PMDS mit Sonja Koppitz
Shownotes
Viele Frauen sprechen umgangssprachlich von PMS, wenn sie über Beschwerden vor der Periode reden. Bis zu 20 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter erleben PMS-Symptome, die ihren Alltag spürbar einschränken können. Werden die Symptome jedoch besonders stark, treten über mehrere Zyklen hinweg auf und beeinträchtigen das Leben massiv, handelt es sich um PMDS – die prämenstruelle dysphorische Störung. Typisch sind dabei nicht nur körperliche Beschwerden, sondern vor allem schwere depressive Verstimmungen, Ängste, extreme Reizbarkeit oder Konzentrationsprobleme.
In dieser Folge spricht Moderatorin und Journalistin Sonja Kopptiz offen über ihr Leben mit PMDS. Sie erzählt von den Herausforderungen im Alltag, von ihrem Weg zur Diagnose und davon, wie sie gelernt hat, besser mit der Erkrankung umzugehen.
Instagram: the_koppitz Webseite: https://www.sonjakoppitz.de/
Buch:
Sonja Koppitz: Spinnst du? Warum spychische Erkrankungen ganz normal sind, Hamburg: Rowohlt Polaris, 2021.
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Transkript anzeigen
00:00:01:
00:00:07: Ja, damit hallo und herzlich willkommen bei Das Wunderfrau, deine Praxis für die Ohren ohne Zeitdruck und vor allem ohne Tabus.
00:00:14: Mein Name ist Konstantin Wagner, ich bin Gynäkologe, Papa und Autor und an meiner Seite heute auch wieder die wunderbare Linda Marlene Leinweber.
00:00:21: Sie ist nicht nur Psychologin, Hypnose-Therapeutin und stolze Mama, sondern auch einfach ein toller Mensch mit ganz viel Know-how.
00:00:28: Wir denken hier Frauengesundheit ganzheitlich aus psychologischer und medizinischer Sicht.
00:00:32: Wir sprechen über Tabuthemen, über die noch viel zu wenig geredet wird und geben euch Einblick in unser Expertenbissen.
00:00:39: Außerdem nehmen wir euch mit in unseren Alltag als Psychologin und Gynäkologe und lassen euch ein bisschen durch Schlüssel noch schauen.
00:00:45: Wir sprechen über die Hartfacts von Erkrankungen, an denen hauptsächlich oder teilweise ausschließlich Frauen leiden und über den gesunden Umgang damit.
00:00:53: Wie finde ich zu Selbstakzeptanz, wenn ich unter einer chronischen Erkrankung leide?
00:00:57: Wie stärk ich meine Resilienz?
00:00:59: Das ist manchmal ein langer Prozess.
00:01:00: Und damit wir von denen lernen, die es wissen, haben wir immer spannende Gästinnen da, die uns teilhaben lassen an ihrer ganz persönlichen Journey.
00:01:07: Denn bei das Wunderfrau geht es ums echte Föhn und ums echte Leben.
00:01:12: Ja, und apropos echtes Leben, das ist jetzt wirklich nicht erfunden.
00:01:16: Aber es passt so gut jetzt zu dem Format heute.
00:01:19: Da muss ich kurz mal was aus der Praxis erzählen.
00:01:21: Das war nämlich jetzt gestern, da kam eine Patientin zu mir, entspricht sie mal rein und das war Also wirklich beeindruckend, sie hatte noch nicht die Tür geschlossen und da liefen die Tränen schon und das hat mir wieder gezeigt, wie groß da auch der Leidensdruck teilweise ist, dass man wirklich völlig verzweifelt dann irgendwo in der Gündpraxis ist.
00:01:37: und passenderweise und das ist wirklich nicht erfunden war die Diagnose PMDS.
00:01:43: Ja, im Gespräch dann mit der Patientin kam das langsam raus.
00:01:46: Sie hatte natürlich von PMS schon mal gehört und hatte das jahrelang eben als solches eben deklariert.
00:01:53: Und jetzt hat sie dann gemerkt oder auch gehört, es gibt da noch etwas Heftigeres und das ist die Erkrankung PMDS.
00:02:00: Und ja, über die wollen wir heute sprechen.
00:02:01: Ich war Linda.
00:02:02: Ganz genau.
00:02:03: Und PMDS steht für prämenstreile dysphorische Störungen.
00:02:09: Und wir wollen auch darüber reden, wie lässt es sich eben von PMS, was ja viel mehr Frauen schon kennen, und von Depressionen abgrenzen.
00:02:16: Also was ist da der Unterschied?
00:02:19: Wenn wir erstmal nur auf die Symptome schauen, also sowas wie depressive Verstimmungen, Gereizzeit, Wein, ein Gefühl der Wertlosigkeit, Antriebslosigkeit.
00:02:27: Und das so ganz kurz vor der Periode oder besonders spürbar dann.
00:02:30: dann merke ich immer wieder, wenn ich auf meinem Kanal darauf spreche, dann gibt es einfach so viele Frauen, die sich mit einem oder zwei dieser Symptome mindestens selbst in Verbindung bringen können.
00:02:44: Und da explodiert mein Postfach jedes Mal.
00:02:46: Geht es dir genauso konzentrieren?
00:02:48: Ja, das ist wirklich ein Thema.
00:02:49: Und das ist auch erstaunlich, wie viele sich da immer auch abgeholt fühlen, weil und da gibt es Daten zu PMS betrifft bis zu achtzig Prozent aller Menstruierenden.
00:02:59: Aber mal ganz ehrlich, es sind mit Dunkelziffer sicherlich viel höhere Werte da anzunehmen.
00:03:04: Also fast jede Frau kennt irgendwie in irgendeiner Form Beschwerden kurz vor der Periode.
00:03:09: PMDS zum Beispiel, da sind die offiziellen Daten ganz anders, drei bis acht Prozent offiziell und da ist die Dunkelziffer und das passt auch zu der Patientin, die ich jetzt gestern gesehen habe, viel höher.
00:03:21: Ja, wieder mal ein wahnsinnig wichtiges Thema, mit dem wir heute hoffentlich ganz viele Hörer und Hörerinnen erreichen können.
00:03:27: Und falls bei dir konkrete Fragen aufkommen zu der Folge zu PMDS oder auch zu den anderen Themen der Frauengesundheit, dann schreib uns gerne entweder als Kommentar direkt unter der Folge oder auf Instagram gerne an mich, Psychologin Unterstrich Linda Leinweber oder an Konstantin Güneco.logisch.
00:03:43: Und natürlich freuen wir uns riesig über eine fünf Sterne Bewertung und ein Abo von dir.
00:03:48: Das hilft uns sehr weiter zu machen mit den was wir lieben.
00:03:52: Aber jetzt zurück zum Thema von heute PMDS.
00:03:56: Für mich als Psychologin in Kontakt mit meiner Community, aber auch mit meinen Klienten stehen zwei Fragen an erster Stelle.
00:04:02: Nämlich erstens, warum fühle ich mich so?
00:04:05: Und zweitens, wie komme ich daraus?
00:04:08: Und genau darüber wollen wir heute sprechen, und zwar mit unserer wunderbaren Gästin Sonja Koppitz.
00:04:13: Als Moderatorin, Podcasterin, Autorin und Journalistin klärt Sonja zu dem Thema mentale Gesundheit selbst enorm viel auf und leistet in meinen Augen eine so wichtige und wertvolle Arbeit.
00:04:24: An dieser Stelle schon einmal Danke, dass du das machst.
00:04:27: Danke für deinen Effort.
00:04:29: Und wahrscheinlich ist deine Arbeit auch deswegen so gut, weil du weißt, wie es sich anfühlt.
00:04:34: Du leidest selbst unter PMDS.
00:04:36: Und lange war bei dir auch gar nicht klar, welche Rolle der Zyklus
00:04:38: spielt.
00:04:39: Die erste depressive Episode hattest du, wenn ich richtig recherchiert habe.
00:04:45: Und du hast auch Erfahrungen mit medikamentöser Unterstützung, mit Psychotherapie.
00:04:49: Und ja, ich bin ganz gespannt, was du uns heute berichten wirst, wie dein Weg der Diagnose aussah.
00:04:55: Wie wurde dann klar, dass es dann doch PMDS ist und natürlich, was die am besten im Umgang mit der Erkrankung hilft.
00:05:03: Ja, liebe Sonja, erst mal ein herzliches Willkommen von uns.
00:05:06: Und ja, hol uns gerne mal in dein Leben rein.
00:05:09: Uns interessiert natürlich, was Linda gerade angerissen hat.
00:05:12: Wie ging es los und wie kam es dann zur Diagnose?
00:05:15: Wie war der Weg dorthin?
00:05:17: Hol gerne mal aus.
00:05:18: Ja, erst mal Hallo und danke für die Einladung.
00:05:20: Ich finde es total wichtig, was ihr macht mit eurem Podcast.
00:05:23: Und ich muss wirklich ein bisschen ausholen, weil PMDS war bei mir eigentlich nur noch so das E-Tüpfelchen in meiner... Krankengeschichte.
00:05:31: Also ich habe eine rezidivierende Depression, also es heißt eine Wiederkehrende Depression seit... ...zwei-tausendelft, dachte ich, meine erste Episode Linda hast du schon richtig gesagt und ich weiß nicht, wenn sich jemand mit Depressionen auskennt.
00:05:44: Also... Es ist ja, ich sag immer, eine Wald- und Wiesen-Krankheit eigentlich.
00:05:47: Es haben so viele Menschen Depressionen und erkennen das vielleicht gar nicht.
00:05:51: Haben schon mal davon gehört.
00:05:52: Aber wenn man dann merkt, wie es sich am eigenen Körper auswirkt, es ist noch mal was ganz anderes.
00:05:57: Und im Jahr ist es bei mir so an, dass ich mich sozial zurückgezogen habe auf der Arbeit.
00:06:05: habe ich noch funktioniert.
00:06:06: Also ich habe damals als Rademoderatorin in der Morgensendung gearbeitet.
00:06:09: Wenn es Rotlicht angeknitzt war, war ich auch angeknitzt und habe funktioniert.
00:06:13: Bin dann eigentlich immer zu Hause und privaten zusammengebrochen.
00:06:16: Also nach der Arbeit bin ich wirklich teilweise nach Hause gekommen, habe alle Taschen fallen lassen, habe mich fallen lassen auf den Boden und habe dann erst mal geheult eine Stunde auf dem Flurboden und konnte gar nicht greifen.
00:06:28: Warum?
00:06:29: Weil so außen rum ansonsten ... Ja, mein Leben hat funktioniert.
00:06:34: Es waren zwar ein paar äußere Faktoren, wo ich heute sage, ja klar, dreht man da vielleicht mal durch.
00:06:38: Aber ich hab überhaupt nicht kapiert, was mein Körper da macht.
00:06:41: Also ich war auch total müde, niedergeschlagen.
00:06:45: Also dieses Wein auch ganz, ganz doll.
00:06:48: Ich konnte nicht schlafen.
00:06:49: Und so fing das eigentlich an.
00:06:51: Und bin dann irgendwann tatsächlich zum Psychiater.
00:06:53: Das war mein erster Weg.
