Gender Health Gap mit Prof. Dr. Mandy Mangler

Shownotes

Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Frauen mit unerklärlichen Beschwerden pauschal als „hysterisch“ abgestempelt. Ein Begriff, der vom griechischen Wort hystera für Gebärmutter stammt. Medikamente werden bis heute überwiegend an Männern getestet, weil hormonelle Schwankungen und potenzielle Schwangerschaften bei Frauen als Störfaktor gelten. Herzinfarkte werden bei Frauen oft zu spät erkannt, weil ihre Symptome nicht den klassischen männlichen Beschwerden entsprechen. Dies sind nur ein paar Beispiele für den sogenannten Gender Health Gap, der die strukturelle Ungleichheit im Gesundheitssystem beschreibt.

In dieser Folge sprechen wir mit Prof. Dr. Mandy Mangler, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. Als Expertin für feministische Gynäkologie erzählt sie davon, welche potenziell tödlichen Folgen der Gender Health Gap birgt, wie er sich in der Praxis zeigt und was es braucht, um ihn endlich zu schließen.

Buch:

Mangler, Mandy: Das große Gynbuch: Selbstbewusst für den eigenen Körper entscheiden – Sex, Zyklus, Wechseljahre aus weiblicher Sicht neu verstehen: Krankheiten erkennen und therapieren. Berlin: Insel Verlag, 2024.

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Transkript anzeigen

00:00:01: Und damit hi und herzlich willkommen bei einer neuen Folge, das Wunderfrau, deine Praxis für die Ohren ohne Zeitdruck und vor allen Dingen ohne Tabus.

00:00:15: Mein Name ist Konstantin Wagner, ich bin Gynäkologe, Papa und Autor und an meiner Seite ist wie immer die wunderbare Linda Marlene Leinweber.

00:00:23: Sie ist nicht nur Psychologin, Hypnose-Therapeutin und stolze Mama, sondern auch einfach ein ganz toller Mensch mit ganz viel Know-how.

00:00:29: Wir denken Frauengesundheit ganzheitlich aus psychologischer und medizinischer Sicht.

00:00:33: Wir sprechen über Tabuthemen, über die noch viel zu wenig geredet wird und geben euch Einblicke in unser Expertenwissen.

00:00:39: Außerdem nehmen wir euch mit in unseren Alltag als Psychologin und Gynäkologe und lassen euch ein bisschen durch Schlüsselhoch schauen.

00:00:45: Wir sprechen über die Hard Facts von Erkrankungen, an denen hauptsächlich oder teilweise ausschließlich Frauen leiden und über den gesunden Umgang damit.

00:00:52: Wie finde ich zur Selbstakzeptanz, wenn ich unter einer chronischen Erkrankung leide?

00:00:56: Wie stärke ich meine Resilienz?

00:00:58: Das ist manchmal ein langer Prozess.

00:01:00: Und damit wir von denen lernen, die es wissen, haben wir immer spannende Gästinnen da, die uns teilhaben lassen in ihrer ganz persönlichen Journey.

00:01:06: Denn bei das Wunderfrau geht es ums echte Fühlen und ums echte Leben.

00:01:10: Und wenn ihr während der Folge denkt, hey, das macht echt Spaß, euch zuzuhören und ich nehme auch noch was für mich mit, dann vergiss nicht ein Abo da zu lassen.

00:01:17: Und wenn dir der Podcast so richtig gut gefällt, dann freut uns natürlich auch eine Fünf-Sterne-Bewertung.

00:01:22: Das hilft uns weiter zu machen.

00:01:24: Was uns aber am allerwichtigsten ist, der Podcast ist für euch.

00:01:27: Wir wünschen uns einen Mehrwert für euch und deswegen schreibt uns, was bewegt euch, was für Themen wünscht ihr euch und ob ihr vielleicht mal selbst Teil einer Folge werden wollt oder einfach nur gerne Feedback.

00:01:37: Kommentiert entweder direkt hier unter der Folge oder schreibt uns auf Instagram.

00:01:41: Entweder an mich, gynico.logisch oder an die Dibelinda Psychologin Unterstrich Linder Leinweber.

00:01:47: Ja, und das haben ja auch schon einige gemacht nach unseren letzten Folgen.

00:01:51: Wie waren denn so die Reaktionen bei dir?

00:01:53: Hat dich da eine Nachricht besonders brüht?

00:01:55: Ja, also die Reaktionen sind riesig.

00:01:57: Ich freue mich da über jede einzelne Nachricht, also gerne her damit.

00:02:00: Und eine ist mir im Kopf geblieben.

00:02:03: Da ging es um die Folge der Migräne.

00:02:05: Und die junge Dame, die da unter Migränelitt war damals bei ihrer Ärztin.

00:02:09: Und ich würde es auch gerne einfach mal vorlesen, weil es wirklich so ... Passend auch ist zu dem Thema, was wir heute haben.

00:02:15: Das war die Diva Go Glory, sie schreibt, Danke, dass ihr darüber aufgeklärt.

00:02:19: Ich erdeh das teilweise bis heute noch, dass ich mit meiner Migräne nicht ernst genommen werde.

00:02:22: Und mir eine Ärztin sagt, ja, ich habe unter Migräne meinen Examen geschrieben.

00:02:26: Super, dass wir es normalisieren, in der Leistungsgesellschaft funktionieren zu müssen um jeden Preis.

00:02:31: Also das hat mich beeindruckt, das passt auch zu dem was wir so ein bisschen heute anschneiden wollen und es zeigt auch mal wieder ja und dass wir wirklich es an uns ist die Leute auch abzuholen ernst zu nehmen und nicht einfach zu bagatellisieren und Medical Gaslighting zu betreiben und auch noch zu sagen wie toll man selbst performt hat unter der Erkrankung die man vielleicht auch selber mitbringt.

00:02:51: Also das war schon beeindruckend.

00:02:53: Wie ist bei dir?

00:02:54: Hast du da auch irgendwie die Nachrichten gefunden im Posteingang?

00:02:56: Ja,

00:02:57: zum Thema Kinderwunsch.

00:02:58: Das fand ich einen total wichtigen Impuls.

00:03:01: Da hat mir eine Frau geschrieben.

00:03:04: Hallo Linda, ich habe heute eure Folge zum Thema Kinderwunsch gehört.

00:03:07: Eventuell könnt ihr auch mal eine Folge zu dem Thema bei einem lesbischen Pärchen machen.

00:03:11: Hier gibt es größere Hürden und Unterschiede zum Heteropan.

00:03:14: Das wäre ja vielleicht mal auch interessant.

00:03:16: Und danke, dass ihr euch einem so wichtigen Thema gewidmet habt.

00:03:20: Ja, stimmt.

00:03:21: Super spannend.

00:03:22: Also

00:03:22: auch total wichtig hat man nicht immer so auf dem Schirm, wenn man in der Heterobubble ist.

00:03:28: Aber klar, die bürokratischen Hürden und ich glaube auch die Unterstützung sind bei einem lesbischen Pärchen.

00:03:34: Ja, hatte ich auch schon ein paar Mal in der Praxis und das ist wirklich auch noch mal wahnsinnig herausfordernd.

00:03:38: Also ganz lieben Dank für den Kommentar.

00:03:40: Aber jetzt zum Thema von heute.

00:03:42: Wir wollen die nächste Stunde nämlich dafür nutzen, das Gender Health Gap zu beleuchten.

00:03:46: Also der Fakt, dass der weibliche Körper in der medizinischen Forschung chronisch unterrepräsentiert ist.

00:03:52: Darüber, dass sowohl Medikament in ihrer Wirkung auf den männlichen Körper abgestimmt sind, als auch über den Pain-Bias als Beispiel.

00:03:59: Der beschreibt, dass Frauen im Schnitt dreißig Minuten länger auf eine Schmerzbehandlung warten und tendenziell mit Schmerzmitteln untervorsorgt sind, weil das medizinische Personal davon ausgeht, dass Frauen in ihrem Schmerzempfinden übertreiben.

00:04:11: Wir sind also weh, leide ich in den Augen der anderen.

00:04:13: Das ist schon ziemlich traurig, aber wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbacks, wenn wir den Gender-Health-Gap näher unter die Lupe nehmen.

00:04:19: Und da sind wir heute sehr dankbar und froh, dass wir eine Gäste haben, die sich da auch sehr, sehr, sehr stark macht für die Frauen.

00:04:26: Das ist die wunderbare Prof.

00:04:27: Dr.

00:04:27: Mandy Mangler.

00:04:29: Schön, dass du da bist, liebe Mandy.

00:04:31: Ja, schön, dass ich da sein darf.

00:04:34: Mandy, du bist Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin und Professorin für Frauengesundheit und Geburtshilfe an der Evangelischen Hochschule Berlin.

00:04:43: Hast fünf Kinder.

00:04:44: Und bist aktiv auf Social Media, im Podcast und im Fernsehen.

00:04:48: Um so viele Menschen wie möglich darüber aufzuklären, dass Frauen gesundheit mehr ist, als das, was jahrelang beleuchtet wurde.

00:04:53: Wie schaffst du das?

00:04:54: Wie machst du das?

00:04:55: Ist dein Tag länger als vierundzwanzig Stunden.

00:04:58: Wir

00:04:58: haben ja alle viel zu tun.

00:05:01: Und deswegen, ich glaube, wir alle versuchen, das Chaos irgendwie zu bewältigen.

00:05:04: Also ich auf jeden Fall.

00:05:07: Also bei mir so, ich habe einen ganz speziellen Punkt im Kopf, wo ich das erste Mal mit einer Gender-Health-Gap in Berührung kam.

00:05:13: Erzähl ich jetzt nicht.

00:05:14: Ich möchte dich erst mal fragen, wann war bei dir so der Punkt, wo du gemerkt hast, hier stimmt da irgendwas nicht.

00:05:18: Also hier ist doch irgendwas nicht richtig.

00:05:20: War das im Rahmen deiner Fachärztin Ausbildung oder war das schon vorher?

00:05:25: Bist du da mit in Berührung gekommen?

00:05:28: Im Studium habe ich mich immer gefragt, wann kommen so die Frauenthemen irgendwie?

00:05:32: Und du weißt ja selber noch, irgendwie Gynn ist ein kleines Fach im Studium.

00:05:37: gibt es sehr wenig zu Gynokologie.

00:05:39: Und dann später in der Weiterbildung zur Fachärztin gab es so ganz viele Antworten nicht.

00:05:45: Ich weiß nicht, ob es dir auch so ging, aber so CCO oder Menopause oder Indomitriose oder so.

00:05:51: Es gab so ganz viele Fragen, aber keine Antworten.

00:05:54: Also auch für die Patientinnen nicht.

00:05:56: Und das war dann schon irgendwie so, dass man dachte, irgendwie stimmt dann nicht.

