel drauf, der so, aha, macht, weil ich so bin, so, ah, ja.

00:13:34: Aber ja, es ging mir auf jeden Fall immer ganz okay.

00:13:38: Ich glaube, dass ich jetzt an die ADHS-Diagnose gekommen bin, ist natürlich oder die Diagnose viel mehr, ist natürlich eine große Erleichterung.

00:13:44: Es wäre aber vorher auch gar nicht möglich gewesen, weil ich musste erst mal meine Traumatherapie irgendwie hinter mich bringen und das loslassen, bis man überhaupt an die Diagnose rangekommen ist, wie du vorhin ja schon so schön gesagt hast.

00:13:55: Und hattest du, bevor jetzt die Diagnose gefallen ist, schon das Gefühl, sagen wir mal als Kind oder Jugendliche, heranwachsende, dass du anders bist?

00:14:03: Also ich kenne das von mir.

00:14:04: Ich habe, glaube ich, das erste Gedanken mal mit sechs Jahren, wo ich gemerkt habe, irgendwie ich bin nicht normal.

00:14:08: Das habe ich auch dann mal offen ausgesprochen.

00:14:10: Ich meine, mit sechs Jahren ist schon irgendwie krass früh, dass man so früh merkt, irgendwie passt ich nicht in die Norm.

00:14:16: Auf jeden Fall hatte ich das.

00:14:17: Also jetzt, wenn ich mir das so angucke, meine Mutter hatte auf jeden Fall ADHS.

00:14:20: Mein kleiner Bruder hatte, als Herr Klein war, schon eine Diagnose und so.

00:14:23: So ist es auf jeden Fall.

00:14:24: It runs the family, wie man so schön sagt.

00:14:26: Aber im Leider wurde mein Anderssein sehr negativ gelabelt.

00:14:31: Also ich war immer in Anführungsstrichen früher, ich bin jetzt thirty-fünf, war das noch ein anderer Sprech, glaube ich, aber ich wurde immer sehr als Klassenclown gelabelt und ich nicht angepasst, sehr laut, sehr unruhig, die muss immer mehr Sport machen, die benimmt sich gar nicht wie ein Mädchen und so, also sehr in diesem stereotypischen... Geschlechterrollen, Ding und dies faul und weil ich dann schon Leistung erbringen konnte.

00:14:54: Aber oft dann nur eine Belohnung geknüpft, dann wurde mir oft vorgeworfen, ah, die macht das alles mit Absicht, die will uns alle verarschen und so.

00:15:00: Das war schon krass ein bisschen.

00:15:04: Das klingt auf jeden Fall nach nach ganz schön viel runterschlucken müssen.

00:15:08: Ja, sehr.

00:15:09: Ich bin ja dann auch aus meiner Jugend rausgegangen mit einer postraumatischen Belastungsstörung.

00:15:13: Das ist so lustig, wenn man das jemandem erzählt, weil das ist, finde ich, auch so ein Begriff ähnlich wie ADS, der natürlich auch sehr geprägt ist von Grace Anatomy.

00:15:20: und Leute kommen aus dem Krieg zurück und haben irgendwie was Schlimmes erlebt und haben jetzt eine postraumatische Belastungsstörung.

00:15:25: So war das für mich damit der Diagnose auch, dass ich bin einfach sehr traumatisiert rausgekommen aus meinem Elternhaus.

00:15:31: Und es war ... anstrengend.

00:15:34: Und es war a lot, auf jeden Fall.

00:15:35: Ich hab nicht ohne Grund dann acht Jahre Therapie gemacht.

00:15:39: Ich hab ja Verhaltenstherapie gemacht, Traumatherapie und noch eine Körpertherapie, um da irgendwie hinzukommen.

00:15:45: Aber ich hatte den Antrieb immer schon.

00:15:46: Das ist meine Ergotherapeutin, wär stolz auf mich, wenn ich das jetzt sage.

00:15:49: Weil ich hab das natürlich trotzdem alles aus eigenem Antrieb gemacht, auch Therapie anzufangen, auch irgendwie da dran zu bleiben und irgendwie dran zu glauben, dass ich, ja ... dem Gedanken glauben darf, dass das so nicht sein sollte und dass sich das so für mich nicht anfühlen sollte.

00:16:04: Und

00:16:04: wann hast du das verstanden?

00:16:06: Wann hast du verstanden, dass du deinen Gedanken glauben darfst?

00:16:09: Ich glaube tatsächlich, also noch nicht so früh, wie man jetzt denkt.

00:16:12: Auf jeden Fall nicht mit sechs.

00:16:14: Aber

00:16:15: irgendwie, ich würde sagen, als dann meine Mutter gestorben ist, war ich neunzehn.

00:16:20: Und dann hatte ich schon eine Therapeutin so seit einem Jahr, weil ich vorher auch immer oft komplizierte, zwischendurchschnittliche Beziehungen geraten bin.

00:16:28: Und mir immer so dachte, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich das Problem bin.

00:16:33: Aber so, natürlich in einem sehr... noch nicht so weit entwickelten Kopf war ich immer schon so, ich weiß nicht.

00:16:38: Und ja, jetzt habe ich die Frage vergessen, sorry.

00:16:42: Wann du dir erlaubt hast, deinen Gedanken zu glauben?

00:16:44: dass das jetzt nicht so bleiben muss.

00:16:47: Ich würde sagen, irgendwann mit siebzehn, achtzehn.

00:16:50: Einfach, wo ich genug Erfahrungen gesammelt habe, wo ich dachte, irgendwie kann es nicht sein, dass die ganze Welt gegen mich ist.

00:16:56: Dann hab ich trotzdem noch mal dreizehn Jahre gebraucht, um das zu glauben.

00:17:01: Der Schritt, mit Therapie anzufangen und mir irgendwie Hilfe zu holen.

00:17:05: Ich hatte ganz tolle Therapeutinnen.

00:17:07: Da ging das los, dass ich das Gefühl hatte, irgendwie, weil ich hab immer schon einen sehr großen Gerechtig.

00:17:14: gehabt und ich habe mich immer so ungerecht behandelt gefühlt.

00:17:17: Und das hat gestimmt einfach.

00:17:18: Also ich wurde an sehr vielen Ecken sehr ungerecht behandelt und dem Gefühl bin ich nachgegangen.

00:17:22: Aber so richtig glauben kann ich es mir glaube ich erst seit, weiß ich nicht, diesem Jahr vielleicht.

00:17:25: Also es ist tatsächlich noch ein sehr neues Gefühl.

00:17:29: Also seit dem Jahr, wo du die ADHS Diagnostik auch hast, ist ja

00:17:32: auch interessant.

00:17:33: Wie kam es zur Diagnostik?

00:17:34: Hat dich jemand von außen gesagt, du check mal ab oder hast du dann selbst gesagt, das ist in der Familie, jetzt muss ich es wissen.

00:17:40: Ich hatte schon eine Person, die ich gedatet hab jetzt vor meiner Beziehung jetzt, die hat das schon immer mal gesagt.

00:17:46: Ich hatte auch tatsächlich mit meiner Traumotherapeutin und so immer mal wieder drüber gesprochen.

00:17:50: Kann das nicht sein, dass ich ADHS hab und so und alle waren aber immer so, nee, sie sind, also das ist interessant, hab ich auch schon oft gehört, dass viele Therapeuten, die nicht vielleicht so einen Fokus auf ADHS haben, das vielleicht gar nicht so sehen, weil was natürlich du bestimmt auch bestätigen kannst, ist, dass die Symptome von zum Beispiel Depressionen, posttraumatische Belastung, Störungen, sogar Borderline und so, sich krass überschneiden mit ADHS und generell Neuro... Ich verwechsel immer die zwei Wörter, kriege ich immer Ärger.

00:18:22: Und das, glaube ich, deswegen noch gar nicht gekommen ist.

00:18:24: Aber es war immer schon so ein bisschen auf dem Plan.

00:18:26: Ich hatte das mit meinem Bruder gar nicht so krass auf dem Schirm.

00:18:29: Und dann jetzt erst quasi letztes Jahr, meine beste Freundin, hatte eine Therapeutin.

00:18:34: Und dann sie ist eigentlich, also ihre komplette Hyperaktivität ist auch in ihrem Kopf.

00:18:38: Also klar, sie wippelt auch und so, aber sie ist sehr, es ist alles sehr in ihrem Kopf.

00:18:42: Und sie war immer ein sehr angepasstes Kind.

00:18:43: Und dann kam bei ihr so, ey, sie haben wahrscheinlich ... sehr starkes ADHS, wo man es von außen gar nicht sieht, in anfühlen Strichen, was ja gar nicht stimmt, aber einfach in diesen Spektrum.