00:06:54: Also nicht zum Hausarzt, sondern gleich zum Psychiater, weil ich schon so eine Vermutung hatte.
00:06:58: Und der hat halt gesagt, ja, sie haben eine Depression.
00:07:01: Und da, damals habe ich gedacht, okay, ja, also ich habe dann Medikamente genommen, es wurde dann auch irgendwann besser, so nach Monaten, also es dauert bei mir immer relativ lange.
00:07:12: Und habe gedacht, das hat man dann einmal im Lebens, hat man dann durchgemacht und dann ist es auch okay als Lebenserfahrung, das wünscht man keinem und man ist froh, dass es wieder weg ist und man irgendwann wieder Farben sieht, so im wahrsten Sinne des Wortes fast.
00:07:27: Es kam aber wieder, also Jahre später kam es wieder und heutzutage ist es für mir relativ regelmäßig.
00:07:33: Alle paar Jahre kriege ich mal eine Episode, trotz Medikamenten, trotz Therapie.
00:07:39: Und ich hab irgendwann aufgehört, mich zu fragen, warum und woher und wieso ich.
00:07:43: Das gehört jetzt irgendwie so zu meinem Leben dazu.
00:07:45: Und ich bin schon auch eine Expertin meiner eigenen Erkrankung geworden.
00:07:49: Ich weiß schon sehr gut, wie ich auf mich achte und mit mir umgehe, weiß aber trotzdem, es kann immer wieder kommen.
00:07:55: Und dass dann PMDS irgendwann ins Spiel kam.
00:07:59: Das war eigentlich erst vor drei, vier, drei Jahren ungefähr.
00:08:04: Da habe ich eigentlich gedacht, es ist wieder eine Depression.
00:08:08: Nur, dass es da ein bisschen anders war.
00:08:10: Und zwar auf Knopfdruck.
00:08:12: Weil so eine depressive Episode an sich, ich sag jetzt mal eine normale depressive Episode, schleicht sich bei mir so ein.
00:08:18: Das ist nicht, dass ich morgens aufwache, gestern ging es mir gut, heute geht es mir beschissen, sondern das ist so ein schleichender Prozess, den man am Anfang vielleicht auch gar nicht so richtig selbst bemerkt.
00:08:27: Mein Umfeld dann vielleicht schon eher als ich selber.
00:08:30: Aber bei der PMDS war es dann so, dass ich von einem Tag auf dem anderen oder auch von einer Minute auf die andere so in ein Loch gefallen bin.
00:08:38: Und auch mit Weinkrempfen ging es einher.
00:08:41: Und ich habe überhaupt gar nicht mehr funktioniert und auch gar nicht verstanden, was mit mir los ist.
00:08:45: Also kognitiv habe ich versucht, immer das zu kapieren.
00:08:48: Was ist denn das jetzt?
00:08:50: Aber dieses so auf dem Mal, das kannte ich halt nicht von der Depression.
00:08:55: Und so, da bin ich dann in die Recherche gegangen und auf die Suche rauszufinden, was ist das jetzt, bis ich dann irgendwann hier in Berlin zu einer Klinik für Frauenheilkunde gegangen bin vom Vivantes.
00:09:08: Die haben so eine extra spezialisierte Einheit quasi auch für PMDS.
00:09:14: Und da habe ich irgendwann dann die Diagnose gekriegt.
00:09:16: Also ich habe dann Symptom-Tagebuch geführt, über drei Monate, um zu gucken, hängt das irgendwie mit dem Zyklus zusammen.
00:09:23: Da war relativ schnell klar, die Kreuze sind immer da an der Stelle, auf dem Eisprung geht es los.
00:09:28: Und eigentlich ab dem Tag der ersten Blutung hört es sofort wieder auf.
00:09:32: Und es ist dann auch wieder wie auf dem Knopfdruck.
00:09:34: Das heißt, du bist aber durch eine Recherche quasi schon so ein bisschen draufgekommen, weil du dann gezielt in so eine Speziale sprichst und auch schon
00:09:40: gegangen bist.
00:09:40: Genau, ich bin tatsächlich auch durch ein Podcast draufgekommen.
00:09:43: Ich weiß gar nicht mal was von einer Apothekenumschau oder irgendein Podcast habe ich gehört.
00:09:47: Und da hat auch eine Patientin berichtet und da habe ich mich so wiedergefunden, gefühlt.
00:09:51: Und ich meine, ich habe von PMDS auch schon vorher gehört, vom PMS sowieso, von PMDS auch, weil ich auch ein Freundeskreis tatsächlich betroffene habe.
00:09:59: Deswegen habe ich jetzt auch noch mal gestaunt, als du Konstantin die Zahlen genannt hast, dass es tatsächlich mit PMDS doch so wenige sind oder beziehungsweise offiziell und die Dunkelziffer wahrscheinlich viel, viel höher ist.
00:10:10: Aber ich war schon vorsensibilisiert eben auch durch meine Recherchen.
00:10:14: weil ich mich mit dem Thema mentale Gesundheit eben schon auseinandergesetzt hatte.
00:10:18: Ja.
00:10:19: Vielleicht können wir es noch mal für alle Abgrenzen, die das jetzt zum ersten Mal hören.
00:10:23: Was ist denn der Unterschied zwischen normalem PMS und PMDS?
00:10:30: Das kann Konstantin wahrscheinlich aus medizinischer Sicht noch besser erklären.
00:10:34: Aber ich hatte zum Beispiel nie Probleme mit PMS.
00:10:37: Ich hatte nie Probleme mit meinem Zyklus.
00:10:40: Also ich habe... vielleicht mal am zweiten Tag der Blutung Bauchkrämpfe und das war es.
00:10:45: Und andere weiß ich aus dem Freundeskreis, die haben dann echt Verstimmung und Heiß-Hungerattacken.
00:10:50: So was hatte ich alles nicht.
00:10:52: Und bei PMD ist es, also das D steht ja für dysphorische Störungen und es meint halt eben diese depressive Verstimmung, will ich es fast gar nicht nennen, weil Verstimmung finde ich viel zu schwach, das Wort.
00:11:03: Also wirklich wie eine kurzzeitige Depression.
00:11:06: Bei mir eben wie gesagt auf Knopfstruck, ich weiß nicht, wie es beandern ist.
00:11:10: Und diese Symptome stehen halt total im Vordergrund.
00:11:13: Alles andere hab ich gar nicht.
00:11:14: so, was PMS sonst noch ausmacht.
00:11:16: So eine Heißhungerattacken oder... Also bei mir ist es wirklich diese Stimmung, die dann in die Keller geht.
00:11:25: PMDS ist mit nicht nur die große Schwester von PMS, sondern wirklich eine ernstzunehmende und eigenständige Erkrankung vor allen Dingen.
00:11:34: Das Spannende ist ja bei den Betroffenen sind die Hormonwerte und die Hormonkonstellationen zueinander oft gar nicht auffällig.
00:11:41: Also da liegt keine Östrogeendominanz vor oder der Progesteronmangel, sondern es ist eine Überreaktion des Gehirns auf einen biologischen Abfall der Hormone, vor allem des Progesterons.
00:11:54: Progesterone hat eine spannende Eigenschaft, die man sich auch zu Nutzer machen kann, denn es wird in der Leber vor Stoff wechselt zu einem Produkt, das nennt sich Allopregnanolohn.
00:12:05: Das klingt erstmal nach einem Zungenbrecher, ist es vielleicht auch.
00:12:08: Aber dieses Alloprygnanolon, das hat im Gehirn eine enorme Funktion, denn es wirkt am GABA-A Rezeptor und das wirkt dann wiederum eigentlich beruhigend.
00:12:19: Das ist also etwas sedierendes, beruhigendes, etwas was ausgleicht.
00:12:24: Dieses Phänomen, das progesterone zu Alloprygnanolon umgewandelt wird, macht man sich zum Beispiel auch in der Wechseljahrstherapie zu Nutze, wenn Frauen unter Durchschlafstörungen Leiden.
00:12:35: Da will man diesen Effekt eben erzählen und da kann man Proxtheron geben.
00:12:40: Bei Frauen mit PMDS, da funktioniert diese Premse im Gehirn jedoch nicht wirklich.
00:12:47: Das ist ein paradoxes Phänomen.
00:12:49: Statt zu entspannen reagiert das Gehirn auf das Allopregnenlohn mehr mit Unruhe und Reizbarkeit und sogar den depressiven Verstimmung.
00:12:57: Es ist also wirklich eine komplett andere Reaktion auf diesen Stoff, der da entwickelt wird von der Leber.
00:13:03: Man vermutet, dass sich diese GABA-Rezeptoren in der Lutealfase so verändern, dass das Signal falsch ankommt.
00:13:12: Und dann kommt noch was dazu, was wir jetzt mal unabhängig von den Hormonen auch immer wieder hören werden und betrachten müssen.
00:13:20: Und das ist das Serotoninsystem.
00:13:23: In der Zyklosphase, also in der Loto-R-Phase sinkt auch die Verfügbarkeit von Serotonin und das ist unser Stimmungspuffer.
00:13:29: Und wenn dieser Puffer eben dünner wird, dann schlagen die emotionalen Reize viel leerter durch.
00:13:34: Und das erklärt auch, warum Betroffene ganz oft das Gefühl haben, sich selbst nicht wiederzuerkennen.
00:13:39: Und warum die Symptome manchmal innerhalb von ja, vierundzwanzig Stunden nach Einsätzen der Blutung plötzlich verschwinden.
00:13:44: Mit dem Abfall vom Progesteron und dem Allopregnenolon verschwindet dann auch das falsche Signal, wenn man so möchte.
00:13:52: Also das PMDS nicht wirklich eine hormonelle Störung im Sinne eines Mangels oder eines Überschusses, sondern eine neurobiologische Überempfindigkeit auf einen biologischen Prozess, nämlich den Zyklus.
00:14:04: Und deshalb helfen auch oft die Standard-Bluetests nicht weiter.
00:14:08: und genau deshalb müssen wir da ganzheitlich heran und eben auch vom Mindset und vielleicht sogar mit Psychopharmaka arbeiten.
00:14:17: Also um es nochmal zu ergänzen, absolut, das grenzt BMS zu PMDS ab.
00:14:24: BMS, das habe ich auch erwähnt, kennt ja auch irgendwie fast jede Frau in irgendeiner Form.
00:14:28: Und typischerweise tritt es in der letzten Woche vor der Periode meistens auf, statistisch, die Ausnahme steht natürlich nicht immer die Regel, und geht dann auch mit einsetzen der Periode relativ schnell wieder weg.
00:14:41: Also Tag eins, zweiter Periode ist da meistens so ein... Phänomen, wo man merkt, boah, es fällt irgendwie was ab.
00:14:47: Also wirklich, als ob da ein Klotz vom Herzen fällt und es geht einem besser.
00:14:51: Man freut sich so richtig auf die nächsten zehn bis vierzehn Tage, weil es einem da gut geht.
00:14:54: und dann weiß man eigentlich schon wieder, jetzt schleicht sie es wieder rein.
00:14:58: Und diese Beschwerden, die man da hat, nicht nur diese wirklich schweren depressiven Episoden, auch Angstattacken, eine Gereiztheit ohne Ende, Anspannungsphänomene.