00:06:00: Oder ging das auch so?

00:06:01: Ja, also bei mir war das wirklich auch.

00:06:03: während der Studiums hatte ich mich natürlich, weil mein Papa ist auch schon ein bisschen mehr damit beschäftigt mit dem Thema, deswegen war das da noch so okay, weil ich parallel da auch schon viel mich informiert hatte.

00:06:13: Bei mir war der wirklich der Moment, als ich in die Praxis gegangen bin.

00:06:16: Also ich kam aus der Klinik, das waren Maximalversorger, also ich habe alles gelernt, ich könnte nachts im Schlaf irgendwie Notkaiserschnitte machen, aber ich saß dann da und ich hatte keine Ahnung von den wirklichen Problemen einer Frau.

00:06:29: Die kommen ja in der Praxis zu Verhütungsgesprächen.

00:06:32: Die kommen, um hormonelle Dispannaußen zu besprechen über Wechseljahrsthemen.

00:06:37: Ich hatte keine Ahnung.

00:06:38: Ich saß da am ersten Tag, ich weiß das noch, und denke, ich hätte jetzt diese fünf, sechs, sieben Jahre und länger, die hätte ich irgendwie anders verbringen müssen, weil so hilft mir das in der Praxis nichts und das dann alles selber aufzuarbeiten und dann erstmal zu merken, wow, also wie viel ich einfach nicht wusste, nachdem ich maximal gut ausgebildet wurde auf dem Blattpapier.

00:06:55: Das ist erschreckend.

00:06:56: Und ja, seitdem ist das ein Riesenthema.

00:06:59: Deswegen bin ich ganz, ganz froh, dass wir hier heute zu tritt sitzen und darüber mal sprechen.

00:07:03: Wie ging es dir dann für dich weiter, als du gesagt hast, ja, ich warte hier auf diese Frauenthema, aber sie kommen nicht.

00:07:09: Hat dann direkt die Eigeninitiative losgelegt.

00:07:11: oder wie war es?

00:07:12: An erster macht man in der Medizin so, man lernt ja von seinen Vorgängern und dann macht man das erst mal eine ganze Weile genauso alles und fragt sich nicht groß.

00:07:21: Und wenn man dann irgendwie einigermaßen zurechtkommt, dann fragt man sich.

00:07:25: Ist das jetzt wirklich so oder gibt es da vielleicht irgendwas, wo wir uns weiterentwickeln können?

00:07:30: Und da gab es so ganz viele Situationen.

00:07:33: Zum Beispiel erinnere ich mich an den Tag, wo bei uns, der leitende Oberarzt, der hat immer die endometriose Strechtonne gemacht und da gab es im Jahr zwei Tausendzehn oder so eine Studie.

00:07:46: Attraktivität von endometriose Patientinnen.

00:07:48: Und dann kam der in die Klinik und meinte so, ja, ich wusste es schon immer, die endometriose Patientinnen, die sind attraktiver als andere.

00:07:55: Ich habe das Wichtige entschieden und so, dass ich mich mit denen auseinandergesetzt habe.

00:07:59: Und wie toll und so.

00:08:01: Da war ich so, Moment mal, wir wissen nicht, wie man eine endometriose diagnostiziert.

00:08:05: Aber wir haben Studien dazu, ob die Patienten attraktiver sind als andere.

00:08:10: Was Bizarre als Fragestellung schon mal primär ist.

00:08:15: Das war dann so klar, dass dann irgendwie wir so einen falschen Blick ein bisschen haben auf die ...

00:08:20: Also,

00:08:21: Prioritäten leckst eigentlich auch.

00:08:24: Der wird dem ja schlecht.

00:08:26: Ja, das war bitter.

00:08:29: Was ist denn das auf eine Studie, die nachweise möchte, dass Frauen mit einer ernsthaften Erkrankung attraktiver sind als die Frau, die keine Erkrankung hat?

00:08:36: Aber endometriose ist so ein Schlagwort.

00:08:38: Also man muss sich das ja wirklich mal vorstellen.

00:08:39: Wir wissen ja mittlerweile medial, Gott sei Dank, alle, dass die Diagnose einfach so sieben bis zehn Jahre dauert.

00:08:44: Aber wenn man sich das wirklich mal überlegt, ich warte sieben bis zehn Jahre und leide wie hulle in diesen sieben Jahren.

00:08:50: Wie lange zehn Jahre einfach her sind, wenn ich überlege, wo ich vor zehn Jahren war und so lange dauert ist, bis ich eine Diagnose bekomme.

00:08:57: Also das ist ja schon quasi ein Paradebeispiel für die Gender-Herzgab.

00:09:00: dass man so, so, so lange, ich meine, man sitzt ja nicht da und wartet zehn Jahre und sagt dann zu seiner Ärztin oder zu seinem Arzt, ich hab da Schmerzen oder mir geht's da nicht gut, sondern die müssen ja über Jahre hinweg mehrfach im Jahr auch schon an verschiedensten Stellen vorgesprochen haben und wurden offensichtlich nicht wirklich ernst genommen.

00:09:17: Ich frag mich, in so einer Situation wurde das begegnet, Mandy.

00:09:20: Also es wird so eine Studie vorgestellt, man hat da jemanden Vorsicht, den man ja auch respektiert, das ist jemand, der hat viel Erfahrung.

00:09:28: Wie reagiert man dann?

00:09:30: hebt man dann die Hand und sagt, finde ich irgendwie komisch, dass das der Fokus der Studier ist oder sagt man, haben wir nicht eigentlich andere Probleme als um die Attraktivität der Patientin zu fragen.

00:09:39: Wie kann ich mir das vorstellen?

00:09:41: Ich glaube, man ist so gefangen in diesem System, dass man erstmal eine Weile braucht, um zu verstehen, ob das jetzt normal ist oder nicht.

00:09:48: Die Studie zum Beispiel, die findet man immer noch in der medizinischen Datenbank, die wurde dann aber nach sieben Jahren zurückgezogen mit so einem Statement der Autoren.

00:09:58: Also die haben dann geschrieben, ja, die haben die Studie im besten Gewissen gemacht und wir wollten damit nicht irgendwie was Schlimmes bewirken.

00:10:06: So, das glaube ich auch.

00:10:08: Also ich glaube auch nicht natürlich, dass das böse gemeint ist, sondern dass das halt eine Sichtweise ist.

00:10:15: auf Frauen oder auch auf Frauenkörper, die auf eine Art und Weise auch sozusagen in unserer Gesellschaft verankert ist und normal zu sein scheint.

00:10:26: Aber aus der Perspektive von den Betroffenen ist sie halt irgendwie so ein bisschen fehlge, also ist einfach nicht liebstilführend.

00:10:33: Und das ist so, da braucht man, glaube ich, eine Weile, weil wir alle haben diesen Blick, wir alle sind ja in diesen Strukturen gefangen, auch wenn wir uns irgendwie ganz intensiv damit auseinandersetzen, zum Beispiel als Gynäkologe und Konstantin, du auch.

00:10:46: Und deswegen braucht man, glaube ich, eine Zeit, das zu durchdringen und dann wirklich zu hinterfragen.

00:10:52: Und dann mache ich es meistens so, dass ich einfach nur beschreibe, wie es ist, aber ich versuche auch ganz oft nicht zu wehrten, sondern einfach nur zu beschreiben, wie es ist.

00:11:00: Und das macht die meisten schon so fertig, dass ich gar nicht, ich brauche gar nicht sagen, ich finde das blöd mit der endometriose Studie, sondern ich brauche es einfach nur sagen.

00:11:09: Und dann ist ein Teil der dass sich das anhört und das versteht und ein anderer Teil rastet aus und sagt, was bist ein Du für einen Männerhasserin, was ich gar nicht bin?

00:11:19: Und dann braucht man eigentlich gar nicht mehr viel machen.

00:11:21: Man kann halt sagt, straight bei der Wahrheit bleiben und dann der Rest erledigt sich von selbst.

00:11:26: Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen.

00:11:28: Wie sieht es denn aus mit Gegenwind aus der Branche?

00:11:30: Aber die hast du schon beantwortet.

00:11:32: Gegenwind.

00:11:32: Also ich bin nicht so rezeptiv so für sowas.

00:11:36: Ich denke immer so, es gibt halt viele Meinungen.

00:11:38: Ich muss auch nicht jede Meinung vertreten, nicht jeder muss meine Meinung sein.

00:11:42: Ich bin auch nicht das Maß der Dinge.

00:11:44: Ich bin halt einfach nur eine Gynäkologin und manchmal auch als gucke ich mir das an, als Frau.

00:11:49: Und dann frage ich mich, kann das so bleiben oder kann das weg?

00:11:54: Und deswegen, ich hab da auch Binder auch nicht so dogmatisch.

00:11:57: Also von mir aus können wir das alles so machen, wo wie es jetzt ist.

00:12:00: Wenn uns das gefällt, ich finde nur, wir sollten als Gesellschaft uns einige Fragen stellen.

00:12:04: Und dann können wir gemeinsam entscheiden, ob das so ist, ob das so okay ist.

00:12:07: Und dann können wir gemeinsam sagen, ja, machen wir so oder nein, machen wir so nicht.

00:12:12: Ich finde ja, dass das Medical Gaslighting, also ich finde das ja so absurd.

00:12:16: Ich frage mich immer, wie kommt das?

00:12:17: Und ich habe keine wirkliche Antwort gefunden, dass da Frauen sitzen, haben ein Problem, offensichtlich.

00:12:24: Die sind ja jetzt auch nicht freiwillig bei der Gynäkologin oder beim Gynäkologen.

00:12:27: Das ist ja wirklich kein schöner Ort für Menschen, außer jetzt mal vielleicht für diejenigen, die den Beruf ausüben.

00:12:34: Dann sitzt man da als Gynäkologin oder Gynäkologe und nimmt es einfach nicht ernst.

00:12:40: Und da frage ich mich, wo kommt denn das eigentlich her?

00:12:42: Warum sitzen Menschen vor uns und schildern ihr Leid und wir tun es ab?

00:12:46: Also warum ist da diese Frustration so hoch?

00:12:49: Warum ist da dieses, wofür man ja eigentlich mal Medizin studiert hat, um vielleicht Menschen zu helfen?

00:12:54: Wo ist das Abhanden gekommen?

00:12:55: An welchem Punkt ist das Abhanden gekommen?

00:12:57: Da frage ich mich natürlich auch rückblickend, ob es bei mir auch so Punkte gab, ob ich da irgendwie stumpf wurde.

00:13:02: Na klar.