00:18:52: Und dann meinte sie, boah, das haben wir bei dir doch eigentlich auch, weil sie dann in so ein Rabbit Hole reingegangen ist, sich das komplett mal reinzufahren, wie es eigentlich ADHS bei Frauen und was geht da eigentlich ab?

00:19:01: Und dann war sie so, boah, ja, und dann habe ich der Diagnose-Therapeutin geschrieben, in Wuppertal sitzt die, die auch ein bisschen so spezialisiert ist auf ADHS bei Frauen.

00:19:11: Und die, da hab ich meine Zeugnisse geschickt und die war so, ja, also kommen Sie bitte nachher vorbei.

00:19:16: Das ist okay.

00:19:17: Da steht schon in der ersten Klasse, ich hab's letzte wieder durchgelesen, so.

00:19:20: Der erste oder zweiten Klasse steht schon so, ja, macht Regen mit, aber wenn sie es nicht interessiert, hat sie gar keinen Bock drüber.

00:19:26: Das ist einfach so lustig irgendwie.

00:19:28: Und ja, unterhält gerne die Ehre mit Schülerinnen und so.

00:19:32: Ja, so war das.

00:19:34: Und dann ging es relativ schnell.

00:19:36: Ich wollte nur gerade einhaken und Linda mal fragen, wie die Diagnostik aussieht, weil viele glaube ich wissen gar nicht, dass man da so zurück in die Kindheit auch gucken muss mit den Zeugnissen von damals.

00:19:44: Also ich war ja auch jetzt schon mal drauf und dran, da mal zu gucken, ist da irgendein Spektrum oder sowas.

00:19:49: Und dann hieß es ja, bringe mal die Zeugnisse von der Grundschule mit.

00:19:52: Ich weiß gar nicht, ob ich die noch habe, aber warum guckt man da so?

00:19:56: in die Kindheit auch rein.

00:19:57: Also ich muss ja auch ehrlich sagen, ich selbst mache keine Diagnostik für ADHS Frauen und Mädchen und auch nicht für kleine, für Jungs oder Männer.

00:20:05: Da gibt es ja wirklich spezialisierte Therapeuten und es gibt auch Diagnostik-Institute.

00:20:11: Da gibt es auch mittlerweile einige, wo man auch schon online einige Schritte machen kann.

00:20:15: Das ist ganz gut, da sind nicht so lange Wartezeiten.

00:20:18: Würde ich auf jeden Fall immer mal so ein bisschen mitdenken.

00:20:21: Aber jetzt aus meiner Sicht ist es, glaube ich, einfach wichtig, wenn wir davon ausgehen, ist es wirklich eine neurobiologische Entwicklungsstörung.

00:20:27: Dann ist es eben auch von Anfang an da und dann ist es wichtig, sich das in der Gesamtheit anzuschauen und zu gucken, in welchen Bereichen ist es schon wie aufgeploppt und sehen wir da eine Kontinuität?

00:20:39: oder hat sich das auch verändert?

00:20:41: Weil aus meiner Perspektive bedeutet es ja, ich mit meinem Gehirn, unsere Klammer auf.

00:20:48: Die Gehirne von uns allen sind ein bisschen unterschiedlich.

00:20:50: Klar, mal zu.

00:20:52: Passt nicht in das System.

00:20:53: Und das schaut man sich ja ganz krass an, ne?

00:20:56: Also wo ploppen Menschen mit der Symptomatik einfach immer wieder hoch und gibt's da eine Kontinuität.

00:21:03: Ja, okay.

00:21:04: Und Sammy, als die Diagnose gefallen ist, ich meine, fast immer freut man sich fast über eine Diagnose, ne?

00:21:10: Das kenn ich jetzt auch aus der Praxis, wenn ... Frau mit heftigsten Schmerzen auf einmal gesagt bekommen nach der OP, sie haben Endometriose, dann weinen die vor Freude fast, dass sie die Diagnose bekommen haben, weil es endlich eine Erklärung für so vieles gibt.

00:21:22: Es gibt natürlich auch den Fall, dass man sich da so ein bisschen reinbegibt und sagt, so wie so eine Opferrolle.

00:21:27: Weißt du, wie ich meine?

00:21:28: Dass man sagt, ja, das liegt aber alles daran.

00:21:29: Ich habe ja ADHS und deswegen komme ich jetzt nicht so in Quark.

00:21:32: oder weißt du gar ja.

00:21:33: Wie war das bei dir?

00:21:34: War das eher so erleichtern oder eher so?

00:21:36: Das ist jetzt mein Freifahrtsschein.

00:21:38: Ich war ... Tief traurig, ehrlich gesagt.

00:21:41: Weil es ein Gefühl bestätigt hat, dass ich schon so lange gefühlt habe.

00:21:46: Nämlich, dass ich irgendwie ungerecht behandelt werde und dass es eigentlich nicht sein kann, dass es so ist.

00:21:51: Und ich hatte dann die Diagnose und es ist auch rausgekommen.

00:21:54: Also ne, es ist ein Spektrum und es gibt... kein leichtes und kein starkes ADHS, aber ich habe an allen Messpunkten auf jeden Fall fast allen komplett stark ausgeschlagen.

00:22:02: Das heißt, es ist auch auf jeden Fall sehr deutlich ausgeprägt.

00:22:05: Ich weiß nicht, ob das so die professionellste Art ist, das zu formulieren.

00:22:10: Aber ich weiß noch, dass ich dann nach Hause gefahren bin und es war eigentlich schon nach der ersten Sitzung, meinte die Therapeutin aus.

00:22:16: Sieht gut aus so mäßig.

00:22:22: ... bin ich nach Hause gekommen und habe erst mal ein paar Tage einfach auch ... ... mich in das Gefühl reinbegeben, so zu ... ... nochmal zu spüren, dass ich wirklich so ... ... ja, ungerecht und unfair behandelt wurde, weil ... ... ich war kein ... ... dummes oder hinterhältiges und faules Kind.

00:22:41: So, ich habe einfach ein Gehirn, das anders funktioniert ... ... und gerade als Pädagogin war ich dann auch so, boah, wenn man mich ... ... es war eher so ein ... Schmerz, so eine Wehmut fast, die sich so in dem Bereich berichtet hat von so, ey, wenn man mir das einfach, wenn ich das gewusst hätte, und wenn ich Eltern gehabt hätte, ne, ich hab's vorhin gesagt, meine Mutter ist gestorben, die hat sich umgebracht, die war selber sehr krank, bei uns zu Hause war sehr viel los.

00:23:03: Die da Kapazitäten für gehabt hätten, mich entsprechend zu fördern und zu fordern.

00:23:08: Wer weiß ich nicht, hätte vielleicht aus ganz anderes aus mir werden können.

00:23:12: Und ich hätte nicht, ja, bis Anfang dreißig irgendwie ... gebraucht, um irgendwo mal ein bisschen anzukommen.

00:23:21: Weil das schon sehr treibend war, dieses so, es ist irgendwas falsch mit dir.

00:23:26: Und das war dann eher wie so eine kleine Richtigstellung von wegen so, ey, es ist gar nicht unbedingt was falsch mit mir.

00:23:31: Aber der Schmerz kam dann irgendwie nochmal so sehr hoch.

00:23:35: Also es ist generell ... Ein großes Puzzleteil zu meinem Selbstbild.

00:23:40: Das ist auch die Erfahrung, die ich im letzten halben Jahr mache, auch mit den Medis zu kommen.

00:23:45: Aber da habe ich das Gefühl, ich komme zum ersten Mal richtig bei mir an und kann die Sachen, die ich gut kann, für die Sachen, die ich gut kann, anerkennen und die Sachen, die ich nicht so gut kann.

00:23:55: Das ist okay, weil ich nicht ... Also, es ist so voll, ich checke.

00:23:59: Aber dieser Schmerz war schon ... ist schon sehr groß.

00:24:02: Bei einem Großteil meiner Kindheit und Jugend war ich einfach, die, die zu viel war und die, die sich keine Mühe gibt.

00:24:07: Und zu wissen, dass das nicht eine Charakterschwäche ist, sondern eine neurologische Besonderheit.

00:24:15: Ja, war schon sehr traurig, aber auch natürlich erleichtert.

00:24:19: Aber kein Freifahrtsschein.

00:24:20: Also das überhaupt nicht.

00:24:21: Ich hasse, dass meine Leute das machen.

00:24:23: Also tut mir auch leid, wenn Leute das machen.

00:24:25: Weil ich mir immer so denke, die machen ist ja dann auch eine Erklärung.

00:24:27: Aber wenn Leute so damit rumrennen, das soll es Schutzschild vor sich halten, sind sie so, ich hab ADHS, ich hab ADHS, bin ich aber so ein bisschen so, ja okay, ich auch.