00:15:10: Also man muss sich das wirklich maximal lebenseinschränkend vorstellen.
00:15:14: und alle Menschen, die schon mal mit einer psychischen Erkrankung konfrontiert waren, wissen, wie verzweifelt man da auch sein kann.
00:15:20: Weil bei Kopfschmerzen, nehm ich mal schnell eine Kopfschmerz tablette, das geht mir innerhalb von einer Stunde besser.
00:15:24: Da hängt man so richtig drin.
00:15:26: und das ist das Phänomen, was auch fast alle Frauen beschreiben, nicht nur bei PMDS, auch bei PMS.
00:15:31: Ich erkenne mich selbst nicht wieder.
00:15:32: Es ist wie ein anderer Mensch.
00:15:33: Also wie ein Spiegelbild und das macht einen natürlich total fertig.
00:15:38: Also PMDS... ist eine richtig heftige ernstzunehmende Erkrankung und nicht, so wie es oft beschrieben wird, die große böse Schwester von PMS, sondern ein ganz eigenes Bild.
00:15:50: Ja und das was du auch beschreibst, Konstantin, diese Gereizzeit hatte ich halt auch in diesen Phasen und da habe ich mich auch wirklich selbst nicht wieder erkannt, weil ich sonst ein sehr harmonieliebender Mensch bin, aber ich war so wütend und so aggressiv, auch also mir selbst gegenüber, anderen gegenüber, das konnte ich dann eigentlich nur so im Sport quasi so ein bisschen kanalisieren, also ich fahre Rennrad und habe da wahnsinnig viel... Wut rausgelassen und gestrampelt.
00:16:16: Aber auch das, was du beschreibst, das sind halt wirklich zwei Wochen oder manchmal waren sogar drei Wochen bei mir im Monat.
00:16:21: Die waren eigentlich, die habe ich gar nicht zu meinem Leben dazugezählt.
00:16:24: Ich wusste, das geht jetzt einfach drei Wochen.
00:16:26: Ich kann nichts machen.
00:16:28: Ich kann mich nicht mit Leuten treffen.
00:16:30: Das Problem ist halt auch, ich arbeite als freie Journalistin.
00:16:33: Also ich konnte auch meine Arbeit schwer ausüben, also vor dem Mikrofon funktionieren.
00:16:39: Wahnsinnig anstrengend, teilweise auch nicht möglich.
00:16:41: Kann mir dann meine Zeit natürlich auch ein bisschen besser selber einteilen.
00:16:44: Aber das geht ja auch nicht, dass man sagt, zwei, drei Wochen im Monat sind eigentlich nicht lebenswert.
00:16:50: Es
00:16:51: ist Wahnsinn.
00:16:52: Und dann schon zu wissen, nächsten Monat kommt es wieder.
00:16:54: Ja, also was das mit Menschen macht und vor allen Dingen auch dann, wenn es noch gar keine Einordnung für diese massiven Stimmungsschwankungen gibt, einfach für diese psychische Belastung, das ist Wahnsinn.
00:17:11: Wenn man sich auch anguckt, erst seit Jahrzehntzweiundzwanzig ist PMDS überhaupt im ICD-Elef aufgenommen, also in dem Klassifikationsmanual für psychische Erkrankungen.
00:17:23: Und das ist ja auch nicht mal das, was bei uns genutzt wird.
00:17:26: Bei uns wird ja das DSM genutzt.
00:17:28: Das ist ja die deutsche Variante.
00:17:32: Da merkt man, es gibt noch überhaupt keine Grundlage dafür, oder es gab ganz lange keine Grundlage dafür, dass das eine ernstzunehmende Erkrankung ist.
00:17:42: Ja, und wie ernstzunehmend die ist, das hören wir jetzt so langsam raus.
00:17:45: Und entsprechend mangelhaft ist auch die Ausbildung, muss man auch wieder klar sagen, zu oft und ich weiß nicht, ob Sonja da auch Erfahrung gemacht hat, wird es eben einfach als ja, PMS so ein bisschen abgetan und hier kriegen sie ein bisschen Münzpfeffer aus der Apotheke und das wird schon wieder... Er hilft null, sondern ganz im Gegenteil.
00:18:04: Man denkt, man spinnt jetzt völlig und hat einander Waffel und es liegt an einem selbst.
00:18:08: Dabei ist da wirklich diese ernsthafte Erkrankung dahinter.
00:18:11: Also sind wir auch wieder beim Thema Medical Gaslighting in der Frauenhaltkunde.
00:18:14: Und da muss ich was ändern.
00:18:16: Linda hat es gerade angesprochen.
00:18:17: Seit drei Jahren ist das quasi erst eine offizielle Diagnose und das auch nur im ICD-Eilf.
00:18:22: Es ist irre, wie viele Frauen in den letzten Jahrzehnten da leiden mussten.
00:18:27: Und es ist ja auch immer noch tun, das muss man auch sagen.
00:18:29: Ja, und man wird dann auch so ein bisschen als hysterisch abgestempelt.
00:18:31: und auch weil du die medizinische Ausbildung angesprochen hast.
00:18:36: Ich war auch immer bei meinem Hausarzt, weil dann mein, da komme vielleicht später noch zu, ich nehme ja Medikamente.
00:18:41: Ich brauchte einfach ein neues Rezept.
00:18:42: Bei einer Psychiaterin war im Urlaub und dann bin ich zum Hausarzt gegangen und er hat gesagt, weswegen nehmen Sie das?
00:18:47: Und dann habe ich gesagt, PMDS.
00:18:48: und dann hat er gesagt, ach was Gynäkologisches und hat es dann gleich so ab.
00:18:53: Und ich dachte, ja, du warst bestimmt auch meine Vorlesung.
00:18:57: Ja, das.
00:18:58: Und wir arbeiten ja alle miteinander am Menschen.
00:19:00: Das ist ja immer dieses Abgrenzen.
00:19:02: Das ist jetzt nicht meine Warte.
00:19:03: Gehen Sie bitte woanders hin.
00:19:04: Das kann man machen, wenn man sich selbst nicht auskennt.
00:19:06: Aber wenigstens die Leute einfach ein bisschen ernst zu nehmen, zu sagen, okay, kenne ich mich nicht aus, aber ich informiere mich.
00:19:11: Also dieses interdisziplinäre Zusammenarbeiten, das ist auch wirklich noch manganhaft.
00:19:15: Und ich habe auch gedacht, es ist ja auch nichts Gynäkologisches in dem Sinne, sondern halt auch etwas Psychiatrisches.
00:19:21: Genau, das finde ich auch noch mal wichtig zu betonen.
00:19:23: Es ist ja keine Hormonstörung, sondern es ist ein sensibles Reagieren auf die ganz normalen hormonellen Veränderungen während des Zykluses, die jede Frau hat.
00:19:37: Also bei dir stimmt ja nicht, es ist alles richtig, mit Oströgen, mit Progesteronen, sondern dein Gehirn, gerade das Serotonin, die Botenstoffe, das Glücksgefühl, was wir alle brauchen.
00:19:49: Das wird quasi vom Gehirn anders ausgeschüttet, wenn sich die ganz normalen Sexualhormone während des Zyklus verändern.
00:19:58: Und damit ist es.
00:19:59: Eigentlich gar keine gynäkologische Erkrankungen in meinen Augen.
00:20:03: Wie siehst du das Konstantin?
00:20:04: Absolut richtig erklärt.
00:20:06: Wenn du den Frauen Blut abnimmst, Hormone bestimmt hoch und runter und das wirklich gut machst und die Verhältnisse zueinander setzt, du findest nichts.
00:20:12: Es ist keine Hormonstörung in dem Sinn.
00:20:14: Es ist wirklich diese Überreaktion auf dem biologischen Prozess des Zyklus, auf diese Hormonabfälle.
00:20:20: Da gibt es auch wirklich Erklärungsmodelle, warum das so ist.
00:20:24: Kann ich später noch mal was zu erzählen.
00:20:25: Aber es ist in dem Sinne wirklich endocrinologisch.
00:20:28: überhaupt keine Auffälligkeit, es gibt da gynäkologisch nichts zu finden.
00:20:32: in dem Sinne und umso wichtiger ist es, dass alle Fahrrichtungen das auf dem Schirm haben, dass es diese Erkrankung gibt und wie die sich vor allen Dingen äußert.
00:20:41: Nimm uns mal mit Sonja, hast du das jeden Monat?
00:20:45: oder gibt es vor allen Dingen, du kannst die Uhr nachstellen, du sagst okay, stressiger Monat, viel zu tun gehabt, ich jetzt der?
00:20:51: Die nächste Phase wird einfach wieder superheftig.
00:20:54: Oder hast du da über keine Ahnung, welche Trigger dich wann da irgendwie in dieses schwere PMDS reinreiten?
00:20:59: Ich habe jetzt das Glück, dass ich richtig gut eingestellt bin mit meinen Medikamenten.
00:21:04: Also ich nehme durchgängig antidepressiver.
00:21:08: Das habe ich am Anfang der Diagnose-Stellung, also auch natürlich Blutbild.
00:21:11: Da wurde geguckt, Hormone sind alle in Ordnung.
00:21:14: Aber eben Symptom-Tagebuch zeigt, das hängt mit dem Zyklus zusammen.
00:21:17: Dann habe ich dann immer erst ... eben in der schwierigen Phase, die Antidepressiva genommen.
00:21:24: Und aber da ich da sicher die Vorerkrankung mit der Depression eh habe und auch zwischendurch wieder eine normale depressive Episode hatte, habe mich dazu entschieden, jetzt einfach meine Antidepressiva durchzunehmen, wie ich das früher auch mal jahrelang gemacht habe, einfach, um da gar nicht Gefahr zu laufen, wieder diese Stimmungsphasen zu haben, dieses Auf und Ab.
00:21:44: Und deswegen geht es mir jetzt gerade Toi, toi, toi.
00:21:47: Ich glaube vor Volls
00:21:48: relativ gut.
00:21:49: Also am Anfang habe ich es dann immer noch ein bisschen gemerkt, ah, jetzt ist Eilsprung, okay, ich bin halt total müde und auch ein bisschen niedergeschlagen, aber es war gar kein Vergleich mehr zuvor her.
00:21:58: Und jetzt mittlerweile merke ich es manchmal gar nicht mehr, wenn der Eilsprung ist und diese Phase eigentlich losgehen würde.
00:22:05: Und das liegt meiner Meinung nach wirklich an den Antidepressiva, den ich nehme.
00:22:09: Und machst du nebenbei noch Verhaltenstherapie oder kognitive Verhaltenstherapie?
00:22:12: Ja,
00:22:14: das zusätzlich auch in dem Zentrum, wo ich bin.
00:22:16: Das bieten die auch an Gott sei Dank.
00:22:18: Die sind dann natürlich da auch noch mal anders spezialisiert.
00:22:21: Aber es ist ganz normale Verhaltenstherapie, genau.
00:22:24: Aber ich vorher halt auch schon Therapien und deswegen meine ich auch, ich weiß ganz gut, was meine Trigger sind oder meine Baustellen und wo ich aufpassen muss.