00:13:03: Da wirst du auch einen Teil zu beitragen können, haben wir so gesundheitspolitisch ein paar Probleme, auch sagen wir mal, was das wirtschaftlich angeht, das gesprochene Wort wird wenig honoriert, aber was uns doch bleibt, ist doch irgendwie die Menschlichkeit, dass das ernst nehmen, dass vielleicht auch weiterleiten an Zentren, die sich damit auskennen.

00:13:20: Und das ist etwas, was ich wirklich immer übel nehme, wenn ich solche Geschichten höre.

00:13:24: Dass man nicht versucht zu helfen, auch wenn man vielleicht in der Ausbildung, das werden wir vielleicht heute dann ansprechen, nicht gut ausgebildet worden ist in Sachen Endometriose, was ich vorhin alles angesprochen habe.

00:13:34: Aber dann habe ich ja vielleicht eine Anlaufstelle für Menschen, die da Probleme offensichtlich haben.

00:13:39: Aber dann zu bagatellisieren und abzutun und das gehört eben dazu.

00:13:42: Das kann ich bis heute nicht so ganz verstehen.

00:13:45: Ich weiß nicht, ob ihr da... Erklärungsmodelle habt, wie sowas zustande kam die letzten Jahrzehnte eigentlich.

00:13:50: Also ich glaube, dass das natürlich auf eine Art und Weise passiert ist nicht mit Absicht, sondern die zwei Hauptmechanismen, die ich sehe, sind, dass man das sozusagen Frauen auf eine Art und Weise natürlich eine andere Sprache haben.

00:14:02: Und dass sie es sehr, sehr gewöhnt sind, aus der männlichen Perspektive Symptome zu verstehen und zu, also sozusagen, es kommt jemanden, sei es Schmerzen, da und da.

00:14:11: Und Frauen beschreiben das vielleicht einfach anders.

00:14:14: Und wir haben... finde ich in der Medizin verstehen wir die Sprache der Frauen zu wenig.

00:14:20: Und das zweite ist natürlich, dass wir als in der Medizin, Medizin kommt, aus der früher war Militär- und Medizin eng zusammen.

00:14:28: Man hatte immer einen Militärrang und wir haben ein sehr, ein sehr hierarchisches System und ein sehr, also auch so wie... sind dann nicht so einfühlsam unterwegs.

00:14:39: Wäschende Medizin wird nicht so gebärtschätzt und so.

00:14:42: Und diese zwei Hauptmechanismen führen dazu, dass wir das dann eben eher abtun oder auch nicht so gut verstehen, was da geschieht.

00:14:51: Du sagst,

00:14:51: die Sprache unterscheidet sich von Männern und Frauen.

00:14:54: Hast du dann ein Beispiel aus der Praxis?

00:14:57: Also in der Genokologie ist das auch so und haben wir in der Genokologie halt hauptsächlich weibliche Menschen.

00:15:03: Aber bei Herzinfarkt Symptomen, die Beschreibung der Symptome, die ist unterschiedlich.

00:15:09: Und Männer sagen ja Schmerzen in der Brust und Frauen sagen ja, mein Kiefer tut weh, mein Arm und in mir ist übel oder ich fühle mich nicht wohl und so.

00:15:18: Also es wird viel mehr, also so mehr so... Symptom Strauß auch oder so mehrere Symptome beschrieben.

00:15:26: Und da ist es auch nachgewiesener Weise so, dass Herzinfarkte bei Frauen eben auch deswegen nicht erkannt werden, weil diese Symptome sich anders äußern und anders beschrieben werden und wir sie deswegen nicht erkennen.

00:15:39: Was ich auch oft erlebe, ist, dass selbst Also als Betroffene, dass sie selbst relativieren sofort.

00:15:45: Also jetzt in der Praxis auch wieder gehabt war eine Patientin, die hatte Wechseljahrsbeschwerden, die kommt rein und beschrieb ihre Wechseljahrsprobleme und sagte dann aber im nächsten Satz, ja, aber ich weiß ja, das gehört ja dazu.

00:15:54: Und ja, aber es gibt bestimmt andere, bei denen ist es viel, viel schlimmer, das weiß ich auch.

00:15:58: Und da wurde sofort relativiert.

00:16:00: Und wo ich dann auch gesagt habe, ja, das geht jetzt nämlich um die anderen.

00:16:02: Es geht ja jetzt um sie.

00:16:03: Und offensichtlich ist es ja lebenseinschränkend.

00:16:06: Oder na lebenseinschränkend ist jetzt auch zu groß.

00:16:08: Wie schlafen sie denn?

00:16:09: Ja, ich schlafe nicht gut.

00:16:10: Ich schlafe nicht gut durch.

00:16:11: Ich werde von drei Uhr auf und um sechs Uhr dreißig bin ich immer noch wach.

00:16:14: Und dann klingelt er weg.

00:16:15: Sie hat das nicht das Leben einschränken.

00:16:16: Also das auch spannend, wie das auch so in den Köpfen drin ist, sich selbst quasi Gender, Gender-Health-Geräusche, sich selbst quasi Medical Gaslighting zu unterziehen, weil das einfach so drin ist.

00:16:27: Also das, das müssen wir wirklich den Stecker, müssen wir wirklich ziehen.

00:16:31: Da hast du voll recht.

00:16:32: Also das ist vielleicht ein dritter Mechanismus, dass wir uns immer Also, dass Frauen mehr oder weniger sich immer um andere kümmern.

00:16:38: Ich habe ganz oft auch Frauen, die Krebsdiagnosen haben und die dann sagen, ich kann jetzt nicht therapiert werden.

00:16:44: Ich muss mich um meinen Mann kümmern, den pflege ich oder ich habe einen Kind, das fährt erst in ... Neulich hatte ich eine Patientin, das fährt erst in sechs Wochen auf Klassenreise.

00:16:54: Da könnte ich die Operation machen, aber jetzt nicht.

00:16:57: Und das ist wirklich oft so, dass man sich dann an die zweite, dritte Stelle stellt, anstatt sich ernst zu nehmen.

00:17:03: Und da, glaube ich, kann ... Wir alle was tun für Frauen, dass wir deren Symptome und Probleme ein bisschen ernster nehmen.

00:17:10: Ja, gegenseitig.

00:17:13: Ja, und da steckt ja auch ganz viel, ganz viele mentale, ganz viele mentale Arbeiter hinter, also sich selbst erst mal bewusst werden.

00:17:20: Ich bin wahrscheinlich sehr auf Fürsorglichkeit erzogen worden.

00:17:25: Das ist der Wert, der der Weiblichkeit in unserer Gesellschaft immer noch zugeschrieben wird.

00:17:29: Und das hat für viele Frauen zur Folge.

00:17:31: dass ich mich nicht ernst nehme, dass ich mich nicht an erste Stelle stell und sich das überhaupt erst mal bewusst zu machen und klar zu machen, weil das, was mir immer begegnet ist, schlechtes Gewissen.

00:17:41: Wenn es mir nicht gut geht, wenn ich nicht für andere da sein kann, dann bekomme ich sofort als Frau ein schlechtes Gewissen, als Mutter, als Partnerin, als Freundin.

00:17:50: Aber dieses Verständnis von

00:17:53: ich

00:17:53: darf, ich muss gesund sein, damit ich auch für andere da sein kann.

00:17:58: Das ist immer noch nicht richtig angekommen.

00:18:01: Ne, absolut.

00:18:03: Und wenn wir bei dir sind, dann ist ja auch bei psychischen Erkrankungen total interessant.

00:18:08: Gut, die Männer, ich glaube, bei denen ist nochmal ein anderer Mechanismus, die... Gestehen sich vielleicht selber nicht ein oder wollen nicht wahr haben oder was auch immer, dass sie vielleicht eine psychische Erkrankung haben.

00:18:17: Und bei Frauen ist es eigentlich andersrum, dass Beschwerden oft auf die Psyche dann reduziert werden.

00:18:23: Die hat jetzt irgendwas psychosomatisches.

00:18:24: Das haben wir gerade gehabt mit den Schmerzen auch.

00:18:26: Es dauert dreißig Minuten länger, bis dann eine Schmerztherapie erfolgt in den Kliniken zum Beispiel, weil einfach erst mal die Psyche im Vordergrund gerufen wird.

00:18:34: Früher hieß es ja, Frauen sind hysterisch.

00:18:37: Da kommt ja auch diese Wortschöpfung mit der mit der Gebärmutter, das auf Lateinenstein ganz ähnliches Wort ist und trotzdem erhalten, das habe ich jetzt mal irgendwo gelesen, Frauen.

00:18:50: häufiger Antidepressiva ohne klare Indikation.

00:18:53: Das ist auch interessant.

00:18:54: Also diese psychischen Erkrankungen, die werden dann auch wieder abgetan, in dem Sinne, dass man einfach jetzt mal eine Tablette darüber schiebt, anstatt die Erkrankung ernst zu nehmen und dann eine adäquate auch Gesprächstherapie zum Beispiel zu starten.

00:19:05: Hast du das irgendwie auch bei dir, Linda, dass du das, du hast ja beide Geschlechte jetzt im Gegensatz zum Ende und mir, dass du da Unterschiede spürst im Umgang mit psychischen Erkrankungen?

00:19:15: Also ich kann sagen, dass die Männer immer tendenziell sehr viel später in ihrem Leben zu mir kommen als die Frauen.

00:19:21: Also die Frauen starten, ich mache ja auch ganz viel Prävention, also schon vor der psychischen Erkrankung, die starten gerne in den zwanzigern, dreißigern, auch mit Persönlichkeitsentwicklung sich näher kennenlernen.

00:19:33: Und die Männer, die zu mir kommen, sind im Schnitt deutlich älter.

00:19:36: Also das ist eher so Ende dreißig, vielleicht auch in den vierzigern.

00:19:39: Wo sie dann sagen, ich fange auch an, mich der Psyche zu widmen, das ist ein Riesenunterschied und ich merke auch so, dass die Überschriften unterschiedlich sind.

00:19:48: Also bei Männern ist es oft Überlastung, Burnout, ich arbeite zu viel.

00:19:54: Und das ist ja auch wieder was, was ich mit Stärke verbinden kann, was sich irgendwie produktiv anhört.

00:19:59: Und bei Frauen sind es dann, ja, es ist die ganze Bandbreite.

00:20:03: Also von, ich möchte an meinem Selbstwert arbeiten über Angsterkrankungen, über depressive, depressive Episoden.

00:20:10: Also wirklich, wirklich alles, was ich begleite.

00:20:14: Das merke ich schon, ja.

00:20:15: Und ich habe den Eindruck, dass diese Stempel, ja, das ist doch nur in Anführungsstrichen psychosomatisch.

00:20:24: Auch wieder ein Teil des Digma ist, was die psychische Gesundheit einfach noch mit sich bringt.

00:20:34: Es ist noch nicht so anerkannt wie körperliche Erkrankungen.