00:24:34: Man kann trotzdem Verantwortung für Dinge übernehmen.

00:24:36: Man kann es zumindest versuchen.

00:24:38: Es denkt auf jeden Fall danach, wenn du das so beschreibst, dass der Weg ... nicht ganz so steinig hätte sein müssen, wie er war, den du gegangen

00:24:48: bist.

00:24:48: Genau, ich glaube, das war das.

00:24:49: Ich glaub, ich glaub, ich hab einen Tag später so auch ein Video für Instagram aufgenommen und war so, ey, ich hab jetzt die Diagnose, ich hab ADHS und ich find so traurig, weil die kleine Sammy irgendwie, wenn ich jetzt an die denke, wenn man der das einfach gesagt hätte, weil ich war schon immer ein sehr schlaues Kind, also ich war immer auf Zack so, wie wir alle gesagt haben, vielleicht auch nicht, ich war immer schnell und schnell am Kombinieren und so.

00:25:12: Und wenn ich das vielleicht gewusst hätte, hätte sich mein Selbstbild schon früher festigen können.

00:25:16: Und ich hätte in den Sachen, die ich gut kann, Selbstwusstsein entwickeln können, wie es ja einfach ist bei Kindern.

00:25:22: Und in den Sachen, die ich vielleicht nicht so gut kann, Tools bekommen können und das gut also handeln können.

00:25:28: Weil ich hab ja trotzdem alles irgendwie hingekriegt und bin trotzdem im Uni-Abschluss gemacht.

00:25:33: Und wenn jetzt irgendwie, hab mir das mit Social Media aufgebaut, war auch erfolgreich in meinem Job davor und so.

00:25:37: Das ist schon okay, aber ... Der Preis, den ich gezahlt habe, war, glaube ich, auch ein bisschen anderer.

00:25:43: Weil bei mir ist der größte Unterschied die Emotionsregulation jetzt quasi.

00:25:48: Also mein Leben war sehr geprägt davon, dass ich das eine Woche wirklich vorbei sein konnte, wenn ich eine zwischenmenschliche Interaktion am Wochenende hatte, die ein bisschen schiefgeklungen hat oder so.

00:26:00: Also ich war total... Ich bin, also meine Therapeutin meinten immer, ich bin hoch sensibel, was meist nicht glaube ich auch ein bisschen kritischer Begriff ist inzwischen, aber so dieses, ich bin sehr empfänglich für andere Emotionen, ich kann Räume sehr gut lesen.

00:26:15: So dieses Ganze.

00:26:16: Und das hat mich fertig gemacht, ehrlich gesagt.

00:26:19: Das hat mich so eingenommen, weil ich auch immer schon Sachen so vorher weiß, was Leute denken oder fühlen und damit eigentlich eine fast hundertprozentige Trefferquote habe tatsächlich.

00:26:28: Und das ist ein Überlebensskill, wenn man in einem Haus halt wie ich aufgewachsen ist, aber es ist natürlich auch sehr belastend, weil ich... zu allem gekommen bin, außer zu mir selber.

00:26:37: Und zwischenmännliche Beziehungen immer Vorrang hatten.

00:26:40: Und zwar die irgendwie zu balancieren.

00:26:42: Und hoffentlich ist keiner sauer auf mich.

00:26:43: Und hoffentlich hab ich nichts Falsches gesagt.

00:26:45: Und hoffentlich hab ich mich schlecht

00:26:46: genommen.

00:26:46: Das Pippenklesing kommt dann noch on top.

00:26:47: Genau,

00:26:47: das kann dann noch on top werden.

00:26:49: Du sagst in deinem eigenen Podcast, dass es für dich super wichtig war, erst mal die Traumotherapie zu machen.

00:26:56: Und quasi das gut aufzufangen, das zu verarbeiten.

00:27:01: Und dich dann ... dem ADHS zuzuwenden.

00:27:04: Und ich bekomme diese Frage relativ oft gestellt.

00:27:07: Also woher weiß ich denn, ob ich gerade, ob das Trauma folgen sind?

00:27:11: oder ob ich ADHS hab.

00:27:13: Wie würdest du das unterscheiden?

00:27:15: Wie würdest du das beschreiben?

00:27:16: Also jetzt kann ich es, ob ich von hinten rum ganz gut, wenn man das fährt.

00:27:21: Nee, wie sagt man?

00:27:21: Ich mit Sprichwörtern, ich sag die so gerne.

00:27:23: Also wenn man das fährt von hinten aus.

00:27:25: Das fährt

00:27:26: von hinten aus.

00:27:27: Ja, du musst mir eingefallen.

00:27:30: Dann ist das für mich total klar, weil das ADHS liegt.

00:27:34: Also sehe ich quasi in, wie gesagt, mein Emotionen, meinem Verhalten.

00:27:38: Und das Trauma saß natürlich tiefer.

00:27:40: Ich hatte eine posttraumatische Belastungsstörung und eine dissoziative Störung.

00:27:43: Das heißt, ich war komplett abgespalten von meinen Emotionen.

00:27:47: Ich weiß noch, dass ich zu meiner Traumotherapeutin damals gesagt habe, als es so richtig, richtig akut war und ich mich auch vor Schmerzen gar nicht mehr bewegen konnte.

00:27:54: Es waren wirklich zwei furchtbare Jahre, weil ich auch gründliche Schmerzpatientin bin.

00:27:59: Da war ich so abgespalten, da habe ich mich so gefühlt, das wäre ich in so einer Plastikkülle.

00:28:02: Ich wusste, ich liebe meine Freunde, aber ich habe es nicht mehr gespürt.

00:28:05: Ich war einfach tot, innerlich.

00:28:07: gefühlsmäßig und habe nur noch Schmerz gespürt in meinem Körper.

00:28:10: Und das ADHS ist aber eher natürlich, wie ich gerade gesagt habe, an meinem Verhalten so messbar und wie mein Gehirn funktioniert.

00:28:18: Und das hat aber natürlich, wenn du da traumatisiert bist und Sachen blockiert sind in deinem Gehirn oder du Folgen hast von schlimmen Dingen, die passiert sind, spielt das ADHS natürlich mit rein, weil dann war ich natürlich noch Dysregulierter und noch verzweifelter irgendwie alles hinkriegen zu wollen und noch mehr drin in diesen People-Pleasing und Leute auf meine Seite holen wollen und wollen, dass Leute mich verstehen und sehen und mich lieben.

00:28:43: Also ich glaube, ich hätte es ohne die postramatische Belastungsstörung zu behandeln.

00:28:49: Wer hätte man wahrscheinlich trotzdem sagen können, ja, der hat auf jeden Fall ADHS so.

00:28:53: Aber es war auf jeden Fall viel deutlicher und ich bin sehr froh darüber, ehrlich gesagt, dass ich das jetzt so... Ja, abgespalten davon so ein bisschen reinnehmen kann, weil ich das Trauma wirklich verarbeitet habe.

00:29:04: Also da bin ich also zumindest die großen Parts davon.

00:29:06: Klar, immer bleibt ein bisschen was übrig.

00:29:08: Das trägt man ja für immer in sich.

00:29:10: Aber ja, das so weiß ich nicht, ob das jetzt Sinn macht.

00:29:13: Das habe ich so das Gefühl.

00:29:14: Manchmal höre ich mir dann so selber zu und verliere mich dann so, was sagst du eigentlich da?

00:29:18: Also das, was ich mitnehmen ist auf jeden Fall Emotionsregulationen, ist ein Riesenpunkt, den du auch mit ADHS in Verbindung bringst.

00:29:27: Und gerade aber so das Zwischenmenschliche, die ... Ja, die Sorgen, die du dir gemacht hast, vielleicht auch, wenn wir es jetzt mit Peep-A-Pleasing überschreiben wollen, da würdest du sagen, das waren eher direkte Trauma-Folgen.

00:29:39: Und jetzt kannst du das einfach viel besser voneinander differenzieren.

00:29:42: Total.

00:29:42: Und natürlich, weil das so krass auf mein Körper gegangen ist.

00:29:45: Also ich weiß nicht, ich weiß, dass das, es war sehr, ich weiß, ich war, hab meine Körpertherapie bei einer High-Praktikerin gemacht.

00:29:52: Das war jetzt nicht klassische Schulmedizin, weil ich war schon immer sehr angezogen von so ganzheitlichen Ansätzen.

00:29:58: Also so natürlich hat alles, finde ich, seine traditionelle chinesische Medizin zum Beispiel und hier klassische Medizin haben meiner Meinung nach einen gleichwertigen Stellenwert, weil man kann aus allem vielleicht irgendwas rausziehen und für einen Leute ist das das Richtige und für andere Leute das.

00:30:12: Und für mich war es immer so ein bisschen so ein Mix, weil ich auch daran glaube, so der Körper Body keeps the score.