00:22:33: Ich brauche sehr viele Bewegungen, sehr viel Schlaf.
00:22:36: gesunde Ernährung.
00:22:38: Und dann hört es aber auch schon auf, wo ich denke, was sind noch die Stellschrauber, soll ich noch alles machen, ne?
00:22:42: Ich will ja nicht askätisch leben.
00:22:43: Das sind
00:22:45: die großen drei.
00:22:47: Du hast es eben schon erwähnt, du hast es ganz intuitiv auch gemacht, bevor du schon die Diagnose hattest.
00:22:52: Du hast dich aufs Rennrad gesetzt und hast da die Wut ausgelassen, bist in die Bewegung gegangen.
00:22:57: Und jetzt sagst du wieder, ja, Bewegung ist einfach super, super wichtig, um mit meinem Stress klarzukommen.
00:23:03: Wie integrierst du das denn in deinen Alltag?
00:23:05: Das ist ja die Herausforderung für uns alle.
00:23:08: Ja, also einmal macht es mir Spaß.
00:23:11: Das ist ein großer Vorteil.
00:23:12: Ich mache einfach gerne Sport.
00:23:14: Vielleicht auch so Hang zur Sport sucht manchmal.
00:23:18: Mir macht es einfach wahnsinnig viel Spaß, Ausdauersport zu machen.
00:23:22: Deswegen fällt mir das gar nicht so schwer.
00:23:23: Das sind einfach feste Termine, will ich gar nicht sagen.
00:23:25: Ich mache es viermal in der Woche, setze mich aufs Rennrad für ein paar Stunden, weil es mir Spaß macht.
00:23:31: Und weil ich es auch brauche und ich merke auch da wirklich Videohormone, die Glückshormone ausgestattet werden ab einem gewissen Punkt der Anstrengung.
00:23:40: Und auch wenn ich manchmal mein Schweinehund überwinden muss, weiß ich doch, nachher geht es mir auf jeden Fall besser.
00:23:44: Zumindest gleich.
00:23:45: Schlechter wird es mir danach nie gehen.
00:23:49: Glück sei es, hört sich gemeinern.
00:23:50: Aber ich habe keine Kinder.
00:23:52: Ich muss da jetzt nicht Rücksicht drauf nehmen.
00:23:54: Ich kann meinen Job ja einigermaßen freigestalten.
00:23:56: Und deswegen fällt mir es überhaupt nicht schwer, Bewegung in meinen Alltag zu integrieren.
00:24:00: Also ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich jetzt so ein Nine to Five-Bürojob hätte, wo ich wirklich nur sitzen würde.
00:24:05: Das wäre meiner Gesundheit nicht zuträglich.
00:24:08: Hast
00:24:08: du deinen Freundeskreis an Ängsten und auch die Familie mit auf die Reise genommen?
00:24:12: Oder egelst du dich ein und sagst, darüber rede ich nicht?
00:24:15: Nee, ich habe das ja schon beruflich relativ... Also dadurch, dass ich meine Erfahrung mit der Depression schon sehr öffentlich gemacht habe und auch viel dazu aufkläre und immer wieder versuche, ins Gespräch zu kommen, weiß ich jetzt irgendwie auf Panel Talks oder in Interviews und so weiter, habe ich es im Freundesfamilienkreis sowieso natürlich sofort zuerst besprochen und habe auch das Glück im Freundeskreis wirklich... Hört sich auch doof an, wenn man sagt, Glück, ich hab Glück, viele depressive Freunde zu haben.
00:24:43: Nee, ist das Quatsch.
00:24:44: Aber ich hab viele verständnisvolle Freunde, die auch Erfahrung damit haben.
00:24:49: Und da können wir uns super austauschen.
00:24:51: Und auch mit meiner Schwester stehe ich im engen Kontakt.
00:24:54: Die ist zwar zwei Jahre jünger als ich, aber die ist schon durch ihre Wechseljahre durch.
00:25:00: Und hat auch mit Hormonen sehr viel zu tun und auch darüber Depression.
00:25:04: Und da haben wir jetzt auch ... sehr, sehr eng ausgetauscht.
00:25:07: Und das hilft natürlich total.
00:25:09: Also mir hilft es total.
00:25:11: Ich will jetzt nicht sagen, jeder soll dann die Öffentlichkeit gehen oder jeder muss es jedem sagen und bei der Arbeit schon mal gar nicht.
00:25:18: Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
00:25:19: Aber mir hilft es total, da immer wieder ein Austausch zu gehen.
00:25:23: Eben auch, weil es umfällt.
00:25:25: Ein Wahnsignal auch senden kann, meine Freunde können sagen, sag mal, du wirkst jetzt in letzter Zeit jetzt nicht so happy, ist was los, bedrückt dich was, manchmal bevor ich selber merke, dass was nicht stimmt.
00:25:37: Ja, ich finde, das ist ein total wichtiger Aspekt.
00:25:40: Natürlich braucht so eine Offenheit oft Mut und auch... Ein richtiges Setting.
00:25:46: Du hast gesagt, es ist nicht für jeden was und es ist auch nicht an jeder Arbeitsstelle vielleicht immer passend.
00:25:51: Aber ich würde wirklich immer mal wieder prüfen, wenn sich da jemand draußen angesprochen fühlt, welchen Grad der Offenheit möchte ich leben, einfach um die eigene Akzeptanz.
00:26:05: dieser Erkrankung, auch für sich selbst zu fördern und mit dem Umfeld zusammen zu gucken, wie können wir damit umgehen?
00:26:11: Weil das, was du beschreibst, das ist ja total unterstützender Faktor, dass es da Verständnis gibt, dass es vielleicht sogar manchmal in sehr liebevollen Spiegel gibt.
00:26:21: So, hey, schau doch mal dahin, ich sehe deine Veränderung, wo man selbst vielleicht noch im Tunnel ist und gar nicht bemerkt, dass man schon wieder auf eine Spur kommt, die einem selbst nicht gut tut.
00:26:31: Ja.
00:26:32: Und du hast das Wort Mut angesprochen.
00:26:34: Und das finde ich irgendwie witzig.
00:26:36: Aber das wird oft gesagt oder wird mir oft gesagt, man, es ist so mutig, dass du darüber sprichst und auch öffentlich bla bla bla.
00:26:42: Und da sag ich immer, ich wünschte mir, das müsste gar nicht mutig sein, sondern ich wünsche mir, dass es in der Geselter einfach ganz normal ist, darüber zu sprechen.
00:26:50: Wenn ich jetzt Diabetes habe, würde ich da auch darüber sprechen.
00:26:55: Und warum soll man über die eine Krankheit sprechen dürfen und über die andere nicht?
00:26:58: Also ich wünschte mir, das würde... keinen Mut erfordern müssen, darüber zu sprechen.
00:27:02: Aber ich weiß, dass das immer noch so Klischee behaftet oder mit Digmas behaftet ist, psychische Erkrankung oder PMS oder PMDS, weil ja, es wird irgendwie nicht so akzeptiert als Erkrankung.
00:27:18: Ja, es fängt ja schon damit an, dass irgendwie gesagt wird, komm, du bist irgendwie gereizt, du bist lästig, kriegst sobald deine Tage.
00:27:24: Oder hast du gerade deine Tage?
00:27:25: Also ich weiß nicht, ich glaube, jede Frau hat diesen Satz schon mal in irgendeinem Kontext gehört.
00:27:30: Und damit fängt es ja an, dass man bei sich selbst, glaube ich, eine lange Zeit braucht, um sich einzugestehen, so, hey, diese Stimmungsschwankungen, die sind vielleicht gar nicht normal, bzw.
00:27:42: was Was erlaube ich mir davon, traue ich mich auch hin zu gucken.
00:27:46: und was versuche ich eher wegzuschieben, weil es immer noch sehr stark verurteilt wird und weil wir dadurch auch nicht ernst genommen werden.
00:27:58: Und diesen Spruch, den du gerade gesagt hast, Linda, den kennt ja wirklich wahrscheinlich jede Frau.
00:28:02: Man kann den ja auch, der wird immer so ein bisschen dispektierlich einfach so mal rausgehauen, aber man kann ihn auch wirklich interessiert fragen.
00:28:09: So, okay, ich spüre, du bist da gerade jetzt irgendwie gereizt, sonst irgendwie kommt da was falsch an.
00:28:16: Kann es vielleicht mit einem zyklus zusammenhängen oder so was sich da zu interessieren als außenstehender mensch meines und nicht mal den menschen part sondern vielleicht auch eine freundin.
00:28:23: das ist ja völlig legitim und in ordnung weil man bringt ja vielleicht den anderen auch auf den aspekt a ja stimmt das könnte passieren weil ich habe ja drei vier tage müsste meine periode haben.
00:28:32: es können schon sein dass das jetzt tatsächlich in richtung pms oder pmd es geht.
00:28:37: Und da müssen wir einfach hinkommen, dass das wirklich ein normales Phänomenes, ein normaler Prozess, den wirklich Frauen kennen und dass da öffentlich drüber gesprochen wird.
00:28:44: Und nochmal zurück zu der Patientin, die jetzt neulich da war, die hat sich entschuldigt bei mir, weil sie geweint hat.
00:28:49: Sie kamen rein, macht die Tür zu, fing an zu weinen und entschuldigt es sich bei mir dafür, dass sie weinte.
00:28:54: Sie kommen ja jetzt nicht freiwillig hierhin und weinen, sondern sie haben ja irgendwie ein Problem, das muss ja irgendwas sein.
00:28:59: Da wusste ich ja noch gar nicht, worum es geht.
00:29:01: Aber das fand ich auch wieder so symboltrechtig, dass Frau sich sofort für sich ihre mentale Gesundheit oder ihre körperlichen Befindlichkeiten erstmal entschuldigt, vor allem beim Gynäkologen, bevor sie überhaupt anfing, über das Problem zu sprechen.
00:29:15: Da müssen wir halt auch wegkommen.
00:29:16: Also ich weiß nicht, ob Männer sich dafür entschuldigen würden, wenn sie reinkommen und eine Träne verdrücken.
00:29:21: Da würde sich wahrscheinlich kein Mann dafür entschuldigen und Frauen haben immer noch diese eine Schuldlastaufsicht, die also völlig absurd ist.
00:29:28: Ich würde gerne nochmal so ein bisschen in die Abgrenzung reingehen zwischen deiner rezivierenden Depression und PMDS.
00:29:36: Du hast es immer schon mal wieder so ein bisschen angeschnitten, aber vielleicht das was noch mal ganz klar sagen.
00:29:42: Wie lässt sich das eine von dem anderen unterscheiden?
00:29:44: Ja, vielleicht
00:29:45: zum Teil gar nicht so einfach.
00:29:48: Es war, wie gesagt, bei mir bei PMDS war es wirklich so, dass es auf Knopfdruck kam und auf Knopfdruck auch wieder ging.
00:29:57: Dann war es wiederum nicht so einfach zu unterscheiden, als es dann wieder schleichend auch in eine depressive Episode ging, weil die hielt dann länger an.
00:30:07: Aber war halt erst mal nicht gleich sofort so stark, aber hielt einfach länger an und es schleicht sich so rein.