00:20:37: Es hat immer noch einen Weigeschmack.

00:20:39: Man kann es nicht sehen.

00:20:40: Da finde ich es total interessant, Linda.

00:20:42: Da würde mich auch total interessieren, wie du das siehst, was da der Gap, den wir in Bezug auf Gesundheit haben, der Fall ist.

00:20:51: Wenn man sieht, dass so anpuckt, Männer haben eine kürzere Lebenserwartung und haben zum Beispiel eine viel höhere Suizidrate, haben Sterben mehr durch Unfälle, Gewalt und all das.

00:21:03: Und wir haben es überhaupt nicht geschafft, sozusagen diese Todesursachen zum Beispiel oder diese Lebenserwartung anzugleichen.

00:21:10: Und die Lebenserwartung ist ja zum Beispiel stark eingeschränkt wegen Gewalt oder Tod durch Gewalt oder Tod durch Suizid.

00:21:19: Gesundheitstredition, also Raus- und Alkoholrisikwurfsverhalten, das haben wir überhaupt nicht geschafft als Medizin.

00:21:25: bei Männern zu verankern, also diesen Präventionsgedanken, dann auch die psychische Gesundheit, das eben Suizidprävention und so.

00:21:33: Und deswegen ist die Lebenserwartung bei Männern kürzer, ja.

00:21:36: Und das finde ich so krass, weil das ist die andere, die Kehrseite sozusagen, oder die andere, der andere Assekt, der bei dem Thema Open Earth, finde ich, ganz wichtig ist, wie können wir denn eigentlich da auch was für männliche Menschen tun, weil davon profitieren wir auch als Gesamtgesellschaft, wenn wir uns endlich eingestehen, dass dieses Männer-Frauen-Ding und das... immer stärk sein müssen und Risikofahr halten und so, dass sie das irgendwie adressieren und dann vielleicht auch im Sinne der Männergesundheit lösen.

00:22:02: Ja, absolut.

00:22:03: Also ich glaube, da spielt auch zum Beispiel mit rein vielleicht so ein bisschen der gegenteilige Effekt von der Medizin.

00:22:11: Es gibt eine Male-Depression-Scale, also es gibt eine Scala, die misst, wie sich eine Depression bei Männern äußert und die unterscheidet sich von Frauen.

00:22:18: Und das ist aber noch relativ jung und es ist noch nicht so verbreitet, dass man mit diesem Blick zum Beispiel, dass bei einer männlichen Depression auch eine Aggression dazu kommt, bei vielen Männern, dass man mit diesem Blick ganzheitlich auf eine Erkrankung schaut.

00:22:33: Also da rutschen dann eher mal die Männer durch.

00:22:36: weil sie da nicht in die Diagnostikmanuelle gut reinpassen.

00:22:41: Also so ein bisschen das Gegenteil von dem, was wir eben bei den Frauen besprochen haben.

00:22:46: Ich glaube, das ist ein Riesenfaktor, dass wir eben noch nicht bei der Ganzheitlichkeit sind von den Symptomen, die es aber braucht, auch bei der psychischen Gesundheit und Männer und Frauen, da gut wahrzunehmen und auch zu begleiten.

00:22:59: Und dass man vielleicht auch noch mehr über Therapie aufklären muss.

00:23:02: Also, dass das eben ... dass es was uns allen gut tut, dass es was Gutes sein kann, dass es Spaß machen kann, mental zu arbeiten und dass es, dass es nichts, wie soll ich sagen, ja irgendwie, ich liege auf der Couch und da sitzt jemand neben mir und hat ein Block in der Hand und ein Stift und ich muss mich da jetzt seelisch nackt machen.

00:23:22: Also, ne?

00:23:24: Ich glaube, es braucht einfach wirklich Wissen.

00:23:26: Was bedeutet denn Therapie und was kann ich davon mitnehmen, dass sich dann sowohl Männer als auch Frauen genauso dafür interessieren und öffnen können?

00:23:35: Ja.

00:23:35: Und um den Schwung zurückzunehmen zu den Frauen, das mit zu Männer lasse ich hier, ich merke schon.

00:23:41: Wollte ich auch noch mal so ein Paradebeispiel?

00:23:44: Viele wissen ja vielleicht gar nicht gender health gap.

00:23:46: Wir sind natürlich jetzt so in einer Bubble drin, wir haben ja schon öfter darüber gesprochen, aber viele wissen ja gar nicht, dass da große Unterschiede gibt.

00:23:51: Und das gibt ja so ein großes Paradebeispiel auch, was Medikamente einfach angeht, die jahrzehntelang quasi auf den männlichen Körper getrimmt wurden.

00:24:00: Da gibt es ja dieses berühmte Schlafmittel von vor vielen Jahren, was gezeigt hat.

00:24:04: dass die Frauen Überhang haben am nächsten Tag, wenn sie dieses Schlafmittel nehmen und Unfälle gebaut haben und noch einen Nöcher und dann irgendwie, ich glaube, erst vor gut zehn oder elf, zwölf Jahren die FDA gesagt hat, okay, wir müssen diese Dosis anpassen für die Frau, nur die Hälfte des Wirkstoffes ist da jetzt drin, damit das für die Frau überhaupt gut wirkt und dass sie nicht so einen Überhang hat.

00:24:24: Und so gibt es ja zahlreiche andere Beispiele, was Medikamente angeht.

00:24:27: Das ist ja auch hochspannend.

00:24:29: Und ich sage da auch immer gerne das Beispiel mit... dem simplen koffien was wir jeden tag zu uns führen da gibt es also wirklich.

00:24:36: wenn man sich das vor augen führt wenn man weiß dass das östrogen also das weibliche geschlechtshormon schlechthin dazu führt in der lewa ein entzünd zu blocken was koffien abbaut wenn wir viel östrogen haben zum beispiel jetzt zyklus bedingt oder wir nehmen eine hormon ersatztherapie et cetera pp.

00:24:53: Dann haben Frauen offen überhangen, was Koffeiner geht.

00:24:56: Die brauchen dann zehn, elf, zwölf Stunden, um den abzubauen.

00:24:59: Wenn die Östrogenspiele ganz niedrig sind, zum Beispiel nehmen wir jetzt bei mich, dann dauert das drei, vier Stunden.

00:25:04: Und das ist ein ganz einfaches Beispiel aus dem Alltag, wo viele Frauen auch merken, boah, ich vertrag jetzt irgendwie gerade den Kaffee gar nicht so gut.

00:25:11: Ich bin abends total aufgekratzt, ich komme gar nicht zur Ruhe.

00:25:14: Und dann vielleicht den Zusammenhang bringen mit der Zyklusphase ist total spannend.

00:25:18: komplex der weibliche körper einfach ist und wie unterschiedliche auch dinge verarbeitet und das ist eben nicht nur beim simplen kaffee so sondern bei ganz ganz vielen anderen medikamenten.

00:25:27: und das hat man bis vor kurzer zeit überhaupt nicht wahrgenommen und hat einfach die standardpille schmerztablette etc.

00:25:34: für die männer kreiert und das einfach auch den frauen gegeben.

00:25:37: also das ist auch mal ein paradebeispiel für die für die gender herzgab.

00:25:42: Das hat jetzt nicht direkt was mit der Gender Health Gap zu tun, aber bei der Recherche des Themas ist mir eines wirklich ins Auge gestochen und ich fand es unfassbar.

00:25:51: Ich weiß nicht, ob ihr das wusstet.

00:25:52: Frauen haben beim Autounfall ein dreimal so häufiges Verletzungsrisiko wie die Männer.

00:25:58: Es liegt jetzt nicht daran, dass irgendwer besser oder schlechter Autofahren kann.

00:26:01: Es liegt daran, dass die Sicherheitssysteme in den Autos jahrzehntelang an Männern orientiert entwickelt wurden.

00:26:08: Frauen haben nämlich eine komplett andere Anatomie.

00:26:11: Sie haben, das wissen wir alle, weniger Muskelmasse im Oberkörper.

00:26:14: Sie haben dadurch auch eine andere Sitzposition.

00:26:16: Sie sitzen meist auch näher am Lenkrad.

00:26:19: und jetzt kommt das Wichtigste.

00:26:20: Ihr Körperschwerpunkt, der liegt höher.

00:26:22: Und das macht zum Beispiel den Nacken natürlich deutlich anfälliger für Verletzungen.

00:26:27: Aber in den Crash-Tests Ja, da wurde ganz, ganz lange Zeit nur ein einziger Typ Mensch berücksichtigt.

00:26:33: Nämlich der sogenannte fünftigste Percentilen männlicher Dummy.

00:26:38: Das ist ein männlicher Standard Dummy.

00:26:40: Also der ist eins, fünf, siebzig groß, sechsen, siebzig Kilo schwer, also ein Durchschnittsmann.

00:26:45: Und dann gab es in den Durchbruch, behaltet euch fest, da gab es nämlich den ersten weiblichen Dummy.

00:26:52: Der hieß Hybrid, drei fünfte Perzentile Female, irgendwie sowas.

00:26:57: Das klingt nach Fortschritt, aber wenn man genau hinschaut, dann merkt man, dieser Dummy repräsentiert nur eine kleine Frau von eins, zwei und fünfzig mit fünfzig Kilo.

00:27:07: Also nicht mal annähernd die Durchschnittsfrau, die wir zum Beispiel hier in Deutschland haben oder in noch nordischeren Ländern wie Dänemark.

00:27:15: oder Holland, da sind die Frauen einfach auch viel größer.

00:27:18: Und jetzt wird das noch absurder, denn getestet wurde dieser Dummy überwiegend auf dem Beifahrersitz, noch nicht mehr am Steuer.

00:27:26: In vielen Crash-Tests heute wird also immer noch der Mann als Maßstab benutzt und das bedeutet konkret, die Autos sind für die Männer gebaut und die Sicherheitssysteme eben auch und nicht für die Frauen.

00:27:36: Das war ein Jahrzehnte, jetzt haben wir fast dreißig Jahre später.

00:27:40: Und wir gucken mal in den Fortschritt rein.

00:27:42: und ja, es gibt inzwischen weibliche Crashtest-Dummies mit Sensorik.

00:27:46: Aber sie sind selten gesetzlich vorgeschrieben.

00:27:49: Ganz, ganz viele Regelwerke.

00:27:51: Also wichtige Euro-Normen, NCAP-Standards in Europa oder die US-Normen, die orientieren sich immer noch an diesen männlichen Dummy.

00:28:00: Mit anderen Worten, Frauen werden im Straßenverkehr immer noch systematisch benachteiligt, weil ihre Körper einfach nicht ausreichend in die Sicherheitskonzepte heimbezogen werden.