00:30:18: Also ich habe chronische Entzündungswerte schon immer.

00:30:20: Ich habe verschiedene chronische Schmerzen.

00:30:23: Ich habe potenziell auch eine endometriose Diagnose und so.

00:30:26: Also weil man nicht genau weiß, hat noch keiner reingeguckt.

00:30:29: Aber Und ich glaube, dadurch habe ich da ganz viel ablösen können durch mein Körper quasi.

00:30:38: Also ich habe in der Körpertherapie, glaube ich, noch mal den letzten Schritt nach der Traumatherapie gemacht, um wirklich

00:30:42: auch

00:30:42: noch mal so Trauma aus meinem Körper rauszulassen, weil ich wirklich das Gefühl hatte, mein Körper hält sich mit diesen krassen Verspannungen, die das bei mir waren und diese krassen Schmerzen gemacht haben, so daran fest, weil ich so angespannt war, seit ich denken kann.

00:30:55: Und das ist jetzt ja auf jeden Fall nicht mehr so.

00:30:59: Es ist schön zu wissen, wer man ist.

00:31:01: Sami findet die richtigen Worte für das, was wir uns alle wünschen.

00:31:06: Das psychologische Selbstbild entwickelt sich bei Menschen in mehreren Schritten.

00:31:10: Die ersten Grundlagen bilden sich bereits in den ersten Lebensmonaten durch die Unterscheidung zwischen dem eigenen Körper

00:31:17: und der Umwelt.

00:31:18: Ein wichtiger Meinstein dabei ist die Selbsterkennung im Spiegel, die meistens zwischen fünfzehn und vierundzwanzig Monaten auftritt, getestet durch den Ruhstest, bei dem Kinder einen roten Punkt im eigenen Gesicht am Spiegel erkennen.

00:31:30: Ab achtzehn bis vierundzwanzig Monaten beginnt sich auch die sprachliche Selbstreferenz zu.

00:31:36: beden, mit ich und mein.

00:31:38: Da kommen auch solche emotionalen Selbstbewertungen wie Scham oder Stolz dazu.

00:31:44: Im Alter von fünf bis sieben Jahren beginnen sich Kinder in der Regel schon über Eigenschaften, Fähigkeiten und Vorlieben zu definieren.

00:31:51: Das Selbstbild wird stabiler und weniger von momentanen Zuständen abhängig.

00:31:56: Hörst du in dieser Zeit, more or less, vierundzwanzig sieben, dass du falsch bist?

00:32:00: Dass du faul bist?

00:32:00: Und dass du dich anstrengen sollst, obwohl eigentlich deine Verhaltenstendenzen überhaupt nicht falsch sind, sondern dein Gehirn einfach nur anders funktioniert als andere?

00:32:10: Dann kann das massive Spuren in der Entwicklung eines gesunden Selbstbildes hinterlassen.

00:32:14: Zum Glück hört die Differenzierung unserer Selbstbildes aber nie auf.

00:32:18: Durch neue Erfahrungen und soziale Interaktionen zum Beispiel sind wir in einem ständigen Jahrprozess.

00:32:24: Eine schöne Übung für sich selbst, eine Idee davon zu bekommen, wer man ist, wer man sein sollte und wer man vielleicht auch sein

00:32:30: will,

00:32:31: ist die Unterscheidung des Ichs in diese drei Bereiche.

00:32:35: Erstens bin ich, zweitens soll ich und drittens wünsche ich.

00:32:40: Stell dir jetzt vor, wenn du die Übung mitmachen willst, du würdest in drei verschiedene Spiegel schauen und drei verschiedene Versionen von dir sehen.

00:32:49: Die erste, die Bin-Ich-Version, zeig dich so, wie du wirklich bist.

00:32:53: Was fällt dir auf?

00:32:55: Was fühlst du?

00:32:57: Was macht dich aus?

00:32:58: Beim zweiten Spiegel siehst du das Doll-Ich.

00:33:02: Diese Version zeig dich so, wie du sein solltest, in den Augen der Gesellschaft, den anderen.

00:33:08: Wie unterscheidet sich das Bild von dem ersten Spiegelbild?

00:33:12: Wie fühlt es sich für dich an?

00:33:15: Und im dritten Spiegel siehst du das Wunsch ich.

00:33:18: Hier siehst du dich so wie du gerne wirst.

00:33:21: Was macht diese Version von dir aus?

00:33:26: Wie fühlt sie sich an?

00:33:29: Wie fühlt sie sich an?

00:33:32: Hinschauen ist immer der erste

00:33:33: Schritt

00:33:34: und danach kannst du dir die Frage stellen, was du gerne wie gestalten wollen würdest.

00:33:42: Ich hätte mal eine Frage an dich, Konstantin.

00:33:46: Es gibt ja auch einen Zusammenhang.

00:33:47: Hast du jetzt noch nicht angesprochen, Sammy?

00:33:49: Ja.

00:33:49: Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du schon mal darüber geredet hast, nämlich ADAS und PMS.

00:33:56: Yes.

00:33:56: Mhm.

00:33:57: Kannst du ja auch ein Lied von singen, oder?

00:34:00: Voll.

00:34:01: Also ich hab sehr stark PMS immer gehabt.

00:34:05: Und also teilweise mit ... Zehn Tage vorher, ich mach's so, mit zehn Tagen Spanne.

00:34:12: Also zehn Tage vor meiner Periode Schmerzen, Stimmungstiefs, wirklich furchtbar.

00:34:17: Es war nicht auszuhalten.

00:34:18: Dann sind wir in der Tage gekommen und nochmal fünf Tage richtig tolle Schmerzen.

00:34:22: Und dann einen halben Monat, einfach, ja, war, war einfach.

00:34:26: Katastrophe.

00:34:27: Und deswegen habe ich jetzt auch nö, ich war in einem Metriosezentrum und es wurde mir eine Atemmose diagnostizierte, wenn dann ist sie in der Gebärmutter.

00:34:37: Und seit ich meine ADHS-Medis nehme, habe ich fast gar kein PMS mehr und finde das krass.

00:34:43: Und das hat mir die Diagnose-Therapeutin quasi damals mitgegeben.

00:34:46: Die meinte, es kann sein, dass die Medis anders wirken.

00:34:49: Es kann sein, dass sich das darauf positiv auswirkt.

00:34:52: Sie können vielleicht auch die Dosis anpassen, gerade in der Zeit vorher, weil der östrogenen und Prokesseronabfall für ADHS-Brains wie so ein, weiß ich nicht, Entzug fast schon ist und viel stärker wirkt.

00:35:03: Und das ist deswegen auch sein kann.

00:35:04: Aber Konstantin, da kannst du wahrscheinlich vielleicht auch noch ein bisschen mehr zu sagen.

00:35:08: Ich weiß, das ist extrem schlecht erforscht.

00:35:10: Deswegen ja.

00:35:12: Genau das was ich jetzt als erstes sagen wollte, also es gibt natürlich wie immer wie so oft, da wenig Forschung rüber, aber was die Erfahrungen zeigen ist genau das was du jetzt auch beschrieben hast und es macht so viel Sinn.

00:35:21: Ich meine wir sprechen bei allem neurodivergenten Spektren über eine Reizüberflutung, dass die Filter weniger da sind, dass wir akustisch von Gerüchen einfach schnell überfordert sind.

00:35:33: und warum sollte das nicht auch für die Hormonabfälle oder die Hormonen ja Dysbalancen gelten?

00:35:38: und dieses was du eben mit als Entzug beschrieben hast ist ja genau das am Ende des Zyklus Östrogen und Progessoren abfallen.

00:35:45: Und was viele immer nicht wissen oder immer falsch auch benennen, das sind keine Sexualhormone, sondern eigentlich sind es Neurosteroide.

00:35:52: Also das sind Hormone, die im Gehirn ansetzen.

00:35:56: Wir haben fast die meisten Rezeptoren für unsere Hormone im Gehirn.

00:36:00: Und es ist ja nur logisch, wenn da irgendwas passiert, Schwankungen, Abfälle, dass das auch was mit Frau macht, psychisch, natürlich auch körperlich.

00:36:07: Und jetzt kommt dann auch eine Neurodivergenz drauf.

00:36:10: Da kann man sich vorstellen, dass diese Frauen richtig, richtig leiden.

00:36:13: Und hier ist es auch.

00:36:14: Also jede Frau, die stark PMDS hat mir auch schon in einer Folge gehabt oder PMS haben.

00:36:20: Da kann man immer auch mal so ein bisschen reinhorchen.

00:36:23: Ist da vielleicht auch ein neurodivergenter Formenkreis irgendwie im Raum.