00:30:14: Und das war halt aber auch schwierig für meine Psychatorin.
00:30:18: die mich betreut hat zu der Zeit, zu sagen, okay, wo fängt das eine an, wo hört das andere auf?
00:30:24: Aber dadurch, dass ich eben diese Vorgeschichte schon hatte, letzten Endes war es für mich egal, weil es ging mir so beschissen und es ging mir so beschissen, ob es eine nur so heißt oder so.
00:30:34: Und letzten Endes wurde es ja sowieso gleich behandelt, nämlich mit Antidepressiva und Therapie.
00:30:40: Hat es für mich gar keinen Unterschied mehr gemacht und gar keine Rolle mehr gespielt.
00:30:43: und wie man das medizinisch dann abgrenzen mag.
00:30:45: ist mir als Patientin in dem Fall dann wirklich egal.
00:30:48: Es ging für mich einfach darum, wieder lebensfähig zu sein, wieder irgendwie in den Alltag reinzukommen und Freude am Leben zu empfinden.
00:30:57: Ja, Punkt.
00:30:58: Es ist auch oft ein Spektrum.
00:31:00: Also das muss man auch sagen, in der Medizin ist es oft ein Spektrum.
00:31:03: Man kann nicht immer alles ganz genau abgrenzen, muss man auch nicht.
00:31:06: Vor allen Dingen, wenn die Therapien was erwähnt, ja, komplett die... gleiche ist, identisch ist.
00:31:11: Also dann hilft es vielleicht für den Kopf.
00:31:13: Ich habe jetzt eine Diagnose, was weiß ich, depressive Episode.
00:31:17: Und ich habe noch die Diagnose PMDS.
00:31:19: Das kann ja auch beides zusammen vorkommen.
00:31:22: Aber es hilft erst mal nur den Betroffenen, dass geholfen wird, dass Hilfe angeboten wird.
00:31:27: Was da jetzt unterm Strich für eine Diagnose steht in dem Falle ist auch erst mal gar nicht so wichtig.
00:31:32: Hauptsache du bist an den richtigen Menschen geraten, die dir da helfen möchten.
00:31:36: Und es ist ja bei psychischen Erkrankungen allgemein so, dass die Forschung ja noch relativ am Anfang ist, weil wir ja noch gar nicht wissen, wie das Gehirn wirklich im Einzelnen funktioniert.
00:31:45: Und vielleicht ist eine Diagnose Depression in zwanzig, dreißig Jahren, vielleicht sind das mehrere Erkrankungen, weil ich habe zum Beispiel auch in der depressiven Episode mal Panikattacken, Angstzustände.
00:31:57: Wie grenzt man das dann ab?
00:31:58: Sind das dann auch wieder mehrere Erkrankungen?
00:32:00: Ist das eins?
00:32:01: Gehört das alles zusammen?
00:32:03: Und das kann man heutzutage, glaube ich, noch gar nicht so hundertprozentig sagen.
00:32:08: Und deswegen ist es mit den Diagnosen, also gerade, was die psychische Gesundheit angeht, finde ich auch immer noch schwierig.
00:32:14: Weil man kann halt auch nichts, ich kann keinen Röntgenbild machen und sehe dann, das ist das, wie der Arm ist gebrochen.
00:32:20: Oder ich nehme Blut ab und sage, du hast eine Depression, du hast PMDS, der nächste hat Schizophrenie.
00:32:25: Das kann man nicht einfach messen.
00:32:28: Ja, es hat nicht diese Klarheit wie bei körperlichen Erkrankungen.
00:32:32: Da bin ich total bei dir.
00:32:34: und trotzdem ist es, glaube ich, für viele Betroffene wichtig, ja, dem Kind den Namen zu geben, der am besten passt.
00:32:41: Und deswegen vielleicht einfach nur nochmal in dem Zusammenhang.
00:32:44: Bei PMDS haben wir halt oft diese zeitliche Komponente, dass man sagen kann, die zwei Wochen vor dem Einsprung, die sind wirklich super, super belastend, die sind Mit starkem Weinen, mit Gereiztheit, mit Wut.
00:33:01: Das ist eigentlich so ab dem Einspuren.
00:33:04: Die zweite Zyklushälfte, die ist die Beschissen.
00:33:07: Und
00:33:07: die erste ist, ich muss jetzt wieder aufholen, ich kann jetzt wieder leben.
00:33:12: Und dann weiß ich, nächsten Monat geht es wieder los.
00:33:14: Und mit Eintreten der Periode wird es aber sofort besser.
00:33:19: Es gibt ganz viele Frauen, die sagen, ich würde so gern einfrieren, diesen Zustand, wirklich so Tag fünf, sechs vom Zyklus.
00:33:24: Die Blutung hat gerade abgeappt.
00:33:26: Man fühlt sich so pumpt, man fühlt sich so selbstbewusst, Power.
00:33:30: Ich kann es ja überhaupt nicht mitreden.
00:33:31: Es muss so ein unfassbares Gefühl sein, so verschiedene Menschen zu sein in einem Monat.
00:33:37: Und gerade, wenn dann diese Erkrankung nach dahinter steht.
00:33:39: Irre.
00:33:40: Mal zur Diagnostik.
00:33:41: noch ganz kurz, weil natürlich auch oft gefragt wird, ja gut, jetzt sitzt so eine Patientin davor einem, wie grenzt man das ab?
00:33:46: PMS, PMDS.
00:33:48: Es gibt offizielle und so standardisierte Diagnose Tests und auch Fragebögen.
00:33:54: Du wirst es in der Spezialsprechstunde da auch mitbekommen haben.
00:33:56: Man muss auch zwei, drei Monate auf jeden Fall den Zyklus gut tracken und auch die Beschwerden aufschreiben.
00:34:01: Dann kann man die Diagnose quasi so so objektivieren.
00:34:04: Ganz ehrlich, also erfahrene Gynäkologinnen und Gynäkologen, die hören das auch sofort raus.
00:34:09: Also ob etwas im biologisch normalen Anführungszeichen Prozess ist oder ob das weit drüber ist, ob man wirklich sagt, wow, das ist einfach diese Reaktion auf diese Hormonschwankung, die ist zu krass vom Gehirn, das ist nicht mehr PMS, sondern PMDS.
00:34:24: Deswegen, ja klar, es gibt diese Tests, man kann die auch online abrufen, man kann das auch mal wirklich machen, um auch selber vielleicht so in die richtige Richtung gelenkt zu werden.
00:34:33: Aber das ist wirklich, sobald man dazuhört, einfach nur sitzt man da, hat einen offenen Mund und weiß ganz genau, das ist PMDS.
00:34:40: Ich würde gerne mal so ein bisschen in die Richtung von Therapie schauen, von Möglichkeiten, die es gibt, wenn man die Erkrankung hat.
00:34:48: Du hast gesagt, du nimmst Antidepressiva.
00:34:51: Und kombiniert das auch mit einer psychologischen Psychotherapie.
00:34:55: Was sind denn so die Aspekte, die ihr euch in der Therapie anschaut?
00:34:59: Geht es da um Glaubenssätze, also negative Einstellungen, die man vielleicht entwickelt hat gegenüber sich selbst?
00:35:06: Oder ist es wirklich das konkrete Stressmanagement im Alltag?
00:35:09: Was hast du da so über die Jahre für dich mitgenommen?
00:35:13: Ich habe ja schon mehrere Verhaltesterapien auch gemacht und Bei jeder Therapie, glaube ich, fängt man erst mal im Urschleim an, wird erst mal geguckt, wie war deine Kindheit, wie das verhält das zu den Eltern.
00:35:26: Da sage ich immer, jeder Psychologin oder jeder Therapeuten, jeder Therapeuten sage ich immer, ich weiß, ich kann ihnen da nichts bieten.
00:35:33: Ich bin immer der Meinung, ich habe eine glückliche Kindheit gehabt.
00:35:37: Natürlich hat es ganz auch mal Streit und so weiter.
00:35:40: Da war bei mir immer nichts zu holen.
00:35:43: Also bei einer Verhaltenstherapie.
00:35:45: Versprechen wir meistens aktuelle Themen, die mich gerade beschäftigen, aber ich muss auch für mich sagen, ich habe dann auch nicht so einen Ansatz und Anker gefunden, wo ich sage, okay, das ist jetzt in meinem.
00:35:57: in meinem Lebenslauf oder auch in meiner Persönlichkeit, in meinem Charakter irgendwie so eine Stellschraube, wo ich sage, wenn ich die drehen würde, dann hätte ich das alles nicht.
00:36:06: Also ich habe da nicht die Antwort gefunden, aber es ist natürlich trotzdem immer erleichtern, über aktuelle Stressoren zu sprechen, sei es Druck bei der Arbeit, Arbeitssuche, Beziehungen.
00:36:19: Aber ich muss auch sagen, dadurch, dass ich jetzt schon so viel... Lebenserfahrung aber auch mit der Depression hab, komme ich mir schon immer so vor, dass ich hab es vor Eingangs gesagt, ich bin so die Expertin meiner eigenen Erkrankung.
00:36:32: Denkt immer so, ja, wenn jetzt noch jemand kommen würde, der mir sagt, das ist es, der wär ich sehr verwundert, weil ich bin viel am Reflektieren, vielleicht auch ein bisschen zu viel am Reflektieren und nachdenken.
00:36:44: Und da gibt es natürlich in der Therapie immer wieder neue Denkanstöße, aber wir gucken viel auf Aktuelles und eben auch den Umgang mit der Erkrankung oder den Erkrankungen, wobei ich auch schon bei Therapeuten und Therapeute waren, die zu mir gesagt haben, ja, ich sehe gar keinen Therapiebedarf, sie machen ja alles richtig.
00:37:02: Und dann sage ich immer, Ich möchte aber trotzdem eine Therapie machen, weil irgendwas muss ja sein, sonst würde ich doch nicht immer wieder krank.
00:37:09: Und wenn die Therapie einfach nur die Begleitung ist, wo ich dann einmal in einer Woche oder ob meinetwegen nur einmal im Monat da sitzen kann und eine unbeteiligte Person sich mal auch meine Probleme anhört, das hilft dann schon auch.
00:37:22: Aber ich glaube nicht, dass ich irgendwie die Lösung finden werde und dann nicht mehr krank bin.
00:37:28: Ich würde die Frage gerne mal unten an Linder stellen.
00:37:30: Gibt es einen Stufen-Schema XY, was man immer macht?
00:37:33: Oder ist das total individuell?
00:37:34: Also, das hat man ja gesagt, im Urschleim anfangen oder sagst du, brauche ich nicht unbedingt erst mal irgendwie akut gucken, was Stressoren sind, etc.
00:37:42: Das hängt natürlich schon ein bisschen davon ab, welche Ausbildung bringst du mit.
00:37:45: Also, wenn du jetzt von der Psychoanalyse gehst, dann ist es jedenfalls viel, viel Urschleim.
00:37:49: Da steht ja so der Fokus wirklich Richtung Vergangenheit.
00:37:54: Wenn du ja systemisch arbeitest oder auch mit Verhaltenstherapie, der wird es immer eher punktuell angerissen.
00:38:00: Einfach umzugucken, gibt es da Lernerfahrung in der Biografie?