00:28:10: Ja, und die Folgen, die gibt es noch heute zu spüren, bei Auffahrunfällen, Schleudertraumata, bei schweren Verletzungen, die Wahrscheinlichkeit für die Frauen verletzt oder sogar getötet zu werden, ist bis heute deutlich höher als beim Mann.

00:28:21: Und das ist ein krasses Beispiel dafür, wie der Gender Health, der, wenn man so möchte, nicht nur in der Medizin oder Forschung existiert, sondern eben etwas ganz alltäglichem wie der Verkehrssicherheit.

00:28:34: Wie kommt das denn das überhaupt, die Medikamente vorrangig an Männern?

00:28:39: getestet wurden oder für den man entwickelt wurden.

00:28:42: Welchen Vorteil hat das denn?

00:28:43: oder wie kam das dazu?

00:28:45: Ja, wir sind primitiv.

00:28:46: Wir sind einfach, man man forst ja gerne erst an Zellen.

00:28:49: Übrigens so siebzig, achtzig Prozent der Zellen, die man da benutzt, sind männliche Zellen.

00:28:53: Ich übrigens auch habe in der Klinik damals, um mal eine Anekdote zu erzählen, über HPV, meine Doktorarbeit gemacht, also das humane Papillomavirus.

00:29:01: bei fast hundert Prozent der des Gebärmutterhalskrebs beteiligt, also wirklich, was eigentlich die Frau betreffen sollte.

00:29:06: Ich hatte nur männliche Zelllinien.

00:29:08: Also ich hatte nicht eine weibliche Zelllinie, das nun mal dahin.

00:29:11: Und dann forscht man natürlich gerne weiter, wenn man die Zelllinien hinter sich hat, an Mäuschen und Äffchen und Männern.

00:29:17: Also das in einem Satz kann man schon so sagen.

00:29:20: Wenn jetzt in Vorträgen zeige ich jetzt mal gerne den männlichen Zyklus, das ist nämlich eine Nullinie wie im EKG.

00:29:27: Also es gibt keinen männlichen Zyklus, deswegen gibt es auch weniger Störfaktorenanführungszeichen.

00:29:32: Und gerade das, was ich gerade erwähnt habe, mit steigenden Ostrogen, Progesteronen, Spiegel

00:29:36: etc.,

00:29:37: ist natürlich schwer zu erforschen.

00:29:38: Na klar, weil es komplex ist, weil ich gucken muss, in welcher Zyklusphase funktioniert das Medikament X, denn wie?

00:29:43: Und das ist natürlich bei Mäuschen und Äffchen und Männern ein Stück weit leichter.

00:29:47: Und ich glaube, da hat sich die Forschung damals auch einfach... leicht gemacht.

00:29:49: und vielleicht gab es ja auch sozial gesehen und politisch gesehen damals auch gar keiner Interessen, das an der Frau zu testen.

00:30:00: Wenn ich mir die nimmlichen Exemplare in meiner Umgebung so angucke, also die haben schon ein Zyklus irgendwo, also die sind schon zyklisch unterschiedlich.

00:30:07: Also da gibt es ja auch Studien, die sagen, dass das Testosteron, das ist ja morgens höher als abends oder im Winter niedriger als im Sommer und so.

00:30:15: Das ist

00:30:17: aber das Einzige, was wir haben.

00:30:18: Morgens Rostestosteron und abends Niedriges.

00:30:22: Über ein Monat gesehen ist das eine Lullinie.

00:30:25: Das reicht mir schon, das macht mich schon fertig.

00:30:28: Nein, aber zurück zu den Studien, das ist ja so, dass das schon, also früher war das Argument halt, dass mit den Zyklus das ist zu kompliziert auszuwerten.

00:30:37: Wenn wir jetzt noch den Zyklus mitdenken müssen, weil zum Beispiel in den Studien, dann müssten wir ja ganz viel Daten erheben.

00:30:44: Und das Zweite war, Frau Weier, vielleicht wird die Frau ja schwanger und in der Studie so.

00:30:48: Das können wir ja nicht riskieren.

00:30:50: Deswegen hat man Frauen konsequent ausgeschlossen aus den Studien.

00:30:53: Jetzt heutzutage ist es eigentlich nicht mehr nötig und Frauen wollen das auch nicht.

00:30:59: Was ich total interessant finde, fand in der Corona-Pandemie eine Studie in den USA von schwangeren Frauen, die sich impfen lassen, haben freigelegt.

00:31:08: Und daraus hat man dann Studiendaten zu der Impfung gegen Corona eben gezogen.

00:31:14: Und daran sieht man auch, dass wir Frauen, also dass man mit uns nicht irgendwie so begut- umgehen muss, sondern dass wir schon sehr die Dinge sehen und nicht irgendwie einen vermeintlichen Schutz brauchen, der aber eigentlich am Ende gar keinen Schutz ist, sondern dann eben dazu führt, dass es keine oder weniger Daten für uns gibt und eine weniger gute passende Medizin.

00:31:36: Ja,

00:31:37: du hast vorhin gesagt, Militär und Medizin waren früher ganz eng miteinander verknüpft.

00:31:42: Hat das auch irgendwie einen Einfluss gehabt?

00:31:44: Na,

00:31:45: Medizin war halt einen Männerklub, das ist super spannend finde ich, weil das war so, dass zum Beispiel Frauen haben Frauen unter der Geburt begleitet.

00:31:56: Also es gab so eine Hebamme sozusagen.

00:31:59: Und dann wurden die Universitäten geschaffen.

00:32:02: Die waren halt nur voller männlicher Ärzte dann damals oder Wissenschaftler auch oder Studierende.

00:32:09: Da gab es so Korrespondenz, die man analysiert hat.

00:32:12: Vor fünfhundert Jahren haben diese männlichen Wissenschaftlerfamten, diese Hebammen und diese anderen Frauen, die Frauen begleitet haben, ganz schlimm und haben sich immer so gegenseitig hin- und hergeschrieben, wie man die jetzt am besten los wird und eben von diesen Geburten wegbekommt.

00:32:26: Anstatt eigentlich zu wagen, als Mechanismus, wir müssen die ermächtigen Ausbilden, die müssen in die Universitäten auch mit rein.

00:32:33: Aber so hat man damals eben, das sah halt gesellschaftlich anders.

00:32:36: So hat man nicht gedacht.

00:32:38: Und deswegen war halt über vier, fünfhundert Jahre Medizin und auch Wissenschaft an sich von Männern für Männer.

00:32:45: Und das merkt man halt auch immer noch.

00:32:48: Also hier in Pseusen zum Beispiel, wo ich studiert habe in Berlin, da konnte man erst ab dem Neunzehntenhundertzehn Medizin studieren.

00:32:54: Und das ist mich nicht so lange einfach nichts von sagen.

00:32:58: Und deswegen dauert es halt so, bis die Perspektive von Frauen auch sich so ein bisschen auch da widerspiegelt.

00:33:04: Das ist jetzt noch nicht der Fall.

00:33:07: Mendi, weißt du aus dem Kopf, wie viele Chefärztinnen es gibt in den größeren Kliniken?

00:33:12: Also wie es verteilt ist?

00:33:13: Ja, weiß ich natürlich noch.

00:33:16: Weil ich das interessant finde, auch und bannend so die Frage.

00:33:21: zum Beispiel, siebzig Prozent Gynäkologinnen, Frauen.

00:33:23: Und in Berlin bin ich eine, jetzt von fünf immerhin, fünf weiblichen Chefärztinnen von insgesamt einundzwanzig Kliniken.

00:33:32: Das ist also dann so, um zwanzig Prozent, was eher hoch ist.

00:33:37: Ich hab mir gerade gestern in einem übelnangen Prozess, zwar mit KI-Hilfe, hat aber trotzdem ewig gedauert, die Ordinariathe, also die Universitätsraunkliniken Deutschlands auswerten lassen.

00:33:49: Und da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da sind wir mittlerweile bei, da Wir bleiben schon hinter den Möglichkeiten zurück.

00:34:19: Da könnte man sich das lange Gedanken machen, soll das Fifty-Fifty sein?

00:34:22: Wenn wir siebzig Prozent Frauen essen sind, ja oder nein, kann man sich überlegen, was man dazu denkt.

00:34:28: Aber auf jeden Fall ist das nicht geschlechtergerecht, das kann man sagen.

00:34:31: Und das in der Gynäkologie, das soll ich schon dazu sagen, ist jetzt nicht allgemein in den großen Kliniken.

00:34:38: Also es ist bemerkenswert.

00:34:39: Du sagst das als ob das ein großer Erfolg ist, ist es vielleicht auch jetzt auf die letzten Jahre bezogen.

00:34:44: Ja, das lasse ich mal so stehen mit, ähm, dreiundzwanzig Prozent ist natürlich mehr weit weg von ausgeglichen.

00:34:50: Luft nach oben.

00:34:50: Ja, Luft nach oben, würde ich auch sagen.

00:34:52: Jetzt hast du ja schon gesagt, es gibt da zumindest einen positiven Trend.

00:34:56: Kannst du denn sagen, welche Faktoren helfen, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen, aber das... Ja, wir können es auch gerne größer beleuchten, dass die Frau einfach in der medizinischen Forschung einen Platz findet.

00:35:11: Ja, also da kann ja es, da gibt es viele Aspekte.

00:35:14: Man könnte jetzt so sagen, na ja, wir sind ja schon, und besonders auch im Vergleich zu anderen Ländern, geht es uns ja gut, ne?

00:35:21: Wir müssen nicht ins Menstruationshaus, wenn wir menstruieren oder wir können verhüten und so weiter.

00:35:27: Aber... So, sagen wir mal, eine Freiwilligkeit mit diesen Quoten habt jetzt nicht dazu geführt, dass wir besonders weit gekommen sind.

00:35:35: Deswegen finde ich schon, dass man sich über eine Quote Gedanken machen kann und sollte.

00:35:41: Da kann man jetzt auch unterschiedlicher Meinung sein.

00:35:43: Es ist natürlich so, je besser man die Strukturen für Frauen macht, dass Frauen auch sich denken.

00:35:49: Also viele Frauen denken, ja, nee, ich kann und will nicht schärfer erzielen werden.

00:35:52: Das ist mir zu nervig oder das mir zu anstrengen oder wie soll ich das mit der Familie machen oder so.

00:35:57: Und je besser man dann Strukturen hat, wo Frauen sich auch wiederfinden, wo sie dann sagen, okay, ich kann das halt mit meinem anderen Leben vereinbaren.

00:36:05: Ich finde, das ist ein attraktives Konzept für mich, dass so mehr Frauen werden wir da auch hinziehen können.

00:36:10: Aber zum Beispiel neulich haben wir hier... an dem Krankenhaus, wo ich jetzt bin, eine Chefarztstelle für Anästhesie ausgeschrieben.