00:36:28: Und du hast auch... Also du bist ja ein klassisches Paradebeispiel, du nimmst jetzt Medikamente, kannst du gleich mal, wenn du möchtest, erzählen, was das für welche sind und schwuppt die Bub, wird PMS auch besser und man hat auf einmal weniger Schmerzen auch.

00:36:40: Und das ist auch das, was ich in der Praxis miterlebe, bei Frauen, die ADHS mitbringen und auch unter Medikationen sind und die früher gelitten haben unter zum Beispiel PMDS und es wird auf einmal besser, ist klar, weil Serotonin und alles, das wird halt ein bisschen moduliert durch diese Hormone und da setzen ja diese Medikamente auch an.

00:36:57: Ja, da bin ich so echt wirklich, ich muss noch mal die Frau, also für alle, die das jetzt hören, die ist leider, ich hab sie schon gefragt, weil meine Community auch immer fragt, die ist auf die nächsten eineinhalb Jahre, ist ihre Warteliste Frau voll, bei der Diagnose-Therapeutin, wo ich in der Wuppertal war.

00:37:10: Aber die, wenn die mir das nicht gesagt hätte, wär ich da vielleicht gar nicht so schnell hingekommen, weil sie hat mir das so mitgegeben.

00:37:15: Sie war so, gucken Sie sich das mal genau an.

00:37:17: Bei mir war es jetzt noch mal so ein spezieller Zwischenfall, weil ich hab jetzt auch die Pille quasi abgesetzt und hab das jetzt noch mal, also ich war, ich hab die Pille abgesetzt, weil ich die Pille gar nicht vertragte.

00:37:26: Ich bin nicht gegen die Pille.

00:37:29: Ich finde, es sollte jeder Frau für sich selber entscheiden, sich gut informieren.

00:37:33: Es ist natürlich ein Medikament.

00:37:35: Für mich war es so, dass meine Liebe einfach nicht mehr vorhanden war.

00:37:37: Und ich irgendwie kein Bock mehr hatte, dass ... irgendwie, ja.

00:37:41: Ich mich so eingeebnet fühle, weil ich bin sehr sensibel, was mein Körper angeht.

00:37:45: Und jetzt nehme ich quasi nicht mehr die Pille, aber die ADHS-Medis, ich nehme Elvanse und merke richtig, was das für einen krassen Unterschied macht, weil ich lieb mein Zyklus eigentlich.

00:37:56: Ich mag das so zu spüren, weil ich mich dann sehr... in meinem Körper so, weil sie weiblich fühle, wenn ich das so merke.

00:38:02: Das ist mein Eisprung jetzt.

00:38:04: Jetzt geht's wieder runter und so.

00:38:04: Ich mag das, da mein Leben danach auszurichten.

00:38:07: Aber jetzt mit den ADHS-Nähnungen, ich nehme die einfach und bin so, okay, ich hab nicht jetzt schon fünf, sechs, sieben Tage vorher übelst die Stimmungsschwankungen und schon irgendwie, ich hatte ja auch immer schon so Unterlebsschmerzen.

00:38:21: Ich weiß nicht genau, warum die jetzt auch weg sind.

00:38:23: Das macht auch ein bisschen wenig Sinn.

00:38:25: Aber natürlich für mich jetzt in meinem Gehirn bin ich so, hä?

00:38:31: Ich bin da und ich habe gute Laune und ich bin nicht so eingenommen, wieder von meinen Emotionen und wieder von so starken Gefühlen.

00:38:40: Das ist für mich die allergrößte Erleichterung daran.

00:38:44: Ich bin noch produktiver und habe im letzten halben Jahr seit ich Medis nehme und die Diagnose habe mehr Entscheidungen getroffen als in den letzten zehn Jahren.

00:38:50: Aber das ist auf jeden Fall, das ist krass.

00:38:55: Und ich habe ja verschiedene Medien, also ich habe erst Medikinät ausprobiert.

00:38:57: Ich glaube, das ist ein bisschen anderer Wirkstoff als Elvanse.

00:39:00: Aber Elvanse ist jetzt für mich wirklich, ja, das ist krass.

00:39:04: Und ich habe letztes auch eine Podcast-Folge mit einem anderen Betroffenen, sehr guten Freundinnen von mir, darüber gemacht, wie die Medis so für uns sind.

00:39:11: Und ich habe zu ihr gesagt, selbst wenn ich jetzt nie wieder ADHS-Medis nehmen könnte, heute bin ich trotzdem so dankbar dafür, weil ich einen Zugang zu einem Selbstbild von mir erlangt habe, den ich vor, das hatte ich einfach vorher nicht.

00:39:22: Ich habe so ein Spiel geguckt und mir ist wieder eingefallen, wer ich bin, dieses ganze, diese ganze Schuld, diese ganze Ballast ist so von mir abgefallen in dem Einstellungsprozess von den Medis und ich weiß, ich kann das auch durch, zum Beispiel Sport oder was auch immer, herstellen.

00:39:36: Aber ja, das ist krass für mich.

00:39:39: Das kann ich mir gut vorstellen.

00:39:41: Wenn du sagst, es ist für dich, wie neues dich kennenlernen, was würdest du denn... anderen mitgeben, die vielleicht so in dem Entscheidungsprozess noch drin stecken, die sich Gedanken machen, so, ist das jetzt was für mich, ist das der richtige Weg?

00:39:57: oder ist es vielleicht der richtige Weg für meine Kinder?

00:40:00: Ja.

00:40:01: Was sollte man vielleicht bedenken?

00:40:03: Ja, sag doch mal.

00:40:04: Ja, sagt doch mal.

00:40:06: Also als Privatperson und als Pädagogin finde ich, es ist gut, wenn man es weiß.

00:40:12: Mir hilft es total, das einfach zu wissen, das festgestellt zu haben und zu sagen, okay, weil es hat dann doch einen viel größeren Unterschied gemacht, als ich dachte.

00:40:21: Ich dachte, während dem Prozess auch so, du kriegst die Diagnose schon.

00:40:24: Und dann hat es ja trotzdem drei Monate gedauert und in den drei Monaten wusste ich natürlich, dass ich ADHS hab.

00:40:29: Aber so dann, als der Zettel da war, war das irgendwie noch mal so... da so drauf ist, so, ah, krass.

00:40:37: Ich weiß gar nicht, ich finde, es ist wichtig, dass man es weiß.

00:40:40: Und es ist, wenn man das denkt, dass man es hat.

00:40:42: Also ich hab tatsächlich noch keine Person getroffen.

00:40:45: Ich weiß, das ist steile These.

00:40:46: Aber ich hab noch keine Person getroffen.

00:40:48: Die ernsthaft dachte, boah, ich hab vielleicht ADHS und die dann nicht die Diagnose bekommen hat.

00:40:52: Ich weiß, dass es die Person auch gibt.

00:40:54: Ich hab da in der Community ganz viele Leute, da bin ich immer so, boah, wenn du wirklich überzeugt davon bist und das Gefühl hast, du bist vielleicht scheiße behandelt worden oder nicht richtig gesehen worden, vielleicht bei der Ärztin oder dem Arzt, wo du warst, so, probier's noch mal.

00:41:05: Ich mein so, ne?

00:41:06: Mach's einfach noch mal.

00:41:08: Aber ich hab auf jeden Fall noch niemanden getroffen.

00:41:10: und ich glaube, gerade bei Kindern, und wenn ich da jetzt zurück an mich gucke und auch als Pädagogin, wenn ich das wusste, wenn ich wusste, ach guck mal, das ist ein Kind, das hat ADHS oder das ist auch ein Spektrum oder was auch immer, dann kannst du als Pädagogin da ganz anders drauf eingehen, auch wenn unser Schulsystem das natürlich nicht hergibt, aber du kannst ganz andere Hilfestellungen auch als Eltern geben und es ist nicht so... bezeichnend, wie man vielleicht denkt.

00:41:32: Ich finde, das ist eher so ein, ja, du kannst dann halt ein Toolkasten aufbauen und du bist vielleicht nicht mehr dein ganzes Leben damit beschäftigt, versucht zu sein, dich anzupassen, an was, an Standards, an denen du gar nicht passt, weil du bist halt nicht in Anführungsstrichen, ja, Norm, hast keinen Norm-Gehirn.

00:41:51: So, wieso solltest du dann versuchen, ja, das so zu Schauspielern?

00:41:56: Und ich glaube, Dann, wie gesagt, ich bin sehr kreativ.

00:42:00: Ich habe viele coole Ideen.

00:42:01: Wenn ich gefördert worden wäre und mir da geholfen worden wäre als Kind, dann hätte ich eine ganz andere erwachsene Person werden sollen.

00:42:10: Also ich glaube an Eltern, die da vielleicht Struggeln und vor dem Stick mal Angst haben.