00:38:03: Gibt es da Prägungen, die wir uns anschauen sollten?
00:38:07: Und wenn man sich die Studienlage zur PMDS anschaut, dann ist da wirklich ein Faktor, der eben gefunden werden kann.
00:38:15: Bezüglich, warum habe ich das überhaupt?
00:38:17: Dass es bei vielen Betroffenen, die PMDS haben, sehr, sehr stressige Lebensereignisse in der frühen Kindheit gab.
00:38:25: So, und stressige Lebensereignisse, das kann sein, dass es da einfach viel Streit zu Hause gab, das kann aber hingehen bis zu Missbrauch oder Gewalterfahrung.
00:38:36: Also das ist ein sehr großes Spektrum, was Stress bedeuten kann.
00:38:41: Und deswegen, also ja, ich gucke auch immer zurück.
00:38:44: Mir ist es natürlich wichtig, um einfach ein ganzheitliches Bild zu bekommen und ehrlicherweise auch, um den Menschen so ein bisschen mit seiner Geschichte kennen zu lernen.
00:38:54: Wenn man jetzt auf Ansätze zurückgreift, wie zum Beispiel Hypnose, braucht man das eigentlich gar nicht in so einer bewussten Form oder auch Ansätze wie EMDR, wo er über die Augenbewegung in den Aufarbeiten von Belastungen gehen kannst.
00:39:14: Und in der Hypnose arbeitest du ja komplett mit dem Unterbewusstsein und tausst quasi in die gespeicherten Erlebnisse und Erfahrungen ein, die wir manchmal auch nur noch körperlich wahrnehmen, wo unser Kopf im bewussten Zustand gar keinen Zusammenhang mehr sieht und löst die aber auch auf.
00:39:34: Und das ist, ich nutze das Tool wirklich total gerne und es ist mega spannend, weil es so abgefahren ist, was da passieren kann.
00:39:42: Also das ist wirklich teilweise so, ich hatte letzte Woche wieder eine Klientin, die hat dann irgendwann gesagt, ich habe so einen starken Druck auf der rechten Körper, auf der rechten Kopfseite.
00:39:55: und dann haben wir ihn weiter gefragt und irgendwann sagt sie, ich habe das Gefühl, ich bin im Geburtskanal.
00:40:01: Und
00:40:02: so geht ja gar nicht.
00:40:03: Sie kann sich nicht daran erinnern.
00:40:06: Und sie steckte darin aber fest.
00:40:07: und dann habe ich sie gefragt, was brauchst du denn?
00:40:10: Und ja, wie wäre es, wenn wir einen Dammschnitt machen?
00:40:13: und dann haben wir ihren Gedanken, haben mit ihrer Mama den Dammschnitt gegeben und sie kam raus und lag dann aus ihrer Brust in Gedanken und so weiter.
00:40:20: Und in die Woche drauf hat sie mir erzählt, ich habe mit meiner Mama gesprochen, wie die Geburt verlaufen ist und es war genau so.
00:40:26: Oh, das ist sehr gruselig.
00:40:27: Es
00:40:27: ist wirklich spooky.
00:40:28: und ja, deswegen meine ich, mit solchen Tools kann man manchmal in Dinge eintauchen, die der Kopf einfach nicht mehr ergreifen kann.
00:40:39: Anders als bei der kognitiven Verhaltenstherapie oder der Gesprächstherapie setzt die Hypnotherapie auf eine Arbeit mit dem Unbewussten.
00:40:46: Und wenn der Kopf im rationalen Sinne nicht weiter weiß, kann das eine sehr effiziente Methode sein.
00:40:51: Aber was verbirgt sich dahinter?
00:40:54: Hauptelement der Hypnotherapie ist, dass der Therapeut oder die Therapeuten die Patientin in einen trossähnlichen Zustand versetzt.
00:41:01: Das ist anders ausgedrückt einfach eine sehr tiefe Entspannung, so wie du es kurz vor dem Einschlafen oder beim Dösen und Tagträumen kennst.
00:41:10: Wie du in diese Trance hineingeführt wirst, kann ganz unterschiedlich ablaufen.
00:41:13: Es gibt zum Beispiel die Blitzhypnose, das dauert nur Sekunden.
00:41:17: Manche Therapeuten arbeiten mit Konzentrationsübungen oder man nutzt die körperliche Entspannung als Einstieg für die mentale Entspannung.
00:41:24: Mir ist wichtig zu betonen, du kannst nur in Trance kommen, wenn du das willst.
00:41:28: Es ist ein Mythos, dass du in Trance wählenloseist oder keine Kontrolle über das Geschehen hättest.
00:41:33: Du kannst dich jederzeit selbst aus der Trance rausholen, wenn du das wählst.
00:41:37: Hypnotherapie ist in Deutschland als wissenschaftliche Behandlungsmethode anerkannt und wird von ausgebildeten Psychotherapeutinnen, Ärztinnen oder Hypractikerinnen angewandt.
00:41:46: Aber zurück zum therapeutischen Setting.
00:41:48: Bist du an der Trance angekommen, dann öffnet dein Gehirn quasi die Hintertür zum Unbewussten.
00:41:53: Das hat den Vorteil, dass A. Situation erinnert werden können, die das Bewusstsein verdrängt hat.
00:41:58: Und B. können therapeutischen Suggestionen und Interventionen gesetzt werden, die heilsam für den Genesungsprozess sind.
00:42:06: Ich setze die Hypnose ein, um eine Regression mit meinen Klienten durchzuführen.
00:42:10: Das heißt, wir machen eine Reise in die Vergangenheit und finden die Erfahrung, die mit dem heutigen Schmerz assoziiert sind.
00:42:16: Wir wollen also an den Ursprung deines Problems.
00:42:20: In meiner Lehre geht man davon aus, dass wenn man dieses ursprüngliche schmerzvolle Ereignis identifiziert und gehalten hat, dann nimmt die Symptomatik im Hier und Jetzt auch ab.
00:42:29: Denn die Symptomatik ist eine Folge des schmerzvollen Erfahrung.
00:42:33: Besonders gut erforscht ist die Wirkung von Hyplose auf Angststörungen, Schmerzen und Züchte.
00:42:38: Aber auch Traumoverarbeitung oder Selbstwertprobleme sind häufig Thema in der Arbeit
00:42:42: mit dem Untergusten.
00:42:44: Vielleicht sollte ich auch mal Hypnose-Therapie.
00:42:48: Ich wollte
00:42:48: es gerade fragen, warum denn nicht?
00:42:50: Weil ich gehe ja sehr, oder in der Vereinstherapie, man geht auch kognitiv dran, man will die Dinge verstehen, man verhält sich dann vielleicht anders oder lernt in gewissen Situationen so oder anders zu reagieren.
00:43:01: Aber wenn man mit dem Bewusstsein und mit dem Nachdenken oder anders Handeln nicht weiter kommt, warum dann nicht ans Unterbewusstsein gehen, wenn da Sachen gespeichert sind, auf die man einfach so keinen Zugriff hat.
00:43:13: Man muss schon ready für sein, oder Linda?
00:43:14: Ist jetzt ein bisschen auf Topik, aber es ist gerade so spannend.
00:43:16: Ja, es ist ein kleiner Exkurs.
00:43:19: Ich mache das wirklich so, dass ich das anbiete, wenn eine gewisse Vertrauensbasis aufgebaut ist, weil es ist ein super sensibler Zustand.
00:43:28: Ich habe selbst auch schon Hypnose für mich mal genutzt und das war leider eine totale Negativ-Erfahrung.
00:43:34: Und deswegen würde ich immer sagen, lernen den Therapeuten gut kennen, achte auch darauf, welche Ausbildung bringt er mit, weil Hypnose-Ausbildung kann erst mal jeder machen.
00:43:43: Und es ist dann drauf zu achten, ist das ein Hypnose-Coach oder ist es ein Hypnose-Therapeut?
00:43:48: Therapeute dürfen sich nur die Menschen nennen, die auch eine Heiderlaubnis haben.
00:43:52: Ja, erst mal ein bisschen im Bewussten miteinander interagieren, gucken, wie fühle ich mich, kann ich mich da fallen lassen, fühle ich mich sicher, absolut auf dem Bauch hören, der ist da wirklich der beste Signalgeber.
00:44:04: Und dann kann das wirklich richtig effizient sein.
00:44:08: Da reichen manchmal eins, zwei Sessions wirklich nicht übertrieben und du spürst eine Symptomlinderung bis hin zu einer Befreiung.
00:44:17: Also ich hatte auch jemand, der hatte Flugangst.
00:44:20: Er hatte eine Hypnosisession und er hat sich wieder in den Flugzeug gesetzt.
00:44:24: Also es ist Wahnsinn, ja.
00:44:26: Dann haben wir quasi um zurück die Brücke zu schlagen zur Therapie, genau, mentale Gesundheit und Therapieform, super, super wichtig, haben wir jetzt rausgehört, sondern jetzt erzählt Antidepressiva, man traut sich ja in der Öffentlichkeit immer kaum zu sagen, ja ich nehme Antidepressiva, dabei sind sie so unfassbar hilfreich.
00:44:43: und wo es darum geht es.
00:44:44: Wort hatten wir auch schon in diesen Neurotransmittern Serotonin.
00:44:47: Also das ist unser Wohlfühlfaktor.
00:44:50: Das ist wie so ein Puffer, der uns auch vor stressigen Situationen so ein bisschen resilienter werden lässt.
00:44:55: Und das ist auch genau das unter anderem, was nach deinem Fahrradfahren ausgeschüttet wird.
00:44:59: Habe ich mir sogar
00:45:00: auf den Arm tätowieren lassen.
00:45:01: Siehst du?
00:45:03: Also es ist ganz, ganz wichtig, dass das gut funktioniert.
00:45:06: Und es liegt da oft daran, dass diese serotonergen Bahnen aufgrund dieser hormonellen Veränderungen paradox reagiert.
00:45:13: einfach nicht mehr so aktiv sind.
00:45:15: und da hilft es natürlich dieses Serotonin stabil zu halten in diesem synaptischen Spalt, also wo so zwei Nervenzellen treffen, da entsteht so ein Spalter zwischen, da werden diese Stoffe ausgeschüttet und je schneller die wieder natürlich aufgenommen werden desto schneller verpufft das für unseren Körper.
00:45:32: Und wenn wir da diesen Faktor halten, dass das also in diesem Spalt mehr bleibt und nicht so schnell wieder aufgenommen wird, dann stabilisiert sich natürlich unser Gemüt.
00:45:40: Und das sind diese Depressiver, die da ansetzen.
00:45:43: Das nennt man dann auch die Serotonin wieder Aufnahmehemmer.
00:45:46: Und das ist ganz oft eine Therapieform.
00:45:48: Du hast erzählt, man kann die natürlich durchgehend nehmen, vieler PMDS-Betroffene profitieren auch davon, das nun eine zweiten Zyklusphase zu machen.
00:45:56: Das hast du sicherlich auch schon mal probiert.
00:45:58: Jetzt kommt bei dir aber wahrscheinlich dann auch noch diese Depression einfach.