00:36:19: Und da hat sich einfach keine Frau beworben, keine Einzige.

00:36:22: Und das ist auch die Realität.

00:36:23: Also, dass Frauen eben gar nicht denken, dass das für sie passen könnte oder attraktiv sein kann.

00:36:29: Und deswegen muss man auch sagen, wenn man diese Stellen besetzt, dann kann man sich grundsätzlich die Frage stellen, wie mache ich die Ausschreibung schon so, dass eine Frau sich da wiederfindet?

00:36:39: Oder wie versuche ich Frauen ... gezielt anzusprechen und zu bergen.

00:36:42: Da sind sie auf wie unterstützen sie mit ihrem Lebenskonzert und versuchen da eben auch Vereinbarkeit zu leben.

00:36:47: Aber das ist schon relativ komplex, finde ich.

00:36:50: Ja, absolut.

00:36:51: Also Frauen in Führungsrollen zu positionieren, wäre auf jeden Fall so ein Ansatz, wie wir darauf zurückkommen, wie wir die Frauen besser versorgen können jetzt so im Alltag und auch bei uns in den Kliniken und Praxen.

00:37:03: So ein anderer Ansatz wäre natürlich zu überlegen, kriegen wir es hin, diese Ausbildung einfach.

00:37:09: besser zu machen und frauenspezifischer zu machen.

00:37:11: Also das nicht nur in der Frauengesundheit, also in der Gynäts, sondern eben auch in allgemeinen Medizin, dass wir da einfach wirklich früher ansetzen.

00:37:20: Am liebsten, da bin ich auch immer ganz großer Fan von schon bei den Kindern, da eben nicht die Türen zu schließen, wenn Mama ihre Periode hat, sondern die Kinder wirklich kindgerecht abzuholen und auch mitzunehmen und sie daran teilen, haben zu lassen, was da passiert und das auch zu erklären, eben kindgerecht.

00:37:34: Ich finde, da fängt es schon an und geht natürlich dann über Schule und dann den Ausbildungsweg und gerade auch im Medizinstudium hinaus, dass wir irgendwie dahin kommen.

00:37:43: dass wir Frauen einfach besser betreuen können.

00:37:45: Denn klar, in den sechziger Jahren kam ein tolles Medikament auf den Markt mit der Anti-Baby-Pille.

00:37:51: viele Vorteile, aber auch viele Nachteile mit sich gebracht hat.

00:37:54: Und seitdem war es irgendwie so, dass jedes Problem, was irgendwie zyklisch bedingt war, wirklich ein Stück weit weggebügelt wurde.

00:38:01: Ich bin jetzt überhaupt kein Feind von der Pille.

00:38:04: Sie hat ihre Daseinsberechtigung in vielen Einsatzgebieten und ist ganz wertvoll.

00:38:07: Aber sie ist halt ein hochpotentes Medikament und sie wurde einfach über den Dresen gegeben wie Smarties.

00:38:12: Das muss man einfach so sagen und hat viele Probleme einfach wirklich unter den Tisch gekehrt.

00:38:17: Und jetzt, wo wir merken, dass Frauen ... empowert sind und auch weg kommen von vielleicht mehr und mehr hormoneller Verhütung.

00:38:25: Das sehen wir auch in den Zahlen.

00:38:27: Merkt man auf einmal, was uns zyklus mit sich bringt und was für Veränderungen man auch bemerkt und im Guten und dem Schlechten.

00:38:34: Und jetzt ist es an uns, das aufzufangen und auch zu begleiten, was da gerade passiert.

00:38:38: Und es geht eben nicht mehr zu sagen, ja, nehmen wir mal eine Pille und gut ist.

00:38:41: Also das wird jetzt eine spannende Zeit, glaube ich, in den nächsten zehn, zwanzig Jahren.

00:38:46: Da wird sich hoffentlich ein bisschen was regen, jedenfalls auf... der Ebene der Gynäkologen und Gynäkologen, glaube ich.

00:38:53: Aber es muss sich halt irgendwie auch politisch so ein bisschen

00:38:56: was tun.

00:38:56: Ja, hast du sehr schön gesagt.

00:38:57: Und was man so im Alltag klingt, finde ich immer ist so, dass man sich immer fragt, ist das gerecht?

00:39:02: Könnte man das vielleicht noch gerechter machen?

00:39:05: Oder zum Beispiel, wen empfiehlt man, über wen tätet man gut.

00:39:08: Ja, wenn es irgendwo eine Stelle gibt, wie sagt man?

00:39:11: Ja, hier, ich kenne jemanden und das ist eine hochqualifizierte Frau zum Beispiel, die dann da gut passt.

00:39:17: Oder ja, wie stärken wir uns alle gegenseitig?

00:39:20: Das kann man sich dann immer fragen und dann vielleicht so ein bisschen Mikrofeminismus in den Alltag einlaufen.

00:39:26: Bei mir ploppt noch so ein Fragezeichen auf.

00:39:29: Angenommen, wir würden diesen Weg jetzt so ganz ideal gehen.

00:39:32: Also, wir fangen bei den Kindern an, wir klären so viel auf wie möglich.

00:39:36: Wir nehmen die Mädels mit und stärken die Frauen, stärken uns untereinander.

00:39:41: Das ist ja, glaube ich, auch noch mal ein Thema für sich, Frauen untereinander.

00:39:44: Könnten wir auch eine Folge drüber machen.

00:39:47: Wie kriegen wir jetzt die Politik dazu, dass mehr Geld da investiert werden?

00:39:51: Weil es ist ja immer noch im Verhältnis so, dass in die weibliche Forschung, nenne ich es jetzt mal so als Überschrift, sehr viel weniger Geld investiert wird als in andere Forschungsbereiche.

00:40:06: Ein Prozent der weltweiten Gesundheitsausgaben fließt in die frauenspezifische Gesundheitsforschung.

00:40:10: Wahnsinn,

00:40:13: das ist wenig.

00:40:15: Man kann sich... Also es gibt diesen Zeit der Gendermedizin, der sogenannten Gendermedizin, und da kriegen immer alle einen Föhn, weil da das Wort Gender drinne vorkommt.

00:40:23: Aber da geht es gar nicht um Gender, sondern da geht es eigentlich so um so individualisierte Medizin für Männer und für Frauen.

00:40:30: Und das ist eigentlich eine gute, starke Medizin, auch die Medizin der Zukunft, teilweise schon der Gegenwart.

00:40:35: Und man müsste eigentlich sagen, man... Fördert Forschung nur, wenn da Gender-Assekte eben berücksichtigt sind.

00:40:41: Und das wären eben individualisierte Fragen.

00:40:43: Also nicht nur ist die Person, die untersucht wird in der Studie ein Mann oder eine Frau, das ist mal eine grundsätzliche Frage, aber auch wie alt ist sie, wie schwer ist sie, welche genetischen Voraussetzungen hat die Person.

00:40:56: Und ich glaube, dann kann man so ein richtig gutes individualisiertes Gesamtpaket von Therapie basteln, wenn man das Individuen sieht.

00:41:04: Und wir kommen aus der evidenzbasierten Medizin, wo wir gesagt haben, wir machen jetzt eine Studie an Zehntausend Menschen.

00:41:10: Und was für diese Zehntausend Menschen gut ist, das ist für das Individuum gut.

00:41:14: Und das ist auch ganz stark, eine starke Möglichkeit.

00:41:18: Aber manchmal ist es eben nicht für das Individuum gut.

00:41:20: Und deswegen ist der nächste Schritt jetzt zu sagen, okay, das ist die Evidenz, die hat für Zehntausend Menschen gut gepasst.

00:41:26: Jetzt gucken wir mal, was für dich als Individuum passt.

00:41:29: Und das kann manchmal auch ein bisschen anders sein.

00:41:31: Und ich glaube, das ist toll, wenn wir uns da weiterentwickeln und eben diese sogenannte Gendermedizin, die eigentlich eine individualisierte Medizin ist, stärken und stützen und uns in jeder Studie eigentlich fragen, wie können wir das mit rein basteln?

00:41:44: Ja.

00:41:45: Und die Frage, wie kriegen wir die Politik dazu, ist eine gute, ja, keine Ahnung.

00:41:48: Also da möchte ich auch mal wieder in den Ball rüberwerfen, brauchen wir da mehr Frauen in der Führungsposition, gerade auch in diesem Bereich, die dann vielleicht auch mal den Blick haben, was Mandy gerade alles erklärt hat, wie wertvoll wäre das, da wirklich diese Gendermedizin durchzusetzen, einfach individuell zu gucken.

00:42:05: Ich meine, wir sprechen in letzter Zeit viel mehr über ganzheitliche Medizin, was super wichtig ist.

00:42:09: Wir müssen das ganze System Mensch erfassen, aber eben auch gezielt und individuell auf das eigene.

00:42:15: jeweilige Geschlecht bezogen.

00:42:17: Und wie kriegen wir da eben genau diese Hebel in Bewegung?

00:42:20: Das frage ich mich also gefühlt täglich.

00:42:22: Jetzt hat man mit der öffentlichen Arbeit, die man leistet, so ein Stück weit Reichweite, vielleicht ein Stück weit Power, um da irgendwas zu bewegen.

00:42:28: Und ich frage mich auch immer, welchen Hebel muss ich drücken, damit sich da was bewegt, weil ich würde es gerne machen und mir fällt aber auch kein guter Weg ein.

00:42:34: Ich glaube, ihr drückt schon ganz viele Hebel in dem, was ihr sagt, dass ihr Meinung bildet und auch Dinge aufzeigt.

00:42:41: Und das ist, glaube ich, extrem wertvoll, dass auch eben man in diese Kommunikation geht.

00:42:46: Ich habe die Erfahrung gemalt, dass auch zum Beispiel jetzt, wo wir ein bisschen auch einen konservativeren Blick auf Gesellschaft haben, auch politisch.

00:42:55: dass es eine Art Rollback gibt und zum Beispiel wurde als erstes auch in großen Filmen ein so wurden als erstes die Programme zur Frauenforschung eingestellt auch oder gekürzt und Forschung zu Frauen, Gesundheit weniger unterstützt und finanziert und so.

00:43:13: und das ist schon krass und da muss man nochmal genau hingucken um sich auch in seinem Alltag fragen das kann jede Person eigentlich jeden Tag machen.

00:43:22: Wie kann man das gerechter gestalten?

00:43:24: und will ich das?

00:43:25: Oder will ich was anderes für diese Gesellschaft?

00:43:27: Und wie kann ich meinen Beitrag leisten?

00:43:31: Ich würde gerne nochmal so einen kleinen Perspektivwechsel machen.

00:43:35: Jetzt bist du ja selbst eine Frau.

00:43:37: Du bist Expertin, aber du bist auch Frau.