00:42:14: Also nee, man muss es erstens, muss man es nicht erzählen, du musst es niemanden erzählen.

00:42:18: Es steht dann nirgendwo, also es steht nicht im Zeugnis, so wie eine Rechtschreibschwäche oder sowas, wo man dann so ein Stempel bekommt.

00:42:25: Aber du kannst halt anders Hilfestellung geben und ja, ein Selbstbild, bei einem Selbstbild mithelfen, das mitzugeben, das irgendwie ja nicht auf Mangel basiert, sondern vielleicht auf den Stärken, den man hat.

00:42:37: Auf jeden Fall der Appell an die Eltern, die Augen und Ohren offen zu halten, was auch die eigenen Kinder betrifft.

00:42:41: Das heißt nicht, dass ein Kind sofort ADS haben muss, aber wenigstens da so eine Awareness zu haben und genau hinzuschauen.

00:42:47: Und

00:42:48: das ist kein Ding.

00:42:49: Das ist kein Ding.

00:42:50: Also es ist einfach cool, wenn man weiß, wer man ist.

00:42:52: Ich glaube, dass es so, was man sich selber so einfach ist, cool, wenn man weiß, wer man ist.

00:42:57: Es ist ein

00:42:58: schönes Zitat, was wir tätowieren.

00:43:00: Ja, wirklich.

00:43:02: Ja, könnte der Titel der Folge werden, finde ich.

00:43:04: Ja.

00:43:06: Erlebst du denn irgendeine Art von Liebenwirkung?

00:43:08: Ja, also ich war jetzt die Woche erst bei einer Augenärztin, weil ich so anscheinend mit Elvan ... Elvan hat ja ganz viele coole Nebenwirkungen.

00:43:16: Aber ich hab auf jeden Fall Mundschrockenheit und meine Augen sind anscheinend auch ein bisschen trocken.

00:43:21: Und ich blinzel wahrscheinlich zu wenig.

00:43:23: Und weil ich eh den ganzen Tag auf irgendwelche Bildschirme gucke, weil das mein Job ist, muss ich jetzt die Augen trocken nehmen.

00:43:28: Aber so einfach nur, dass meine Augen ein bisschen feuchter sind.

00:43:31: Und bei Medikinet, deswegen habe ich das dann nicht mehr genommen, war der Rebound quasi zu stark.

00:43:35: Also wie ich das verstanden habe, ist der Rebound der Moment, wenn... Das sind ja Amphitamine, glaube ich, beides, wenn es aufhört zu wirken.

00:43:43: Und dann hab ich ja total wieder, ich fress Flasche bekommen oder was auch immer, weil ich natürlich auch sehr viel weniger Hunger hab durch Elvanse.

00:43:53: Was eine Nebenwirkung ist, die ich aber begrüße, weil ich die Diagnose-Therapeutin wieder, die saßen mir gegenüber und das war einer der krassesten Momente in dieser ganzen Diagnostik.

00:44:05: Die hat mich so angeschaut und meinte, es kann auch sein, dass die Übergewicht haben.

00:44:08: weil sie ADHS haben und da habe ich angefangen zu heulen.

00:44:11: Weil das ist so ein riesiges Thema für mich, dass ich übergewicht habe, dass ich da immer wieder Diäten gemacht habe.

00:44:18: Ich bin auch in dieser Zeit aufgewachsen, wo man dünn sein sollte.

00:44:22: Ich bin soziologin.

00:44:23: Ich weiß, wie es ist.

00:44:24: Körper sind Kapital.

00:44:26: Du bist wie du aussiehst.

00:44:28: Du bist so behandelt, wie du aussiehst.

00:44:29: Und wenn du schlank bist, dann geht es hier einfach besser in unserer Gesellschaft.

00:44:33: Das ist krass.

00:44:34: Ich habe auch ein paar Studien gelesen, dass es tatsächlich Zusammenhänge gibt zwischen Übergewicht und ADHS wegen dem, was eingangs schon gesagt wurde, dass ich ganz viel Dopamin über Essen hole.

00:44:46: Und ich merke das jetzt richtig, wenn ich mal die Medis nicht nehme, weil ich irgendwie was getrunken Karte habe oder so, oder Pause mache, dann merke ich das richtig.

00:44:54: Dann bin ich wieder alle eineinhalb Stunden am Kühlschrank, weil ich es einfach nicht gut kontrollieren kann.

00:44:57: Und wenn ich Elvanse nehme ... kriege ich dann eher irgendwann mal meinen Magen knurrt.

00:45:01: Okay, ich habe das Hunger.

00:45:02: Aber es ist für mich jetzt nicht so.

00:45:03: Ich weiß, dass es für viele Leute auch ein Nachteil ist.

00:45:07: Für mich persönlich jetzt nicht so sehr, weil ich habe es schon genug gegessen.

00:45:10: Ich esse schon genug.

00:45:11: So ist es bei mir nicht so, dass es schnell kritisch wird.

00:45:13: Es ist eher eine Erleichterung, dass ich nicht die ganze Zeit diese so genannte Food Noise in meinem Kopf habe.

00:45:18: Also dieses, das ist ein englisches Wort, das beschreibt, dass man die ganze Zeit immer wieder an Essen denkt.

00:45:23: Und der Grund kann eben auch sein, dass dein Gehirn so ist.

00:45:26: So Dopamine.

00:45:27: Ich will jetzt was essen.

00:45:28: Ich will

00:45:29: was schmecken.

00:45:30: Grundrauschen ist auch gut.

00:45:32: Kennst du diesen Dopamin-Hunger auch noch in anderen Lebensbereichen?

00:45:38: Ja, also ich bin auf jeden Fall jeden Tag so sechzehn Stunden.

00:45:43: Aber ich sage immer, es ist auch die Arbeit, aber auf Zoom scroll ich auch einfach.

00:45:47: Aber ich glaube, es ist bei mir vor allem das Essen.

00:45:49: Ich habe tatsächlich nicht so ... Ich weiß, dass ja auch ganz viel Dopamin, auch viel in Sucht, weil sich nicht Kategorien fällt, wie also, ne, ich hab auch immer geraucht oder ich rauche auch manchmal irgendwie Mariana.

00:46:02: Und wenn ich früher getrunken hab, war das auch immer, weiß ich nicht, bodenlos, ehrlich gesagt.

00:46:08: Und damit hab ich aber so weitestgehend aufgehört mit dem Trinken und merkt aber schon, dass so ... Also ich guck seit ich irgendwie so dreizehn bin, schon jeden Tag so fünf Stunden Fernsehen.

00:46:19: Das ist also einfach mein Safe Space, aber natürlich auch, ich brauche immer was, was mir erzählt wird.

00:46:26: Da merke ich das schon, aber ansonsten ist es, glaube ich, ich weiß gar nicht.

00:46:32: Ich merke es vor allem beim Essen.

00:46:33: Also das war wirklich unterhalt mit den Gefühlen, also tatsächlich, weil ich dann immer, wenn ich Bestätigung bekommen habe, dann hatte ich auch Dopamin.

00:46:40: Wenn ich was für andere mache, ich bin, die viele haben immer gesagt, ich habe jetzt gelernt, dass eigentlich gar nicht so ein Kompliment ist bis vor die Murdi.

00:46:47: Aber eigentlich ist das gar nicht so ein Kompliment, weil ich immer andere Leute an erster Stelle gesetzt habe, weil ich auch Dopamin daraus bekommen habe, andere Leuten zu helfen und da zu sein und geliebt zu werden und das um jeden Preis, das auch viele Baustellen aufgemacht hat in meinem Leben irgendwie.

00:47:01: Ja.

00:47:01: Hat so jeder seine Dopamininquellen, oder?

00:47:03: Also ohne dass das jetzt pathologisiert werden muss, aber jeder hat ja so seine Sachen, wo man sich dann das Dopamin abholt.

00:47:09: Genau.

00:47:10: Das ist ganz interessant.

00:47:11: Auch das Thema, weil das angesprochen hat mit Marianna bei Neurodivergents, ist ja auch mal so ein Thema.

00:47:16: Man kann ja auch komplett anders reagieren, als man es jetzt so vielleicht aus dem Mainstream kennt.

00:47:19: Das weiß ich nicht, Klassiker, dass man da ganz ruhig und relaxed wird.

00:47:23: Ich habe aber schon erlebt, dass Neurodivergente Menschen so fast so ein Paranoia entwickeln oder auch eine Schizophrenie, dass sich richtig unwohl fühlen und dementsprechend das dann sofort die Finger von lassen.

00:47:33: Das ausspannt, was das Gehirn dann quasi auch mit solchen Substanzen macht.

00:47:38: Ja, das weiß Linda bestimmt.

00:47:39: Wie heißt das nochmal?