00:46:01: auch dazu, weshalb es bei dir so viel sinnvoll ist, es durchzunehmen.
00:46:05: Da muss man natürlich auch mit den Betroffenen selbst immer ganz individuell gucken, was funktioniert, was funktioniert nicht.
00:46:10: Und dadurch stabilisiert sich tatsächlich auch oft diese Gemütsveränderung am Ende des Zyklus.
00:46:17: Dazu muss ich sagen, ich habe Glück, dass es bei mir wirkt.
00:46:19: Also ich habe auch relativ wenig Nebenwirkungen eigentlich immer nur am Anfang, wenn ich ein neues Medikament genommen habe, mal so ein bisschen Kopfschmerzen, Übelkeit und das war's.
00:46:27: Und ich habe das Glück, dass sie bei mir wirken, weil auch bei ganz vielen wirken leider antidepressiver gar nicht.
00:46:34: Und das ist dann wirklich schlimm.
00:46:35: Und die haben immer eine Wirkglatenz.
00:46:38: Also ich schmeiß nicht die erste Tablette ein und dann geht es mir super, sondern das dauert so zwei bis vier Wochen, bis man eine Wirkung merkt und dann wird es langsam besser.
00:46:47: Und das ist auch immer nur Hilfe zu Selbsthilfe.
00:46:49: Also wenn man.
00:46:50: Ähm, Stressoren trotzdem im Leben hat, die man nicht abschalten kann, da wird auch keine medikamentöse Behandlung helfen und auch ohne Therapie wahrscheinlich nicht so gut wirken.
00:47:00: Genau, also das ist halt ne, ne, ne Gemengelage.
00:47:03: Ich glaube, der Goldstandard ist einfach Therapie und Medikamente.
00:47:07: Und wenn man Glück hat, helfen die tatsächlich auch, ja.
00:47:10: Gab's
00:47:10: denn für dich eine Veränderung in deinem Leben, die du umgesetzt hast, die dazu beigetragen hat?
00:47:18: ganz viele Veränderungen, also vor allen Dingen, als es mit der Depression losging oder so schlimm war, also ich habe zum Beispiel meinen Job beim Radio gekündigt, weil das einfach ein ganz toxisches Arbeitsumfeld für mich war und ich gemerkt habe, okay, erst mal kann ich da nicht mit meiner Krankheit so sein, wie ich bin, also es wurde nicht von allen akzeptiert.
00:47:38: oder wie wurde gesagt, ich muss ja eigentlich dankbar sein, dass ich da arbeiten darf, mit trotz meiner Erkrankung
00:47:44: und ...
00:47:45: Das macht natürlich was mit einem, weil man kriegt ständig suggeriert, man ist falsch, dabei ist man nur krank.
00:47:52: Und da habe ich dann gekündigt und das war halt ein Vorteil, dass ich jetzt mir meine Arbeit jetzt selber besser einteilen kann.
00:47:59: Andererseits hat es den Nachteil, Existenzängste spielen immer mit rein.
00:48:04: Ich habe den Druck.
00:48:05: funktionieren zu müssen, Geld verdienen zu müssen, immer wieder neue Jobs finden zu müssen.
00:48:10: Aber ich hab trotzdem gemerkt, dass das für mich so ein großer Einflussfaktor war, dieses Arbeitsumfeld, was mich so krank gemacht hat.
00:48:18: Zum einen waren sicherlich andere Dinge auch noch.
00:48:21: Aber das war das einzige, wo ich sagen konnte, das kann ich jetzt abstellen.
00:48:24: Ich kann nämlich einfach gehen.
00:48:28: Und du hast eben
00:48:28: gesagt, es gab noch ganz viele andere Dinge, die du geändert hast.
00:48:31: Was war das dann noch?
00:48:33: Nee, nicht ganz viele andere Dinge, die ich geändert habe, aber viele andere Einflüsse, die wahrscheinlich auch zu meiner Erkrankung oder zu meiner ersten depressiven Episode beigetragen haben.
00:48:42: Also meine Mutter hatte eine Krebs, die hat nur so bekommen zu der Zeit.
00:48:46: Ich hatte ein Fahrradunfall, ein Autounfall, Kater weggelaufen, alles so innerhalb von ein paar Wochen, wo man sagt, okay, das sind so viele Krisen.
00:48:53: Auf einmal ist es ja klar, dass ich das gar nicht alles verarbeiten kann.
00:48:58: Man braucht Zeit, um das zu verarbeiten.
00:49:00: Und wenn man den nicht hat, dann wird man möglicherweise krank.
00:49:03: Das waren Sachen, auf die ich keinen Einfluss hatte, die ich jetzt nicht abstellen konnte.
00:49:06: Aber worauf ich einen Einfluss hatte, das habe ich auch schon erwähnt.
00:49:10: Ich achte sehr darauf, dass ich genug Schlaf kriege, nicht gesund ernähre.
00:49:13: Ich trinke ganz wenig Alkohol, ich mache viel Sport, treffe mich viel mit Freunden, bin im Austausch.
00:49:18: Und das sind so die Sachen, die ich aber vorher eigentlich auch schon gemacht habe.
00:49:22: Aber jetzt der Meinung bin, da muss ich noch besser drauf achten.
00:49:26: mehr darauf achten als andere vielleicht, weil ich denke, das sind so die Sachen, die ich meinem Körper
00:49:32: gut
00:49:32: tun kann, mich auch wenig kosten.
00:49:35: Und dann mache ich es einfach, um es dem Körper nicht schwerer zu machen, als es ihn schon hat.
00:49:40: Ja, absolut.
00:49:41: Also ich sehe das gerne ein bisschen wie bei so einer Waage.
00:49:45: Du hast auf der einen Seite die Stressoren und da hast du gerade schon berichtet, das war zu dem Zeitpunkt, da ist ganz viel zusammengekommen.
00:49:53: Und unser Lebenshaus, das baut auf verschiedenen Säulen auf, da ist der Job, da ist ein soziales Netzwerk, da ist unsere Gesundheit und da ist vielleicht auch der Kater mit dabei.
00:50:04: Und wenn er auf einmal ganz viel bröckelt, dann kann das Haus schwer alleine stehen bleiben.
00:50:10: Vor allen Dingen dann, wenn wir auf der anderen Seite von der Waage wenig Ressourcen haben, also wenig Kraftgebende, Aktivitäten, aber auch Umschände.
00:50:20: Und bei den meisten Menschen ist es so, dass wenn die Stressoren hochgehen, weil wir super viel arbeiten, weil da vielleicht ein ungewollter Abschied ist oder eine Erkrankung, mit der wir überhaupt erst mal klarkommen müssen im sozialen Umfeld, dann bleibt wenig Zeit, mich um meine Ressourcen zu kümmern.
00:50:36: Also Meditationen, Atemübungen, Entspannungsübungen, Sport machen, Bildmalen, Musik hören.
00:50:42: Das wird dann erst mal gestrichen.
00:50:45: Ja, das ist das Problem in unserer Leistungsgesellschaft auch, dass man die wenige Energie, die man manchmal auch hat, wenn man krank ist, die steckt man dann trotzdem noch in die Arbeit und alles andere fällt hinten runter.
00:50:56: Bei mir war das auch so eine Depression oder eine depressiven Episode.
00:51:01: Der soziale Rückzug ist ein Symptom, aber eigentlich würde das trotzdem helfen.
00:51:05: Aber die Energie kann man dann einfach nicht mehr aufwenden.
00:51:08: Weil man steckt sie dann doch noch so lange es geht oder ich stecke sie dann doch noch so lange es geht in die Arbeit.
00:51:13: Weil man braucht ja auch Geld.
00:51:14: Genau.
00:51:16: Und so ist übrigens auch die Medizin der letzten Jahrzehnte gewesen.
00:51:18: Ich habe ein Problem.
00:51:19: Ich gehe irgendwo hin, kriege irgendeine Tablette, schmeiß sie ein und kann weitermachen.
00:51:23: Ob ich eine Pille einfach mal draufschmeiß, aber ich Zyklusprobleme habe, super funktioniert ja.
00:51:27: Irgendwie das Problem liegt unter dem Teppich gekehrt.
00:51:29: Dann ist trotzdem nicht weg, sondern ist es noch da.
00:51:32: Und auch was jetzt gerade das Thema ist, dass man nicht einfach nur das Antidepressivum einnimmt und einfach weitermacht, sondern gucken muss.
00:51:39: Wie sind meine Ressourcen?
00:51:40: Was kann ich selbst kontrollieren in meinem Leben?
00:51:42: Welche Stressoren kann ich vielleicht wegnehmen?
00:51:44: Und wie kann ich es für mich selbst sorgen?
00:51:46: Das ist also die Medizin der Zukunft.
00:51:48: Da müssen wir natürlich alle an uns an die eigene Nase packen, weil wir das gewohnt sind von früher.
00:51:53: Ich gehe irgendwie zum Arzt der Ärztin, kriege eine Rezept und gehe mit irgendwas wieder nach Hause, was mir hilft.
00:51:58: So leicht ist Gott sei Dank der Körper nicht.
00:52:01: Ja, gesund sein oder gesund werden, ist richtig harte Arbeit.
00:52:04: Und das in Leben lang.
00:52:06: Jeden Tag muss man sich um den Körper kümmern, weil man hat ja nur den einen erst mal.
00:52:11: Seit dann, man wird irgendwann wiedergeboren in einem anderen Körper.
00:52:15: Wir haben eben schon angesprochen, es gibt die Fälle, da wirkt Antidepressiva nicht.
00:52:21: Was sind denn andere Wege, die Betroffene vielleicht noch für sich überhaupt erst mal andenken können, wenn sie in so einem Dilemma stecken?
00:52:31: Also um akut zu helfen, jetzt machen wir gerade natürlich bei der tollen alten Pille.
00:52:37: Ich bin kein großer Pillenfan, das hat sich, glaube ich, umgesprochen.
00:52:39: Ich bin auch nicht dafür, das einfach wie Smarties rauszuhauen.
00:52:41: Aber wenn der Leidensdruck extrem ist, kann man natürlich da überlegen, diese Hormonschwankungen auszugleichen.
00:52:47: Das muss nicht unbedingt immer die synthetische Pille sein, sondern es kann auch mit Körper eigenen Hormonen probiert werden, eben dem Körper, diesen starken Brokosteronabfall, der ja ganz oft da auch ein Trigger ist für bestimmte Botenstoffe, die dann im Gehirn ausgelöst werden.
00:53:01: ein bisschen auszufedern.
00:53:03: Das heißt nicht, dass wir jetzt den Zyklus so in die Länge ziehen wollen, aber so ein bisschen, das ist ganz abzumildern.
00:53:08: Das kann man versuchen.
00:53:10: Die klassische Pille steht auch noch so eine Leitlinie drin, kann man natürlich auch geben.
00:53:14: Ich wäre da total vorsichtig, muss ich echt sagen, weil die reduziert natürlich die körper eigenen Hormone eigentlich das, was man nicht möchte und das wiederum kann Depressionen fördern.
00:53:23: Also da jetzt einfach blind links auf jemanden, der vielleicht auch schon depressive Vorgeschichte hat, noch eine Pille zu geben.