00:43:39: Hast du denn schon mal genau das erlebt, wofür du Expertin bist?

00:43:44: Hast du schon mal das Gender Health Gap an dir selbst?

00:43:47: erleben müssen?

00:43:48: Ja, auch auf jeden Fall.

00:43:49: Also ein Gender-Health-Gab oder auch diese Strukturen, die wir in der Medizin haben, die so total hieraschisch sind.

00:43:57: Und es ist ja als Ärztin immer ganz gut, wenn man selber mal Patientin ist.

00:44:00: Und also das schärft, also das macht auf jeden Fall den Blick ein bisschen weiter.

00:44:05: Und ich habe mir einmal auch im Weg zur Arbeit angefangen, bin ich hingefallen, habe ich ihn in den Arm gebrochen und dann bin ich noch im Zinnig geradet, damals Charité.

00:44:13: und saß dann mit meinem Gebrochenheit auch so und wurde so behandelt.

00:44:17: Und dann hat die Ärztin, die mich behandelt hat, saß so mit dem Rücken zu mir am Computer, hat das Telefon genommen, ihren Oberarzt angerufen und gesagt, und während sie den so anrief, zu mir gesagt, ja, und dann fahren wir jetzt in den OP und dann werden sie operiert.

00:44:34: Ich hab voll den Vogel bekommen, ich bin komplett ausgeflippt.

00:44:38: Ich bin irgendwie aufgestanden, habe meine Telefonnummer auf die Behandlungstrage gelegen und gesagt, wenn ihr normal mit mir reden möchtet, dann ruft mich an.

00:44:45: Aber als Sohn nicht.

00:44:47: Ich fand es so krass von der Kommunikation.

00:44:50: Das war sehr hieraschisch.

00:44:52: So funktioniert Medizin manchmal, deswegen gar nicht.

00:44:54: Sehen, was braucht der Mensch jetzt?

00:44:56: Der braucht irgendwie kurz mal ein Gespräch und auf die Situation geholt zu werden.

00:45:01: Sondern wir wollen dann immer alles zack, zack so regeln.

00:45:03: Und wir sind ja auch in Stress und so.

00:45:05: Ich verstehe das alles, weil mir ist jetzt nicht so, dass ich das nicht nachvollziehen kann oder dass es mich selber auch manchmal so geht.

00:45:12: Aber das war einfach zu viel für mich.

00:45:15: Und so gibt es, glaube ich, in unser aller Leben solche Situationen oder wo man irgendwie nicht mit seinen Bedürfnissen ernst genommen wird oder wo einem was anderes versucht wird, aufzudrücken und so.

00:45:24: Und ja, das war relativ leerreich, natürlich.

00:45:28: Du sagst du verstehst, sorry, ich muss nur einmal kurz kurz, weil es mich regt das auch tierisch auf.

00:45:32: Du sagst du verstehst das, aber ich verstehe es überhaupt nicht.

00:45:33: Also ich glaube nicht, dass du und du erlebst auch super stressige Situationen in der Klinik, dass du so eine Art hast mit Menschen umzugehen.

00:45:40: Also ich hab da überhaupt kein Verständnis.

00:45:42: Also wir kennen das alle, wir haben stressigen Alltag und da einfach nette Worte zu finden.

00:45:48: Sie müssen ja nicht länger sein als unbedingt nötig, wenn man selber gerade am Limit ist.

00:45:52: Einfach Augenkontakt aufzunehmen und mit jemandem zu sprechen.

00:45:54: Also sorry, ich finde, das ist absolut die richtige Entscheidung von dir gewesen da.

00:45:59: Ja, die hast

00:45:59: du vielleicht recht.

00:46:00: Ja, absolut.

00:46:00: Sorry, Linda.

00:46:01: Da reichen ja anscheinend, wenn man den Studien glaubt, zehn Sekunden.

00:46:04: Wenn der Arzt sagt, wir kriegen das hin, dann hast du eine signifikante Steigerung der Genesungskurve.

00:46:14: Ja, heilen schneller, wenn jemand, den man natürlich auch vertraut und der eine Autoritätsperson ist und den man da ganz viel Kompetenz zuschreibt, sagt, wir kriegen das hin, dann heilen Menschen schneller.

00:46:26: Also es ist nicht nur so, dass das nice to help wäre, so eine kleine zwischenmenschliche, so ein Bit of correction.

00:46:34: sondern es hat eine Signifikation.

00:46:36: Es geht um Wertschätzung.

00:46:37: Das kennen wir alle.

00:46:37: Das kennen wir am Alltag.

00:46:38: Das kennen wir mit unseren Kindern.

00:46:40: Wenn wir einfach wertschätzend sind, wie viel das ausmacht, wie viel das einfach bewirkt, auch in uns selbst, wenn jemand wertschätzend zu uns ist, wie viel das in uns auslöst.

00:46:48: Also das können wir gut vorstellen, dass da innerhalb kurzer Zeit ein großes Vertrauen da ist.

00:46:54: Du hast es jetzt in der Situation, die du beschrieben hast, geschafft zu sagen, stopp, hier ist mein Telefon nochmal, so nicht.

00:47:01: Was würdest du ...

00:47:02: all unseren Zuhörerinnen mitgeben, um sich in Situationen besser zu behaupten, für sich einzustehen, wenn man irgendwie das Gefühl hat, das passt für mich nicht.

00:47:14: Also ich glaube, das ist ein längerer Prozess, dass man versucht, einen kurzen Drill hat, so wie ich und seinem Inneren so haben.

00:47:23: zu merken, wenn man sich nicht wohlfühlt, das merkt man vielleicht noch, aber dann auch sozusagen das umzusetzen und irgendwie so umzusetzen, dass man eben nicht so ausgeliefert ist.

00:47:32: Ich weiß es nicht, das ist ja, als Frau wird man halt oft natürlich in seinem Leben, also irgendwie, das ist so, dass ich das oft, ganz, ganz oft, auch als ich jünger war, Situationen gab, wo ich auf einer Art und Weise behandelt wurde, die mir nicht angenehm war, irgendwie auf einer, also nicht nur was sexualisiert, sondern auch so nicht ernst genommen oder irgendwie so angesprochen, einfach so, dass ich das nicht mochte.

00:48:02: Und dann weiß man, da ist man so ein bisschen strahtlos und weiß immer nicht, wie man da reagieren soll.

00:48:05: Und vielleicht ist man über Jahre strahtlos und weiß nicht so, aber man kann das ja trainieren.

00:48:10: Man kann ja sozusagen dann sich überlegen, was würde ich jetzt sagen so hinterher?

00:48:14: Was hätte ich sagen können?

00:48:15: Was kann ich nächstes Mal sagen?

00:48:16: Und so, das kann man ja schon üben.

00:48:18: Und wenn man das dann irgendwann als Feedback, man muss ja auch nicht immer ausblippen, sondern man kann ja einfach ein Feedback geben.

00:48:24: Das fühlt sich nicht gut an oder ich fühle mich nämlich gesehen oder ich mag das nicht oder noch mal eine Pause oder was auch immer.

00:48:31: Also Feedback ist für uns Ärzte und Ärzte auch natürlich total wichtig, weil obwohl wir Profis sind, so wie du sagst Konstantin und es stimmt ja auch, wir wollten einfach auch Profis sein, weil manchmal, also wir können trotzdem natürlich keine Gedanken lesen und deswegen ist es total wertvoll, wenn man auch Feedback gibt und sagt, naja.

00:48:48: So und so kommt es dann mir an und das ist vielleicht noch nicht das, wo ich mich einfach gesehen und wohlschule und vielleicht können wir noch mal darüber

00:48:54: reden.

00:48:55: Also ich nehme mit, was Manny gleich am Anfang gesagt hat, mit die Situation auch mal beschreiben.

00:48:58: Das würde ich auch mal für mich probieren.

00:49:00: Ich kenne das auch.

00:49:00: Man so außen stehen, sagt man, man hätte es mal so und so reagiert und so müsste es reagieren.

00:49:05: Aber die Situation, wenn ich merke, so kommt so ein Roll auf oder ich fühle mich ungerecht behandelt, dann einfach mal zu beschreiben, was ist denn gerade das, was ich fühle?

00:49:11: Oder was ist denn auch gerade das, warum ich mich so ungerecht behandelt fühle?

00:49:14: Das erst mal Worte zu packen, ganz neutral und dem gegenüber, dann in dem Fall eine Ärztin oder eine Arzt zu sagen, ist glaube ich schon mal richtig, weil vielleicht kommen die auch mehr in die Reflektion rein und merken, stimmt, also weil man es so neu... beschreibt, war es vielleicht wirklich nicht so ein cooler Umgang.

00:49:26: Und vielleicht hätte ich mich umdrehen sollen zu der Patientin und mit ihr sprechen sollen, dass sie operiert wird und vielleicht auch erklären soll, warum es operiert werden muss und nicht einfach so nebenbei, während ich eine Telefonnummer vom Oberarzt wähle, dass man so hinter dem Rücken zuraunen.

00:49:39: Also dann kommen ja vielleicht andere Menschen auch mehr ins Reflektieren und sind beim nächsten Mal vielleicht dann auch ein bisschen verändert, was ihre, ja, was ihre Art und Weise angeht.

00:49:48: Ich habe direkt so den Gedanken gehabt, also ich habe das mal durchgespielt.

00:49:52: würde ich mich das Trauen zu machen in der Situation.

00:49:55: Und bei mir ist direkt der Gedanke aufgeploppt, ich kann dem Arzt ja nicht so viel Zeit wegnehmen oder der Ärztin.

00:50:01: Ja, wir

00:50:01: haben wieder das schlechte Gewissen.

00:50:04: Ja, also es ist schon krass.

00:50:05: Ich denk so, wenn ich jetzt hier anfange mit meinen Wahrnehmungen

00:50:07: und

00:50:09: was empfinde und ein Feedback und ich denke mir so, nee, die sind alle so... Ich darf hier nur so wenig wie Zeiten in wie möglichen

00:50:18: Anbruch.

00:50:19: Dabei geht es um dich.

00:50:20: Du bist da,

00:50:20: weil

00:50:21: es um dich geht und nicht um die Ärzte und den Arzt oder deren Zeit geht.

00:50:27: Meine Erfahrung ist auch, dass man Zeit dadurch spart.

00:50:31: Sonst kommt man, irgendwann kommt man doch in die Situation, wo man das noch mal ausführlich, dann, weil man irgendwie, weil das nicht so ein Zug war, der in der Infoball gerauscht ist, und dann will man es doch aber noch mal besprechen.

00:50:40: Und dann muss man das noch alles noch mal aufarbeiten.

00:50:43: Anstatt so ein Anfang an, würde ich so sagen, partizipativ gemeinsam zu machen, ist man dann irgendwie, braucht man dann am Ende mehr Zeit.