00:47:39: Paradox, Paradox, ich weiß gar nicht.

00:47:43: Also es gibt dieses, dass man entweder, weil ich kann auch zwei Liter Kaffee am Tag trinken, ich merke davon gar nichts.

00:47:48: Also dieses, sodass manche ADHS oder Neurodivergenten beginne, Paradox quasi auf manche Sachen einfach rehe.

00:47:56: reagieren.

00:47:57: Ich habe auch Freunde, die ziehen dann einen beim Jointen, die sind dann einfach acht Stunden nicht ansprechbar, wo man einfach so ist, so keiner.

00:48:02: Wir sind nicht mal sicher, ob der Gast drin war, so brav, ruhig.

00:48:09: Oder das ganz viele Leute, die ich kenne, die ADS haben, haben so ein Ding mit Koffein auf jeden Fall, oder Rauchen ist ja auch voll, dass die ganze Zeit hier so orale Befriedigungen suchen und so.

00:48:18: Also jetzt ist es interessant.

00:48:19: Ja,

00:48:21: ich würde jetzt nicht unbedingt dazu einladen, dass wir jetzt alle mal testen.

00:48:24: Nein, nein,

00:48:25: nein.

00:48:25: Hab ich auch nicht gesagt.

00:48:28: Aber ja, ich kann auf jeden Fall bestätigen, dass ein Neurodivergendes Gehirn anders auf Substanzen reagiert.

00:48:34: Und also ich habe es zu Michael abgespeichert.

00:48:39: Es gibt einen Hunger nach guten Gefühlen, den haben wir alle, aber der ist vielleicht ein bisschen ausgeprägt.

00:48:44: Und das ist einfach, es ist ja auch, dass die Stresshormone sind.

00:48:48: auch Das ist nicht nur das Dopamin, sondern es ist auch das Adrenalin und das Neutralin und das Cortisol, was in einem ADHS-Gehirn einfach nicht ganz so in der Balance ist.

00:49:00: Das heißt, es kann bedeuten, dass du von anderen Dingen gestresst bist.

00:49:04: dass du schneller gestresst bist oder auch, dass du mal Dinge krass gut ausblenden kannst.

00:49:09: Also du hast vorhin gesagt, Masterarbeit in, was war das, zwei Wochen?

00:49:15: Dann habe ich auch gehört, du hast Jura studiert.

00:49:19: Genau, und du hast dann irgendwie in kürzester Zeit Strafrecht eins gelernt und all solche krassen Storys.

00:49:25: Das ist so eine krasse Geschichte, weil da habe ich mir illegal.

00:49:30: Ritalin gekauft, weil das damals so, weil ich voll viele Leute kannte, die BWL studiert haben und die haben und Jura und die haben entweder geguckt oder Ritalin genommen.

00:49:42: oder beides.

00:49:42: Ich glaube, es ist im Medizinstudium auch eine Sache, die passiert, so dass Leute um diesen Druck, also manchmal, ich habe das Gefühl, bei Jura und BWL ist es noch stärker, weil da muss er einfach, ich weiß gar nicht, weil Medizin kenne ich mich einfach nicht so aus.

00:49:54: Und da war das so voll normal, dass man das so kaufen konnte, einfach so von irgendjemandem, der eine ADHS-Diagnose hatte.

00:49:59: Und da war ich so verzweifelt mit meiner Strafrichtler, ich war so, ich will die jetzt bestehen einfach und dann habe ich mir das besorgt, mach das bitte nicht nach, bla, bla, bla, aber... Das war so krass, weil da hatte ich dieses Gefühl, was ich jetzt, als ich Erwanse genommen habe, dann auch, weil ich hatte ja damals auch schon ADHS.

00:50:14: Und ich war so auf einmal, ich habe mich gefühlt wie in diesem einen Film mit Bradley Cooper, der dieses Medikament nimmt, wo auf einmal er hundert Prozent von seiner Gehirnkapazität nutzen kann und so der schlauste Mensch der Welt ist, auf einmal, ich weiß gar nicht, wie der heißt.

00:50:25: Und so habe ich mich damals auch gefühlt und habe dann innerhalb von vier, zwanzig Stunden mit Red Bullen ein, wie man es nicht machen soll, aber es einfach so... Ich konnte mein Handy weglegen.

00:50:35: Ich habe es einfach in zwei Tagen gelernt.

00:50:37: Und ich war so, Alter, das ist ja krass.

00:50:40: Aber die Massarbeiter habe ich keine Medis oder sowas genommen.

00:50:42: Da war einfach nur so, entweder du lässt es jetzt und hast keinen Abschluss.

00:50:46: Oder du machst es jetzt einfach und dann habe ich es einfach gemacht.

00:50:49: Und dann auch eine Eins Null geschrieben.

00:50:50: Ich meine, es waren zwei harte Wochen auch für meine Freunde.

00:50:54: Manchmal rede ich da noch mit guten Freundinnen drüber und die sind so, ja, ja, das war ein Tänz.

00:50:58: Da warst du weg.

00:51:01: Da war ich weg und aber auch sehr... da und sehr so on the edge von Nervenzusammenbrunnen.

00:51:06: Ich muss jeden Tag zwei Stunden mit jemandem telefonieren und irgendwie, ja, weil ich in der Zeit hatte ich auch noch ein Crush und es war alles so kompliziert.

00:51:14: Also, Wendern ist ja auch immer alles auf einmal.

00:51:17: Ja, und dann habe ich das einfach in... zwei Wochen oder so fertig gemacht.

00:51:20: Ich hatte die ganzen Gespräche von der Massarbeit.

00:51:22: Ich hatte die schon jahrlang immer mit der Dozentin und habe immer nur so diese Gespräche immer so weitergeführt, obwohl ich eigentlich nur das Inhaltsverzeichnis schon aufgeschrieben hatte.

00:51:31: Und sie war so, ja, machen Sie weiter so und so.

00:51:34: Und dann habe ich es einfach auf einmal gemacht.

00:51:35: Perfekt, ja.

00:51:36: Kann ich nicht empfehlen, aber hat trotzdem gut geklappt.

00:51:40: Und zu simulieren, wenn da noch nichts steht, ist auch eine kognitive Leistung hier.

00:51:44: Also will ich nicht weiter

00:51:45: schätzen.

00:51:45: Also ich hatte es dann, glaube ich, schon in meinem Kopf.

00:51:47: Also ich habe mich schon mit dem Thema natürlich beschäftigt irgendwie und ich wusste, was ich mache.

00:51:51: Aber das komplette Forschungsdesign und die Forschungsgegenstände und so, das war alles in den zwei Wochen.

00:51:56: Weil ich habe untersucht, wie Schönheitspraxen für Frauen über setzte sich auf Instagram quasi zu mehr Community führen können und so und weniger Einsamkeit.

00:52:09: Soziologischer Sicht.

00:52:10: Ja, richtig.

00:52:11: Also als Emanzipation.

00:52:13: Ja, cooles Thema.

00:52:15: Aber das auch noch mal zum Thema ADHS und nicht fokussiert sein können, ne?

00:52:19: Ja, ging dann schon.

00:52:19: Es torpediert jeden Mythos.

00:52:22: Voll.

00:52:25: Sonders Frauen und Mädchen spüren ihr ADHS teilweise sehr, sehr ausgeprägt.

00:52:30: Warum?

00:52:32: Weil die Hormone wie Oestrogen und Progesterone direkt auf die Botenstoffe im Gehirn wirken.

00:52:37: Und die sind ja bei ADHS ohnehin ein bisschen sensibler reguliert.

00:52:41: Oestrogen ist dabei sowas wie ein Verstärker für Dopamin und Serotonin.

00:52:46: Es sorgt dafür, dass diese Neurotransmitter leichter freigesetzt werden und ihre Rezeptoren, also die Andockstellen, besser angesprochen werden.

00:52:54: Das bedeutet, in Phasen mit viel Oestrogen, zum Beispiel kurz vor dem Eischrung, läuft das Dopaminsystem oft runder und Frauen mit ADS erleben dann mehr Fokus und Motivation und auch emotionale Stabilität.

00:53:09: Progesterone dagegen wirkt eher bremsend.

00:53:12: Über sein Abbauprodukt, das bekannte Allopregnanolohn, das ich schon sehr viel erzählt habe, aktiviert es die GABA Rezeptoren im Gehirn.

00:53:20: Die sind eigentlich beruhigend, aber es schwächt gleichzeitig die Dopaminwirkung.

00:53:25: In der Gelbkörperphase, also der zweiten Phaser des Zyktus, also nach dem Eisprung fällt Östrogen ab, was wir gerade gelernt haben, Progesterone steigt und viele Frauen berichten, die Konzentration nimmt ab, die Impulsivität steigt, die Stimmung und der Schlaf verändern sich und das oft störend.