00:53:29: Da wäre ich wirklich ganz, ganz vorsichtig.
00:53:31: Also das ist natürlich ein akut Phänomen, wo man sagt, wir müssen jetzt hier erstmal helfen, wir müssen erstmal gucken, dass diese Hormonschwankungen am Ende des Zyklus ein bisschen abgepuffert werden, um da schnell zu helfen.
00:53:40: Aber langfristig müssen wir natürlich mit all dem, was wir jetzt besprochen haben, da gucken, der Verhaltenstherapie, mit dem Lifestyle, wo können wir da ansetzen, wenn eben die Antidepressiva auch überhaupt nicht wirken oder krasse Nebenwirkungen haben.
00:53:52: Ich meine, es gibt verschiedene Präparate, man kann vieles probieren, aber das wäre auch das erste, was man macht.
00:53:56: Aber wenn man überhaupt nicht dahin kommt, muss man ja irgendwie anders helfen.
00:54:00: Ich habe gelesen, man kann auch die Wechseljahre künstlich herbeiführen, stimmt das?
00:54:04: Ja, das ist ja quasi also einen sogenannten GNRH-Antagonist.
00:54:09: Das ist aber schwierig, weil du hast ja dann auch wieder die Wechseljahresproblematik auch wieder mit all den Nebenwirkungen gebrauchen, unsere körpereigenden Hormone.
00:54:17: Die haben wahnsinnig viele, viele Funktionen.
00:54:19: Es gibt so eine At-Back-Therapie, da wird quasi dem Körper dann wieder einen Hormon zurückgegeben.
00:54:24: Das wird zum Beispiel auch bei der Endometriose eingesetzt ganz oft.
00:54:28: Ganz ehrlich, das ist schon echt Harakiri.
00:54:31: Also da spielt man an einem System rum, was man überhaupt noch nicht gänzlich verstanden hat.
00:54:35: Und das Östroge in Progesteronen... Das sind die natürlichsten Antidepressiva, die wir haben und die Wirkungsvollsten.
00:54:42: Und wenn wir das dem Körper wegnehmen, weil wir in die künstlichen Wechseljahre jemanden katapultieren, dann kann es echt nach hinten losgehen.
00:54:49: Also das ist wirklich die letzte Wiese, wo ich irgendwie sagen würde, jetzt geben wir mal nach den zwanzigjährigen, die PMDS hat, mal so eine, das ist eine chemische Sterilisation, so kann man es vielleicht auch mal ein bisschen spitzer formulieren.
00:55:01: Das ist wirklich, wirklich schwierig, habe ich auch noch nie gemacht und ich glaube, werde ich auch nie machen.
00:55:07: Klingt auf jeden Fall heftig.
00:55:09: Hat Sonja noch Tipps, wenn jetzt gar nichts wirkt?
00:55:13: Ich kann ja nicht in die Glasgugel gucken und ich habe ja auch keinen medizinischen Background.
00:55:18: Ich habe immer noch gedacht, Glück, dass es bei mir so ging, also dass ich jetzt nicht mehr diese monatlichen Schwankungen so stark habe und merke und hoffe auch immer, dass ich keine oder nicht so bald wieder eine neue depressive Episode kriege.
00:55:32: Und in der Zeit versuche ich einfach auf mich zu achten und das Leben zu genießen und mir auch nicht jeden Tag Gedanken darüber zu machen.
00:55:38: Es könnte ja wieder und ich könnte ja wieder krank werden oder jetzt kommt mein Eisprung bloß nicht verabreden.
00:55:43: So kann man ja auch nicht leben.
00:55:45: Also ich versuche trotzdem zuversichtlich zu bleiben.
00:55:48: Und das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger mentaler Aspekt, den du angesprochen hast.
00:55:52: Nicht in die Vermeidung gehen, Dinge bewusst genießen, darauf achten, worauf habe ich denn Lust?
00:55:57: und ich erlaube mir das jetzt, egal was meine Zyklus-App sagt, wo ich gerade stehe.
00:56:03: Da hat man ja wirklich manchmal so Effekte von so, oh, ich sehe, ich bin hier nach meinem Einsprung, da kann es ja nur schlimm werden.
00:56:10: Und am Ende bist du dann in so einer selbst erfüllenden Prophezeiung.
00:56:13: Also ich glaube, das ist ein Appell an uns alle.
00:56:18: dass wir uns erlauben zu gucken, worauf habe ich heute Lust und das zu machen und ja, dann auch wirklich im Moment zu sein.
00:56:26: Ja genau, weil das ist auch das, wenn wir jetzt nach allem Blöden, was wir besprochen haben über Krankheiten, hat es für mich trotzdem irgendwie was Gutes gehabt.
00:56:33: Also natürlich hätte ich es gerne alles nicht erfahren, aber ich bin der Meinung dadurch, dass ich so viel geweint habe, kann ich auch mehr lachen.
00:56:40: Und dadurch, wenn man mal so ein Abgründe guckt, mentale psychische Abgründe, ich kann das Leben, glaube ich, in gutem Phasen einfach viel, viel mehr wertschätzen und viel mehr genießen.
00:56:49: Ich bin viel dankbarer zu alles, was ich so erfahre und erlebe, weil ich eben weiß, es kann mir auch schnell wieder genommen werden.
00:56:57: Oder ich weiß, wie es ist, wenn es einem eben nicht so gut geht.
00:56:59: Und das ist schon irgendwie auch eine ganz tolle Erfahrung.
00:57:04: So und das sind frauen also das muss man jetzt mal festhalten wir reden ja für mit vielen gestern in hier die wirklich viel blödsinn anbacken haben.
00:57:10: Und fast jede betroffen sagt am ende dass sie dem ganzen auch was wirklich positives abgewinnen können.
00:57:16: und das waren schon jetzt echt Themen dabei wo man mit den Ohren geschlackert hat heute auch wieder und alle.
00:57:22: haben irgendwie dieses weinende Auge, was aber so langsam verblasst und vor allem das lachende Auge, weil sie aus dem, was sie da mitbringen, an Thema einfach das Beste rausholen oder das positive sehen.
00:57:32: Und das passt zum Podcast-Namen hier.
00:57:35: Die Krise als Chance sagt man ja auch in der Therapie ganz oft, weil was wäre die alternative Krise als Krise, ist ja total bescheuert.
00:57:43: Ja, das muss man wollen, genau.
00:57:45: Das schaffen eben nur starke Personen und das sind Frauen eben.
00:57:48: Ja, ich glaube aber trotzdem, dass sich so ein... So ein Punkt, bei dem du wirklich das Gefühl hast, ich bin komplett unten, dass dir eine Klarheit über das bringt, was dir im Leben wichtig ist, die wir sonst in all dem Trubel so nicht haben.
00:58:07: Das heißt nicht, dass ich jedem diesen Punkt wünsche.
00:58:10: Ich glaube, da gibt es auch andere Wege, da hinzukommen.
00:58:12: Genau.
00:58:13: Aber weniger Schmerzvolle.
00:58:15: Genau.
00:58:16: Aber wenn das nun mal so der eigene Lebensweg ist, dass einem diese Erfahrung mitgegeben wurde und ich hatte auch schon solche Momente, dann bringt das eine Klarheit mit sich, die wirklich ein großes Geschenk sein kann.
00:58:32: Ja.
00:58:32: Also da kann man sich einfach jeden Tag fragen, wie will ich eigentlich leben?
00:58:36: Das ist eigentlich die wichtigste Frage.
00:58:38: Und die nehme ich auch so als Wertekompass.
00:58:41: Und wenn ich sage, so will ich nicht leben, dann versuche ich, was daran zu ändern.
00:58:44: Sei es jetzt Job oder Beziehung, Freundschaft, Familie, was auch immer.
00:58:50: Probleme anzusprechen.
00:58:52: Also, sich immer wieder zu fragen, bis sie selber einzuchecken und sagen, was ist mir heute möglich und wie will ich eigentlich leben?
00:58:58: Genau, damit die Zeit, die du hier hast, lebenswert ist.
00:59:03: Ich glaube, viel schönere Abschlussworte gibt es kaum noch, oder?
00:59:06: Wie seht ihr das?
00:59:09: Ja, macht das Ganze zu einem runden Gespräch.
00:59:12: Danke, dass du bei uns warst, Sonja.
00:59:14: Vielen Dank für die Einladung.
00:59:15: Ja, und danke für die ganzen persönlichen Insights.
00:59:20: Ich nehme wieder total viel mit.
00:59:22: Ich fand es war ein super spannendes Gespräch, auch das du gesagt hast.
00:59:26: Es gab da schon eine Vorerkrankung mit deiner rezedivierenden Depression, dann das Thema PMDS, was dazu kam, wo du glücklicherweise durch deine eigene Recherche schon sehr, sehr... auch da klar handeln konntest.
00:59:41: und genau wusstest du geh ich hin.
00:59:43: und dann so der blick auf den umgang.
00:59:46: und zum glück helfen bei dir die antidepressiva.
00:59:48: du hast auch eine kombinierte therapie.
00:59:50: da haben wir einen kleinen excurs gemacht wie viele verschiedene ansätze es gibt wenn vielleicht auch manchmal der kopf nicht weiter weiß.
00:59:57: aber vor allen dingen ist es der alltag der für dich wichtig ist, so zu strukturieren, dass es dir gut geht.
01:00:02: Mit genügend Schlaf, mit einer ausgewogenen Ernährung, mit viel Bewegung und mit so viel Freiheitsgraden, dass du dir die Frage erlauben kannst, was möchte ich denn heute machen und was ist mir heute wichtig?
01:00:18: Ja, ich habe mich auch extrem auf diese.
01:00:19: Ich freue mich natürlich auf jede Folge, aber auf die besonders gefreut, weil es einfach wichtig ist.
01:00:23: Und ich denke mir jetzt viel zu hören, fühlen sich da abgeholt und denken, wow, okay, da muss ich nochmal nach recherchieren, ob das vielleicht bei mir auch zutreffen kann.
01:00:31: Und genau darum geht es aus diesen drei bis acht Prozent, was wir anfangs gehört haben, dann doch vielleicht eine etwas realistische Zahl zu machen.
01:00:37: Und dann wird diesen Menschen eben auch geholfen und kann man denen helfen, wenn erst mal die richtige Diagnose gestellt ist.
01:00:44: Ja, und wenn ihr während der Folge gedacht habt, ja, das war wirklich super lehrreich und wichtig, was hier so besprochen wird, dann vergiss bitte nicht, ein Abo da zu lassen.
01:00:51: Und wenn dir der Podcast so richtig, richtig gut gefällt, darfst du natürlich auch gerne eine fünf Sternbewertung da lassen.
01:00:57: Und der Podcast, der ist für euch, ich habe es gerade gesagt, falls ihr Fragen, Anregungen oder Wünsche habt, kommentiert direkt hier unter der Folge oder schreibt uns einfach auf Instagram entweder an mich, an gynikopunktlogisch oder an die linda psychologin unterstrich linda leinweber.
01:01:13: Und nächste Zeit, da ist dann auch schon wieder Zeit für Wunder, das Wunderfrau als faszinierendes Meisterwerk.
01:01:19: Wir freuen uns auf euch.
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