00:50:51: Aber ich weiß nicht, ob man wirklich Zeit spart.

00:50:53: Und ich glaube, dass wir auch das Medizinsystem ändern können.

00:50:56: Wir haben, ja, es gibt wenig Zeit.

00:50:59: Vielleicht können wir unsere Prioritäten nochmal ändern.

00:51:03: In der deutschen Medizin ist es schon eben so, dass die besprechende Medizin nicht so gesehen wird.

00:51:09: Aber das ist ja eigentlich eine extrem starke Medizin.

00:51:13: Und das verbessert alles, also ob die Patientin versteht, dass sie das Medikament gut findet und nehmen will oder nicht und so.

00:51:21: Und ich glaube am Ende spart man Zeit.

00:51:25: Gerade in der Frauenhaltkunde, also gerade da, was ich da in der Praxis sitze und nur spreche, das macht wirklich also den größten Teil des Tages aus.

00:51:34: Nur sprechen, Dinge erklären, dass ich da wirklich stundenlang untersuche.

00:51:38: Das ist ja gar nicht so.

00:51:39: Also die Früherkennungsmaßnahmen, die man macht, mal eine Untersuchung, weil es Probleme gibt, das ist alles schnell erledigt, aber das sprechen vorher und vor allem nach der Untersuchung.

00:51:47: Das nimmt die meiste Zeit ein und das hilft auch am meisten, weil die Leute wollen ja eine Erklärung für etwas haben.

00:51:51: Wenn ich Bauchschmerzen habe, möchte ich wissen, warum habe ich das?

00:51:54: Das habe ich gestern gegessen.

00:51:55: Wie viel Kaffee habe ich heute getrunken?

00:51:56: Die Menschen suchen immer Erklärungen für ihr Leid.

00:51:59: Und wenn sie eine Erklärung haben, dann macht es die Dinge schon leichter.

00:52:01: Das ist wie die endometriose Patientin, die zehn Jahre auf eine Diagnose wartet, aufwacht und weint vor Glück, dass sie eine Diagnose hat, der chronischen, nicht halbbaren Erkrankung.

00:52:09: Es ist ja wirklich faszinierend, wie viel dieses sprechende Wort ausmacht.

00:52:12: Und da müssen wir auf jeden Fall hin.

00:52:14: Das habe ich in der Praxis ja auch erst erlebt, dass man für das gesprochene Wort einfach nichts abrechnen kann.

00:52:19: Also wirklich nichts, wenn ich eine Aufklärung über endometriose mache oder wechsel.

00:52:23: Beratung.

00:52:24: Ich habe nicht eine Ziffer, die ich in das System eingeben kann, die mir irgendein Euro bringt.

00:52:28: Dann frage ich mich wieder, okay, klar, warum sollte ich als Gynäkologin und Gynäkologin mich in dem Bereich weiterbilden, was im Studium nicht passiert ist, wenn ich dafür eh keine Kohle bekomme?

00:52:36: Also ich kann das irgendwo auf einer absoluten Weise natürlich nachvollziehen, die Menschlichkeit und den Ethos mal außen vorgelassen.

00:52:43: Aber dieses System, da knackt es

00:52:45: halt.

00:52:46: Naja, du kannst einfach deine Praxis sonst tun machen.

00:52:48: Ja, genau.

00:52:49: Du musst ja auch Leute bezahlen.

00:52:50: Ja.

00:52:50: Genau.

00:52:51: Ja.

00:52:52: Also du kanntest ja deine Praxis nicht halten, wenn du jetzt ne Stunde oder eine halbe Stunde mit jemandem sprichst, was du würdest gerne.

00:53:00: Aber wo du für den Kleingärt bekommst, das kannst du machen, aber dann kannst du deine Praxis demnächst fließen.

00:53:05: Und

00:53:07: du hast ja einen eigenen Anspruch, du kommst aus dem Studium und hast einen eigenen Anspruch, da wirklich so Medizin zu machen und du kannst es dann nicht, weil du vom System wirklich geknebelt wirst, das frustriert total und ich glaub, dann wird man auch stumpf.

00:53:17: Ja, das kann ich total verstehen.

00:53:18: und auf der anderen Seite finde ich es schade.

00:53:22: Und auch ein bisschen absurd, dass Beziehungsebene in einer Beziehung zwischen Gynäkologe, Gynäkologin und Patientin nicht mitgedacht wird.

00:53:33: Weil es ist eine Beziehung zwischen zwei Menschen und dass da

00:53:37: dieses

00:53:37: Band, für mich ist es immer eine bildlich gesprochen, so ein Band, was einen verbindet, einfach keinen Stellenwert bekommt.

00:53:43: Obwohl das ja die Basis für alles ist, ist wirklich absurd.

00:53:48: Ich zieh mich da aus.

00:53:50: Ich mach mich wirklich nackt.

00:53:53: Ich lass da jemanden in meinen Körper hineinschauen.

00:53:55: Ich spreche über intimste Probleme und Herausforderungen.

00:53:58: Aber die Beziehungsebene wird nicht honoriert.

00:54:01: Das passt einfach hinten und vorne nicht zusammen.

00:54:07: Die Beziehungsebene.

00:54:08: Das Band, das zwei Menschen miteinander verbindet und das heilsam ist.

00:54:12: In der Kommunikationspsychologie unterscheidet man zwischen Sach- und Beziehungsebene.

00:54:16: Die Sachebene spiegelt in sichtbaren Teil einer Botschaft wieder, hier gibt es um Zahlen, Fakten und Informationen.

00:54:22: Die Beziehungsebene beinhaltet den unsichtbaren Teil einer Botschaft.

00:54:26: Hier sind die Gefühle angesiedelt, die bei jedem gesagten Wort mitschwingen.

00:54:30: Es drücken sich deine Werte und inneren Haltung aus.

00:54:33: Hier entsteht Sympathie oder Antipathie.

00:54:36: Du kannst es dir vorstellen wie bei einem Eisberg.

00:54:39: Die Spitze, die heraus schaut, steht für die Sachebene.

00:54:41: Der Großteil des Eisbergs liegt jedoch unter Wasser.

00:54:44: Da sind wir in der Beziehungsebene.

00:54:47: Ist die Beziehungsebene gestört, weil du dich nicht wohl oder ernst genommen fühlst, dann kann auch die Sachebene schlechter aufgenommen werden.

00:54:53: Denn es gilt, die Beziehungsebene trägt die Sachebene.

00:54:58: In der Psychotherapeutenlehre ist der Beziehungsaufbau zwischen Therapeut oder Therapeutin und Patientin am Anfang eines Prozesses eine wesentliche Säule.

00:55:06: Nach den fünf zentralen Wirkfaktoren von Gravisch lebt die therapeutische Beziehung an erster Stelle.

00:55:11: Anders gesagt, damit Therapie wirkt, muss die Beziehung stimmen.

00:55:16: Studien zufolge macht das sogar sechzig Prozent des Therapiererfolgs aus, unabhängig von der gewählten Artertherapie.

00:55:22: Umso erschreckender ist es, dass die Beziehungsarbeit keinerlei Stellenwert in der Medizin findet.

00:55:27: Ärzte und Erzzinnen werden weder für den Beziehungsaufbau honoriert, noch füttert sich sowas die Gesprächsführung in der Ausbildung wieder.

00:55:34: Dabei ist die Studienlage eindeutig.

00:55:36: Mithöhende Gesundheitsversorgung und eine ärztliche Freundlichkeit verbessert die Medikamententreue, erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein besseres Sedieren vor der OP und verringert den Bedarf an Schmerzmitteln nach der OP.

00:55:49: Die Forschung zeigt auch, dass mithöhende Patientenversorgung mit besseren Patienten Selbstpflege verbunden ist.

00:55:54: Wir dürfen uns merken, die Beziehungsqualität zwischen Arzt und Ärztin und Patientin hat einen massiven Einfluss auf das Schmerzempfinden, die Heilung und die Therapietreue.

00:56:05: Das sagen Tretscherk und Marzarelli.

00:56:08: Da würde es sich doch lohnen zu investieren.

00:56:10: Oder was denkt ihr?

00:56:11: Das ist immer wieder am Anfang des Problems.

00:56:14: Ich glaube, ich sehe da auch die Brusterwände in der Pflicht, sich diesen Thema zu widmen.

00:56:20: Da gibt es ja immer wieder auch Vorstöße, dass man dass man da unser System irgendwie ändert.

00:56:25: Aber je öfter wir es im Namen benennen, desto besser, glaube ich, auch.

00:56:29: Ich glaube, wir müssen nerven.

00:56:31: Ich lese es mal um meine Taktik.

00:56:32: Ich werde nerven und irgendwelche Petitionen und keine Ahnung, dass man wirklich nicht aufhört und müde wird, das Thema immer wieder anzusprechen.

00:56:40: Und irgendwann findet es dann auch Gehör.

00:56:42: Also ich glaube, dass es die Taktik da auch politisch vielleicht ein bisschen was zu bewegen, einfach wirklich nervig sein.

00:56:49: Danke, Mandy, dass du heute bei uns warst und dass du so viel von deinem Wissen geteilt hast.

00:56:54: Ich hoffe, dass wir wieder einen kleinen Impuls gesetzt haben.

00:56:57: Und bei mir ist auf jeden Fall hängen geblieben.

00:56:59: Medizin und Militär.

00:57:01: Mir ist hängen geblieben.

00:57:03: Mäuse, Ratten und Männer untersuchen wir.

00:57:06: Das sind die Zelllinien, die einfach sind.

00:57:09: Aber das darf sich alles ändern.

00:57:11: Das muss sich ändern.

00:57:13: Und du hast auch schon die Beispiele gebracht.

00:57:16: Dass es möglich ist mit den schwangeren Frauen, mit der Studie, mit den Impfungen.

00:57:20: Es gibt Möglichkeiten, es gibt auch einen positiven Trend in den Führungspositionen, in der Medizin.

00:57:25: Aber da ist noch sehr viel Luft nach oben.

00:57:27: Ja, vielen Dank.

00:57:29: Und nächste Woche ist dann auch wieder Zeit für das Wunderfrau.

00:57:32: Ja, als faszinierendes Meisterwerk und wir freuen uns auf euch.

00:57:34: Danke fürs Zuhören.

00:57:35: und jetzt danke, liebe Mendy, für all die Offenheit und vor allen Dingen für all deine Arbeit.

00:57:40: Also ich bin großer Fan, schon immer gewesen und werde es auch weiter bleiben.

00:57:44: Vielen Dank, es war sehr schön bei euch und ich habe auch sehr viel gelernt, auch interessant, was du erzählt hast über deine Doktorarbeit und HPV und deswegen war toll mit

00:58:04: euch.

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