00:53:45: In den Wechseljahren wird das Ganze noch deutlicher, weil Oestrogen dauerhaft niedrig und unregelmäßig ausgestützt wird und Progesterone auch.

00:53:54: Für viele Frauen ist das der Moment, in dem ADHS-Symptome spürbar, stärker werden oder überhaupt erst auffallen.

00:54:02: Also zusammengefasst kann man sagen, Oestrogen unterstützt die Dopaminbahnen und Progesterone Dämpfziehung.

00:54:08: Genau diese Dynamik erklärt, warum Hormone der Schwankung den Alltag mit ADS bei Frauen vor allen Dingen so spürbar prägen

00:54:15: wird.

00:54:19: Wenn du die letzte Stunde nochmal so ein bisschen Revue passieren lässt, was ist dir wichtig, was auf jeden Fall hängen bleibt?

00:54:27: Also ich nehme auf jeden Fall schon mal mit, ist es schön zu wissen, wer man ist.

00:54:31: Ja, es ist cool, wenn man weiß, wenn man ist.

00:54:34: Also sowohl aus Sicht von, wenn du das Gefühl hast, du willst das irgendwie wissen und das Gefühl, ich hab vielleicht, da ist irgendwas.

00:54:40: guckt auf jeden Fall nach, unerbittlich dran bleiben.

00:54:42: Ich weiß, wir haben ein relativ funktionierendes Gesundheitssystem in a way, aber ich weiß, dass man trotzdem oft darum kämpfen muss, die richtigen Termine zu bekommen und darum kämpfen muss, irgendwie bei Therapeutinnen und Ärzten zu sitzen, die einen hören und sehen und ernst nehmen.

00:54:56: Das auf der anderen Seite ist es auch so, ey, es ist okay, wie man ist einfach.

00:55:00: Also ob du jetzt dafür einen Schein hast oder nicht.

00:55:03: Man kann nicht falsch sein in der Welt, die generell gegenein ist.

00:55:06: Ich meine, wir leben im Kapitalismus, wir leben in der Leistungsgesellschaft.

00:55:09: Das ist nicht gemacht für die menschliche Existenz generell und sich darin nicht gut zu fühlen, auch wie gesagt mit dem Weltgeschehen, was wir uns die ganze Zeit hier live angucken.

00:55:19: Das ist so krass, auch aus sozialer Sicht, was überhaupt bedeutet, dass hier verschiedene Generationen das so live mitkriegen, was überall auf der Welt die ganze Zeit passiert.

00:55:27: Das ist so krass.

00:55:28: Ich bin so schon gespannt auf die Studien, die dann in sieben Jahren darüber rauskommen.

00:55:31: Ich freue mich da schon richtig drauf.

00:55:32: weil ich das so faszinierend finde.

00:55:35: Aber dass es cool ist, wenn man weiß, wer man ist und dass man dem Gefühl vertrauen darf, das habe ich letztendlich gelernt.

00:55:40: Ich war immer so, ey.

00:55:43: Mit mir ist eigentlich nichts falsch.

00:55:44: Ich glaub's irgendwie nicht.

00:55:45: Und ich hab diesen Gefühl, so viel Raum gegeben, dass ich zur Therapie gegangen bin und immer so wollte, dass es mir besser geht.

00:55:52: Es ist interessant, weil ich ganz am Anfang zur Therapie gegangen bin, weil ich nicht wollte, dass es meinen Kindern irgendwann so geht wie mir.

00:55:59: Jetzt bin ich irgendwie Mitte dreißig und hab gar keinen Kinderwunsch aktuell.

00:56:04: Aber das war so mein initialer Gedanke, dass ich so war, ich will nicht, dass es, na ja, wenn ich selber Kinder hätte, denen so geht wie mir.

00:56:10: Und dass ich mich dann so fühle.

00:56:12: Ja, voll.

00:56:14: Mit allem, was in meiner Familie war, bin ich das auf jeden Fall.

00:56:16: Ich hab auch Kontaktabbruch und alles sehr hinter mir.

00:56:21: Hört auf euch und es gibt Leute, die einen mögen und die euch mögen für das, was ihr seid.

00:56:27: Und wenn ihr euch so fühlt, als werdet ihr am falschen Ort, seid ihr es meistens.

00:56:32: Ich finde diese Analogie mit der Blume eigentlich ganz gut.

00:56:35: Wenn eine Blume nicht richtig wächst, dann hat es nichts mit der Blume zu tun, sondern dann ist sie wahrscheinlich in der falschen Erde oder steht in der falschen Ecke in der Wohnung und braucht vielleicht ein bisschen mehr Wasser oder einen größeren Topf.

00:56:45: Und ich glaube, das finde ich immer ganz gut.

00:56:49: hat wenig mit einem selber zu tun und dass man da dranbleiben, davon sollte und sich vertrauen kann.

00:56:54: Ja.

00:56:55: Das hast du schön gesagt.

00:56:57: Absolut.

00:56:57: Braucht

00:56:57: manchmal Geduld.

00:56:58: Voll.

00:56:59: Und es braucht vielleicht auch manchmal mehrere Anlaufstellen.

00:57:01: Ja.

00:57:01: Und so wie du das jetzt berichtest, hattest du, glaub ich, ziemlich viel Glück auch mit der Diagnostik.

00:57:06: Was das angeht,

00:57:07: ja.

00:57:07: Was das angeht, ja.

00:57:08: Ich hatte viel, nicht so viel Glück in meinem Leben.

00:57:10: Aber was so ein paar Sachen angeht, die jetzt so passiert sind, hatte ich dann das Gefühl, da war ich dann auch mal ... An der Stelle war ich auch mal eine von denen, die auch mal Glück hatte.

00:57:19: Ja,

00:57:20: das darf auch mal sein.

00:57:23: Hey, Sammy, ihr tausend Dank für deine Zeit.

00:57:26: Das war ein Feuerwerk.

00:57:26: Also wirklich ganz, ganz toll.

00:57:28: Und ich glaube, wir haben alle was mitgenommen.

00:57:29: Die ein oder anderen fühlen sich wahrscheinlich sehr abgeholt und googeln jetzt schon gerade nach den nächsten Anlaufstellen, um da vielleicht doch mal die Diagnostik zu gehen.

00:57:38: Ah, und wenn ihr natürlich, also ich hab auch mindestens zwei oder drei Folgen, wo ich in meinem Podcast, wenn man geht zur Junge der Podcast, auch drüber spreche, wie es mir geht mit der Diagnose, mit den Medis, ist auch immer ein Space, wo ich da sehr offen und frei drüber spreche, auch über mein Selbstbild, über mein Körperbild, also da reinzuhören, ist zumindest das Feedback, das ich bekomme, lohnt sich auch.

00:57:59: Packen wir die Schwungnauts, auf jeden Fall, klar.

00:58:01: Genau, Sammer geht's noch, Junge.

00:58:03: Sehr guter

00:58:04: Titel.

00:58:06: Das passt irgendwie so gut zu mir, ich weiß nicht.

00:58:08: sich damals entschieden zwischen so Nämisama Geht's noch Junge oder Jimmy's some Money, weil ich unbedingt irgendwas mit Sam drin haben wollte.

00:58:14: Und dann waren aber alle so, nee, also bis jetzt keine Rapperin so noch nicht.

00:58:18: Doch nicht.

00:58:20: Ich

00:58:21: weiß nicht.

00:58:22: Ich weiß nicht.

00:58:22: Ich weiß es nicht.

00:58:24: Vielen Dank auch euch.

00:58:25: Ich war mega spannend.

00:58:26: Und danke auch an euch da draußen, dass ihr bis zum Ende mit dabei geblieben seid.

00:58:29: Und wenn ihr sagt, hey, das hat richtig Spaß gemacht, euch zuzuhören.

00:58:32: Ich habe vielleicht sogar auch noch ein bisschen was gelernt.

00:58:34: Dann lasst gerne ein Abo da und wir freuen uns natürlich.

00:58:37: auch immer über eine fünf Sterne Beratung.

00:58:40: Bewertung?

00:58:41: Kannst

00:58:42: du drin lassen?

00:58:46: Ich will eine fünf Sterne Beratung.

00:58:47: Eine fünf Sterne Beratung.

00:58:48: Die fünf Sterne Beratung gibt es bei

00:58:49: mir?

00:58:50: Ja,

00:58:52: sehr gut.

00:58:56: Und natürlich freuen wir uns auch immer über eine fünf Sterne Bewertung.

00:59:00: Das Wunderfrau ist eine Produktion von Auf die Ohren, exklusiv für Seven One.

00:59:06: Schnitt und Sounddesign, Milan Fai, redaktionelle Leitung, Katharina Kern.

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